Saarpfalz-Touristik kann nur wenig anbieten Im Hawaii-Hemd im Urlaub daheim

Blieskastel · Im Januar war man optimistisch, Urlaubspläne wurden geschmiedet, auch die Saarpfalz-Touristik wollte sich deutschlandweit einen Namen machen. Jetzt ist noch nicht einmal sicher, ob es eine Eselswanderung gibt.

 Der traditionelle Bruder Konrad-Ritt am Pfingstmontag geht von Medelsheim nach Utweiler, diesmal wird er wegen Corona ausgesetzt. Alles, was in diesem Sommer bleibt, ist die sanft hügeligen Landschaft der „Parr“, die der Toskana gleicht. Da kann man sich schon mal hinträumen. Fürs nächste Jahr.

Der traditionelle Bruder Konrad-Ritt am Pfingstmontag geht von Medelsheim nach Utweiler, diesmal wird er wegen Corona ausgesetzt. Alles, was in diesem Sommer bleibt, ist die sanft hügeligen Landschaft der „Parr“, die der Toskana gleicht. Da kann man sich schon mal hinträumen. Fürs nächste Jahr.

Foto: Wolfgang Degott

Urlaub bleibt die populärste Form des Glücks“ – ein Spruch, der gerne in der Werbung genutzt wird. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Werbesprüchen trifft diese Aussage voll und ganz zu, wie noch Anfang des Jahres Zahlen aus der Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen bewiesen. Da war Covid-19 noch kein Thema, noch nicht einmal ein Gerücht aus China. Wie wir heute wissen, kursierte der Erreger tatsächlich damals schon in Europa herum und schickte sich an, Fahrt aufzunehmen. Zunächst unbemerkt zerstörte er genau diese Form des Glücks, nämlich den unbeschwerten Urlaub.

Denn auf das Glück einer Urlaubsreise hatten in der Reisesaison 2019 die meisten Bundesbürger nicht verzichten wollen. 61 Prozent unternahmen vor einem Jahr wenigstens eine Urlaubsreise von mehr als fünf Tagen Dauer. Und was hatten wir noch im Januar in unserer Zeitung geschrieben? „Dass eine Familie ihren Haupturlaub in Erfweiler-Ehlingen verbringt, ist wenig wahrscheinlich, aber dass sie mit den Kindern auf einem Esel durch den Bliesgau zieht, Waldkäuze beobachtet oder in Reinheim einen Kelten-Tag bucht, ist sehr wohl eine Option.“

Damals wussten wir noch nicht, dass genau das eintreten würde, nämlich, dass man im Sommer 2020 tatsächlich seinen Haupturlaub eher in Erfweiler-Ehlingen oder am Losheimer Stausee verbringen würde, als auf Mallorca oder in Rimini. Wobei man nicht einmal weiß, ob hier die Strände für Badegäste überhaupt geöffnet sind. Und wir waren ja noch viel zu optimistisch, denn ob man Waldkäuze beobachten, Kelten-Tage besuchen oder auf dem Esel durch den Bliegau ziehen kann, ist ebenfalls nicht sicher.

Man kann es kaum glauben, wie schnell sich ein Blickwinkel verengen kann: „Allein die rund 400 Veranstaltungen für dieses Jahr rund um die Biosphäre zeigen, dass die Nachfrage immer größer wird. Da geht es um Nähe zur Natur, gesundes Essen und schöne Wanderungen.“ So hatten wir berichtet. Ja, möchte man sagen: Pustekuchen. Oder, wie es Kirsten Schwarz von der Saarpfalz-Touristik formuliert: „Wir wissen noch gar nicht, was überhaupt geht.“

Sie weiß aber schon, was nicht geht: Nämlich im Mai gar nichts und im Juni nicht viel. „Wir überprüfen zusammen mit unseren Natur- und Landschaftsführern, ob das jeweilige Angebot überhaupt den Abstandsregeln entspricht oder nicht. Das ist eine langwierige Sache. Einerseits will man nicht alles absagen, aber andererseits bringt es ja nichts, Angebote aufrecht zu erhalten, die einfach nicht zu den Corona-Vorschriften passen.“

