Motto: Energiewende jetzt Wie Blieskastel Energie sparen will

Blieskastel · Das Brauchwasser bleibt kalt, Hallen mit unwirtschaftlichen Heizungen werden geschlossen – das sind zwei Maßnahmen, mit denen Blieskastel angesichts der Strom- und Gaskrise Energie einsparen will. Für die Privathaushalte ist ein Modellvorhaben angedacht.

Die Gaskrise infolge des Ukraine-Kriegs zwingt auch Blieskastel zu Einsparungen beim Thema Energie.

Die Gaskrise infolge des Ukraine-Kriegs zwingt auch Blieskastel zu Einsparungen beim Thema Energie.

Foto: dpa-tmn/Marijan Murat

Die nicht zuletzt durch den Angriffskrieg Putins in der Ukraine ausgelöste Energiekrise verlangt den Bürgern auch in Blieskastel drastische Einschnitte im Umgang mit Energie ab. Schon jetzt sind die Kosten für Sprit, Gas, Öl, Elektrizität, aber auch nachhaltige Energierohstoffe wie Pellets erheblich gestiegen. „Wir alle müssen spätestens mit der zum Jahreswechsel anstehenden Jahresrechnung, aber auch den Vorauszahlungen für das nächste Jahr, mit deutlich höheren Kosten rechnen. Wir erwarten, dass die Bundesregierung insbesondere Geringverdiener, Studenten und Rentner mit geringen Ruhestandseinkommen, die diese Kosten nicht aus eigener Kraft tragen können, entlastet“, so der für Soziales zuständige Beigeordnete, Guido Freidinger in einer Pressemitteilung.

„Aber auch die Stadt selbst muss nicht nur wegen der zu erwartenden massiven Steigerung der Ausgaben für Energie und den daraus resultierenden Belastungen für den städtischen Haushalt ihren Beitrag zu der von der Bundesregierung ausgerufenen Energiewende leisten. Die bereits jetzt umgesetzten Maßnahmen, wie Reduzierung der Beleuchtung im öffentlichen Raum, der Verringerung der Wassertemperatur im Hallenbad und die Schließung, beziehungsweise Nicht-Wieder-Öffnung der Sauna, werden bei weitem nicht reichen“ so Bürgermeister Bernd Hertzler. „Im Rahmen unserer bereits im Frühjahr gestarteten ‚Energiewende jetzt‘-Strategie, bei deren Planung und Umsetzung uns die Stadtwerke Bliestal und die Pfalzwerke unterstützen, haben wir inzwischen weitere Maßnahmen ergriffen, die auch langfristig zu einer Verringerung des Energieeinsatzes und damit der Einsparung von Kosten und CO2 führen werden.“

Eine Arbeitsgruppe, die bereits seit Ende Juli die Energieverbräuche in städtischen Gebäuden und Einrichtungen ermittelt und die Wirtschaftlichkeit der Energieerzeugungsanlagen überprüft, erarbeitet derzeit Vorschläge zur Energieeinsparung, heißt es in der Mitteilung aus dem Blieskasteler Rathaus weiter. Warmes Brauchwasser für Duschen und Handwaschbecken wird wohl zukünftig nur noch in Ausnahmefällen zur Verfügung stehen. „Dabei werden wir wohl auch nicht umhinkommen, Hallen, deren Heizungsanlagen besonders unwirtschaftlich laufen und die gleichzeitig wenig genutzt werden, stillzulegen. Betroffenen Hallennutzern soll dann im Zweifel die Mitnutzung anderer, wirtschaftlicherer Hallen angeboten werden.“ Dabei werde man so weit wie möglich die besonderen Interessen der Betroffenen berücksichtigen, so der Beigeordnete. Mittel- und langfristig müssten aber viele inzwischen total veraltete Heizungsanlagen erneuert und damit erhebliche Mittel aus dem Haushalt aufgewandt werden, heißt es weiter.

Einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Effizienz von technischen Anlagen, aber auch bei verwaltungsinternen Abläufen, soll das zukünftige Gebäudemanagement leisten, für dessen Inangriffnahme im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit mit Gersheim nun hoffentlich bald grünes Licht seitens des saarländischen Innenministers gegeben werde. Auch dieser Vorschlag liege nun dem Stadtrat zur Beschlussfassung vor.

Ein weiterer wichtiger Baustein zum Ausbau erneuerbarer Energien und damit auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz ist die Erarbeitung eines Steuerungsrahmens zur flächenhaften Solarenergie-Nutzung („Freiflächen-Photovoltaikanlagen“) in Blieskastel. Auch hierzu hat die Verwaltung nach eigenen Angaben eine Beschlussvorlage zur Beauftragung eines unabhängigen Planungsbüros dem Stadtrat zur Entscheidung in seiner nächsten Sitzung vorgelegt.

Völlig neue Wege will die Stadt nun in Zusammenarbeit mit den Stadtteilen gehen. Ausgangspunkt ist, dass die Erzeugung von Wärme mit Abstand der größte Energieverbraucher in den privaten Haushalten ist. In einem Modellvorhaben möchte die Stadt daher die künftige Wärmeversorgung neu denken. Geplant sei die Entwicklung eines zukunftssicheren und wirtschaftlichen Energiekonzeptes mit hohem Unabhängigkeitsgrad.

Zur Entwicklung und Umsetzung einer derartigen lokalen/dezentralen Wärmeversorgung sei die Beteiligung von interessierten Bürgern stark gefragt. „Mit fachlicher Unterstützung unserer städtischen Energieversorger und eines entsprechenden energiewirtschaftlichen Ingenieur- beziehungsweise Planungsbüros wollen wir gemeinsam mit den Bürgern in Stadtteilen oder Quartieren, die sich dafür bewerben, eine individuelle, wirtschaftliche Alternative zu den heute noch gängigen klimaschädlichen Einzelfeuerungsanlagen entwickeln. Wir haben hierzu Ende letzter Woche die infrage kommenden Ortsvorsteher zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um ihnen das Projekt und seine Ziele genauer zu erläutern. Die Ortsvorsteher sind nun eingeladen, als Multiplikatoren ihre Bürger über dieses Vorhaben in geeigneter Form – Ortsratssitzung oder Bürgerversammlung – zu informieren und möglichst dafür zu begeistern“, so der Beigeordnete, der derzeit den im Urlaub weilenden Bürgermeister vertritt, bei der Vorstellung des Vorhabens in der Ortsvorsteher-Runde.

Warmes Brauchwasser wird es in städtischen Gebäuden und Einrichtungen in Blieskastel wohl bald nur noch in Ausnahmefällen geben.

Warmes Brauchwasser wird es in städtischen Gebäuden und Einrichtungen in Blieskastel wohl bald nur noch in Ausnahmefällen geben.

Foto: picture-alliance/ dpa/Hans Wiedl

Alle Infos würden aber auch für alle Bürger auf der Internetseite der Stadt zum Ansehen und Herunterladen bereitgestellt. Bei der Erstellung der entsprechenden Interessenbekundungen hätten die Stadt beziehungsweise die Mitglieder der städtischen Strategiekommission ihre Unterstützung zugesagt. Die Abgabefrist für die Interessenbekundung sei einvernehmlich auf Freitag, 30. September, festgelegt worden. Danach soll eine Expertenrunde die eingegangenen Bewerbungen bewerten und Vorschläge zur Realisierung machen. „Wir reden nicht nur über erneuerbare Energien, wir setzen die Energiewende tatkräftig um“, so Bürgermeister Bernd Hertzler in seinem Grußwort zu dem Treffen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort