Von Lustschloss und Soldatenleben

Aßweiler · Einen nicht alltäglichen Wald-Spaziergang erlebten die Teilnehmer der historischen Führung. So trafen sie unterwegs die Gräfin Marianne mit Zofe und Kammerfrau und einen preußischen Soldaten.

 Dem Oberhofkutscher Julius Sonn und den gräflichen Herrschaften folgten 250 Besucher auf historischem Pfad. Foto: Hans Hurth

Dem Oberhofkutscher Julius Sonn und den gräflichen Herrschaften folgten 250 Besucher auf historischem Pfad. Foto: Hans Hurth

Foto: Hans Hurth

Zu einem Rundgang um den ehemaligen Aßweiler Wald mit Erläuterungen zum Lustschloss Bagatelle mit seinem anglo-chinesischen Landschaftsgarten hatte der Arbeitskreis (AK) Heimatgeschichte Aßweiler eingeladen. Der beeindruckende Blick in die Geschichte lockte 250 Besucher an, die unterwegs als Überraschung auf Zeitzeugen trafen. Die Wanderstrecke betrug zwar nur vier Kilometer, doch was Erich Heib vom AK Heimatgeschichte zu berichten hatte, ließ die bewegte Vergangenheit eindrucksvoll lebendig werden. Erste Station war die Schweizerei, deren Umrisse, durch Bänder gekennzeichnet, gut zu erahnen waren. "Das Wohnhaus hatte einen Grundriss von etwa zehn auf elf Meter und der für immerhin 50 Rinder ausgerichtete Stall gar 30 auf elf Meter", wusste Erich Heib. Noch anschaulicher machte dies ein aufgestelltes Modell des landwirtschaftlichen Hofes, das von Horst Helle gebaut worden war.

Weiter ging es zu der westlichen, im Verlaufe der Rundwanderung auch zur östlichen Quelle des Mandelbachs. Beide Quellbäche, so wie sie sich heute darstellen, entstanden 1936 in dem damals sumpfigen Gelände, das durch Drainagen trocken gelegt wurde.

Plaudern mit der Gräfin



Freude dann bei den ersten historischen Zeitzeugen, nämlich Gräfin Marianne (Dagmar Schuler), ihrer Hofdame (Gaby Grell) und der Kammerzofe Henrietta (Monika Link), denn bei ihnen kamen am Bagateller Brunnen Erinnerungen hoch. "Hier stand das Lustschlösschen mit fünf weiteren Gebäuden, darunter der Schönborner Hof und das Komödienhaus, in dem nur die Herrschaften Aufführungen, etwa von Molière , sehen durften", erklärte Gräfin Marianne, die ihrer Kammerzofe Redeverbot erteilte. "Sonst plaudert sie mir noch aus dem Nähkästchen über meinen Bub Philipp", schmunzelte Marianne am Brunnen, der, zwar zugedeckt, noch intakt ist und dessen Wasserstand derzeit wegen der anhaltenden Trockenheit drei Meter unterm normalen Niveau liegt. Erbaut wurden Schloss und Gebäude mit dem anglo-chinesischen Landschaftsgarten um 1788. Aber bereits 1793 wurden die Gebäude von den französischen Revolutionstruppen zerstört.

Ein weiterer Zeitgeselle wartete am ehemaligen Militärlager, der in preußischer Uniform von 1871 gekleidet die Besucher an seinem Leben teilhaben ließ. Vor Zelt, Feuer und Fahne des Kaiserreiches bereitete der Soldat (Marco Hillinger) Eier und Speck zu und beschrieb auf lustige, aber korrekte Art, sein nicht einfaches militärisches Lagerdasein. Begleitet wurde die gesamte Tour von Oberhofkutscher Julius Sonn mit seinem von zwei Kaltblütern gezogenen Landauer, in dem die herrschaftliche Weiblichkeit Platz nehmen durfte.

Hornklänge zum Abschluss

Musikalische Klänge kamen vom Jagdhornbläsercorps Bliesbergerhof um den AK-Vorsitzenden Horst Witte. "Was mir Besucher während der Wanderung erzählen, kann ich nur bestätigen: Dieser Rundgang war ein echtes Erlebnis", fasste Ortsvorsteher Roland Engel zusammen. Am Ende gab es im Hirschgehege der gastfreundlichen Familie Schäfer so für den AK Heimatgeschichte mit Erich Heib als kompetentem Erzähler Komplimente zuhauf für eine nicht alltägliche Zeitreise.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort