Windräder stören die Unesco nicht

Blieskastel · Windkraftnutzung und die entsprechenden Anlagen sind keine Gefahr für den Status eines Biosphärenreservats. Dies betont der Zweckverband. Ohnehin dürften keine Anlagen in der Kernzone errichtet werden.

 Die Nutzung der Windkraft stellt auch in der Biosphäre Bliesgau ein wirksames Instrument des Klimaschutzes dar, lautet ein Argument des Biosphärenzweckverbandes. Foto: Joachim Schickert

Die Nutzung der Windkraft stellt auch in der Biosphäre Bliesgau ein wirksames Instrument des Klimaschutzes dar, lautet ein Argument des Biosphärenzweckverbandes. Foto: Joachim Schickert

Foto: Joachim Schickert

Der Bau von Windkraftanlagen an einigen Standorten innerhalb des Bliesgaus ist mit den Vorgaben der Unesco und des deutschen Nationalkomitees "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) vereinbar. Mit dieser Klarstellung ist der Biosphärenzweckverband Behauptungen von Bürgerinitiativen entgegengetreten, wonach der Bliesgau Gefahr laufe, mit dem Bau von Windkraftanlagen die Anerkennung als Biosphärenreservat zu riskieren (wir berichteten). Das Biosphärenreservat unterstreiche mit dem Bau von Windkraftanlagen den Anspruch, über den Erhalt der biologischen Vielfalt hinaus auch Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung zu sein und Beiträge zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zu leisten. Wie Verbandsvorsteher Alexander Rubeck , Geschäftsführer Walter Kemkes sowie der Klimaschutzmanager für die Biosphäre Bliesgau, Hans-Henning Krämer, vor der Presse erklärten, verpflichteten sich Biosphärenreservate neben einer nachhaltigen Landnutzung und dem umweltverträglichen und ressourcenschonenden Wirtschaften auch, Maßnahmen zur Energieeffizienz und zum Ausbau erneuerbarer Energien bei Einhaltung hoher Standards zu ergreifen.

Pflegezonen sind tabu

"Diese Maßnahmen berücksichtigen selbstverständlich die hohe Ausstattung mit Schutzgebieten der Biosphärenreservate allgemein und des Biosphärenreservats Bliesgau insbesondere, wo 28 Natura-2000-Gebiete und 35 Naturschutzgebiete vorhanden sind. Ebenso gelten die Kern- und Pflegezonen als Tabubereiche für die Windkraftnutzung", so die Biosphären-Experten. Diese und weitere Einschränkungen seien bei der Aufstellung der Flächennutzungspläne in den Kommunen umfassend berücksichtigt worden und Gegenstand der weiteren Genehmigungsverfahren. "Im Hinblick auf das Landschaftsbild sind die Auffassungen über die Eigenart, Vielfalt und Schönheit der Landschaft in aller Regel subjektiv. Zudem werden Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes, die vom Bau, der Errichtung und dem Betrieb einer Windenergieanlage ausgehen, im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bewertet und müssen gegebenenfalls minimiert und kompensiert werden", so Geschäftsführer Kemkes. Nachteilige Auswirkungen der Windenergie auf den Tourismus seien differenziert zu betrachten, "schließen sie aber nicht generell aus". Die Nutzung der Windkraft stelle auch in der Biosphäre ein wirksames Instrument des Klimaschutzes dar.

Genug Wind in Höhenlagen

Die Höhenlagen des Bliesgaus wiesen an etlichen Standorten ausreichend Wind auf, um die Anlagen wirtschaftlich betreiben zu können. Diese Grundlagen fänden auch Eingang in den Masterplan "100 Prozent Klimaschutz", den die Verbandsversammlung des Biosphärenzweckverbands im September 2014 beschlossen habe, wie Klimaschutzmanager Hans-Henning Krämer hervorhob. Die Potenziale der Windkraft für den Bliesgau beliefen sich auf rund 100 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Damit ließen sich derzeit 20 Prozent des Strombedarfs im Reservat decken. "Vom Betrieb der Anlagen können nicht nur Kommunen über Pachtzahlungen sowie Gewerbesteuern partizipieren. Angebote für Bürgerwindparks bieten auch den Bewohnern Möglichkeiten, sich an entsprechenden Projekten zu beteiligen", hieß es abschließend.

biosphaere-bliesgau.eu

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HintergrundIn einem Schreiben hatten Ende Februar dieses Jahres fünf Bürgerinitiativen im Bliesgau die Landesregierung unter anderem aufgefordert, die Biosphäre als Ausschlussgebiet für die Windenergienutzung zu definieren. Großwindanlagen seien im dicht besiedelten und artenreichen Bliesgau fehl am Platz. Protestveranstaltungen, Gespräche in der Staatskanzlei und im Umweltministerium, Petitionen, regelmäßige Bürgerdemonstrationen und mehrere Unterschriftenaktionen hätten die Problematik bewiesen. Die Ministerpräsidentin wurde gebeten, im Landtag eine Entscheidung herbeizuführen, damit das Biosphärenreservat eine konsequente Naturregion bleibe. ert

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