Bücher und Akten von 1844 Geschenk fürs Stadtarchiv Blieskastel

Blieskastel · Das staunte Stadtarchivar Kurt Legrum nicht schlecht, als er einzigartige und wertvolle Unterlagen in Empfang nehmen konnte.

 Bürgermeister Bernd Hertzler und Stadtarchivar Legrum bei der Erforschung des historisch bedeutungsvollen Materials.

Bürgermeister Bernd Hertzler und Stadtarchivar Legrum bei der Erforschung des historisch bedeutungsvollen Materials.

Foto: Uwe Brengel

Kurt Legrum, Stadtarchivar in Blieskastel, konnte einzigartige und wertvolle Unterlagen zu Ballweiler-Wecklingen in Empfang nehmen. Telefonisch wurde von einer Privatperson bei Legrum nachgefragt, ob er Interesse an Büchern und Karten zu Ballweiler habe. Diese wolle man abgeben. Es wurde ein Termin vereinbart. Vor Ort wurde ein größeres Paket vorgelegt. Verschiedene Gegenstände waren sorgfältig und zum Teil einzeln in Packpapier eingeschlagen.

Die Neugier schlug in Begeisterung um, als ersichtlich war, dass im ersten Paket drei Bücher mit dem Grundsteuer-Kataster von Ballweiler-Wecklingen aus dem Jahr 1844 und das „Haus-Steuer-Kataster“ von 1845 verwahrt wurden. Diese waren noch in einem sehr guten Zustand. Des Weiteren lagen noch entsprechende bayerische Katasterkarten aus der Zeit dabei. Diese Unterlagen sind nicht nur von großem Interesse für die Siedlungsgeschichte des Ortes, sondern auch für die genealogische Geschichte der Einwohner.

Aber die Faszination beim Archivar sollte sich noch steigern: Ein weiteres Paket, wie sich später herausstellte, sieben Kilogramm schwer, war ein in geprägtes Ganzleder gebundenes Buch, 16 Zentimeter dick, mit Büttenpapier im Folioformat. Es war das „Renovatur- und Bann-Buch des Dorffes Ballweiler“ aus dem Jahre 1781, der Zeit der Grafen von der Leyen. Die entsprechenden handschriftlichen Einträge in dem Buch kamen von dem hierzu verpflichtenden Feldmesser Schwarz. Gedruckt wurde das Bannbuch in „Bliescastell, bey P. L. Leonard, Hof-Buchdrucker“. Die handschriftlichen Einträge beinhalten zum Beispiel eine Land- und Grenzbeschreibung des Dorfes. Auf den verschiedenen Gewannen des Ortes werden 71 verschiedene Eigentümer von Häusern, Wiesen, Gärten, Äckern und Ödland aufgeführt, ergänzt durch Angaben zur Steuerklasse. Dies sei ein wichtiges und einzigartiges Dokument zur Sozialgeschichte des Dorfes im ausgehenden 18. Jahrhundert, wie Legrum bemerkte.

Auf dem Boden des Paketes lag schließlich noch ein längliches, flaches Gebinde. Legrum verschlug es die Sprache, als er es öffnete. Es war eine zum Katasterbuch gehörige Mappe mit den kolorierten Bannkarten aus dem 18. Jahrhundert. Die Mappe war noch vollständig mit einer Übersichtskarte, dem „Geometrischen Plan des Hochgräfflich Leyschen Dorffes Ballweiler“, und den 15 Detailkarten zu den Gewannen des Ortes. Gezeichnet und koloriert wurden sie vom Renovator Johann Philipp Schwarz, datiert sind sie vom 1. Mai 1783. Die Karten haben die Abmaße 72 x 52 Zentimeter. Eingebunden in diese Mappe ist am Ende noch der „Plan des Herrschafftlichen Wecklinger Hof-Bannes“, gefertigt „6ten Mertz 1789“. Es mag als kleines Wunder erscheinen, dass diese Utensilien die vergangenen Jahrhunderte so gut überstanden haben.

Das Bannbuch und die zugehörigen farbigen Bannkarten sind absolute Unikate. Sie dürften nur noch in diesen Exemplaren existieren. Auch im Fürstlich von der Leyen‘schen Archiv in Waal gab es kein Exemplar mehr. Die Überraschung war komplett, als Legrum mitgeteilt wurde, dass er das ganze Konvolut für das Stadtarchiv Blieskastel kostenlos übereignet bekomme. Es werden die Gegenstände nun im Bestand: Bann- und Katasterbücher und in der Plan- und Kartensammlung im Archiv verzeichnet und aufbewahrt.

Bürgermeister Bernd Hertzler zeigte sich gleichfalls begeistert von den zum Teil über 200 Jahre alten Büchern und Bann- und Katasterkarten aus der von-der-leyen‘schen und bayerischen Zeit. Er bedankte sich ausdrücklich bei dem anonymen Spender. Hertzler legte dar, dass dies ein beredtes Beispiel dafür sei, dass das Stadtarchiv oft auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen sei. Denn ohne die Unterstützung  könnten oftmals die Lücken in der Historie der Stadt  nicht geschlossen werden. Diese sei jetzt für Ballweiler-Wecklingen kleiner geworden.

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