Warnstreik bei Hager in Blieskastel Stillstand in den Hallen

Blieskastel/St Ingbert · Laut IG Metall und Betriebsrat beteiligten sich 900 Beschäftigte in drei Schichten an der Aktion.

 Warnstreik bei Hager: Laut IG Metall legten rund 900 Männer und Frauen die Arbeit vorübergehend nieder.

Warnstreik bei Hager: Laut IG Metall legten rund 900 Männer und Frauen die Arbeit vorübergehend nieder.

Foto: Roman Schmidt

Warnstreikwelle im Saarland auch und vor allem in Blieskastel – in nahezu kämpferischer Manier. Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hatte die IG Metall dazu aufgerufen. Ein regelrechter Mitarbeiter-Stau bildete sich am Dienstag vor den Toren des Blieskasteler Unternehmens Hager – der weltweite Player, einer der führenden Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen für elektrotechnische Installationen in Wohn-, Industrie- und Gewerbe-Immobilien. Inklusive Sicherungskasten, den wohl jeder kennt und besitzt.

Vor Ort war am Vormittag auch Peter Vollmar, der 2. Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft im Bezirk Homburg-Saarpfalz. In der Frühschicht ging es los, 300 Mitarbeiter legten vorübergehen die Arbeit nieder, es trat der Stillstand ein, die Hallen waren leer. Zwei Stunden ging das so am Morgen, die Mittags- und die Nachtschicht, so Vollmar, würden sich ebenfalls dem Warnstreik anschließen. Das seien insgesamt 900 Mitarbeiter.

Unter einem unübersehbaren Banner ist die erste Warnstreik-Gruppe aus dem Werksgelände heraus marschiert. Auf eine größere Kundgebung im Laufe des Tages ist allerdings verzichtet worden, so unser Gesprächspartner, das sei den derzeitigen Umständen in der Pandemie geschuldet. „Die Unterstützung ist gewaltig“, freute sich der 2. Bevollmächtigte der Metaller-Gewerkschaft. Die Situation bei Hager stelle sich indessen so dar: Es gebe „Arbeit ohne Ende“ und es werde im Übrigen auch jede Menge Personal gesucht. „Größter Unmut“ sei in der Belegschaft vorhanden, sie fordert unter anderem vier Prozent mehr Lohn.

Die Hager-Betriebsratsvorsitzende Cornelia Keßler berichtet gegenüber unserer Zeitung, dass man schon ab 5 Uhr Streikblätter ausgeteilt habe, um 11.30 Uhr sei die Aktion dann gestartet. „Es war imposant, alle haben mitgemacht“, fügte sie hinzu. Am Webenheimer Kreisel, der nicht weit weg vom Betriebsgelände liegt, hätten einige Beschäftigte ein großes Plakat mit den Forderungen der Warnstreikenden aufgehängt. Die Geschäftsleitung wollte sich zu den Geschehnissen am Dienstag nicht äußern.

Für diesen Mittwoch (3. März) hat die IG-Metall-Geschäftsstelle Saarbrücken auch die Beschäftigten in fünf Betrieben in St. Ingbert zu Warnstreiks aufgerufen. Gestreikt wird bei der Festo SE & Co KG sowie bei der Festo Polymer GmbH in Rohrbach, bei Voit Automotive GmbH in St. Ingbert, bei der BTI GmbH in St. Ingbert und bei Thyssenkrupp Industrial Solutions AG in Rohrbach. Auch hier werden die Beschäftigten nach Angaben des IG Metall-Bevollmächtigten Patrick Selzer zu Früh-Schluss-Aktionen in der Nacht-, Früh- und Mittagsschicht aufgerufen.

Und was war in Sachen Warnstreik los in der Kreisstadt Homburg? Etwa 250 Beschäftigte der Nachtschichten bei Bosch und Bosch-Rexroth folgten dort dem Warnstreikaufruf der IG Metall Homburg-Saarpfalz und legten am Dienstag um 4 Uhr die Arbeit für zwei Stunden nieder. Die IG Metall-Vertrauensleute verabschiedeten die Streikenden bei der Ausfahrt vom Parkplatz mit Fackeln, Rauchbomben und Musik. Aufgrund des Streiks sei es zu einem vollständigen Produktionsstillstand in den betroffenen Werken gekommen, hieß es vonseiten der Gewerkschaft.

Ralf Reinstädtler, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Homburg-Saarpfalz, kritisierte in seiner Ansprache an die Vertrauensleute die Haltung der Arbeitgeber im laufenden Tarifkonflikt deutlich.

 Flagge zeigen – das war gestern in Blieskastel seitens der Arbeitnehmer angesagt.

Flagge zeigen – das war gestern in Blieskastel seitens der Arbeitnehmer angesagt.

Foto: Roman Schmidt

In den mittlerweile drei Verhandlungsrunden hätten diese „keine konstruktiven Ideen und keinen lösungsorientierten Vorschlag vorgelegt. Im Gegenteil, sie provozieren durch Verweigerung. Sie versuchen die Corona-Pandemie zum eigenen Vorteil zu nutzen und tarifliche Bedingungen beliebiger zu gestalten.“ Sämtliche Forderungen der IG Metall seien zurückgewiesen worden.

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