Dazu zählt sie beispielsweise die Kanutouren und das Floß der Nachhaltigkeit auf der Blies. Beides tolle Sommerangebote, die immer ausgebucht waren, aber genau einen Nachteil hatten: Man rückt zusammen, macht etwas gemeinsam, beugt sich über ein Stück Holz oder ein Paddel. „Das war sofort klar, dass das nicht geht“, sagt Kirsten Schwarz.

Natürlich sei die ganze Situation höchst bedauerlich, da gerade im Mai und im Juni die Nachfragen am höchsten sind. Anfang Juni will man sich bei der Saarpfalz-Touristik noch einmal zusammensetzen und überlegen, was passen könnte und was man komplett abschreiben kann. Was klappen könnte, ist das Angebot „Waldwerken“ mit Lothar Wilhelm. Hier, so Kirsten Schwarz, sei man in der freien Natur, jeder habe sein persönliches Holzstück und könne für sich arbeiten. Lothar Wilhelm gehe lediglich herum und gebe Anleitungen, bei denen der Abstand eingehalten werden kann. Es liege keine Gruppenarbeit vor. Ob die Esels- oder Alpaka-Wanderungen, die vogelkundlichen und die Kräuter-Spaziergänge oder das beliebte Felsklettern im Kirkeler Wald sich überhaupt verwirklichen ließen, müsse man erst noch sehen. „Wenn überhaupt, dann nur mit begrenzter Teilnehmerzahl,“ so Kirsten Schwarz.

Auch Pia Schramm vom Biosphärenzweckverband ist noch unsicher, was in diesem Sommer außer privaten Wanderungen durch den Bliesgau überhaupt möglich ist. Sie hat sich jetzt mit der Tourimuszentrale des Saarlandes in Verbindung gesetzt, denn einerseits seien Führungen erlaubt, andererseits gebe es aber auch wieder Einschränkungen. „Ich denke, das wird man im Saarland zentral regeln, und wir passen uns dann mit unseren Angeboten an“, so Pia Schramm.

Was Museen angeht, ist es derzeit noch nicht so, denn die Schlossberghöhlen und das Römermuseum in Homburg sind geöffnet, der Kulturpark in Bliesbruck-Reinheim noch nicht. Was einst als grenzübergreifendes Kulturprojekt konzipiert war, scheitert nun auch hier an den unterschiedlichen Corona-Regeln der beiden Länder - und daran, dass sich das Saarland vom stark infizierten Ost-Frankreich abgrenzte. Was sich aber in den kommenden Tagen ändern könnte, zumindest im Grenzbereich.

Ein weiteres Problem, das sich hingegen nicht einheitlich regeln lässt, so Pia Schramm, seien die Gaststätten und Bewirtungsorte, die als drittes Standbein zusammen mit der schönen Landschaft und den Veranstaltungen für einen gelungenen Aufenthalt in der Biosphäre sorgten. „Ich würde den Wanderern oder Radfahrern auf jeden Fall raten, sich vorher dort zu erkundigen, ob auch wirklich geöffnet ist.“

Denn mit den neuen Abstandsregeln würde es sich für manche Betreiber, die die Bewirtung nebenher machen, einfach nicht lohnen, nur ein paar Tische aufzustellen. „Wenn man nur noch die Hälfte der Gäste empfangen kann, sind für manche Wirte, die nur wenig Raum zur Verfügung haben, die Kosten und die Logistik teurer als das, was von den wenigen Gästen an Geld reinkommt.“

Sie wartet, ebenso wie Kirsten Schwarz, erst einmal auf die Informationen von der Tourismuszentrale, vom Gesundheits- und vom Ordnungsamt. Die beliebten Ferienveranstaltungen für Kinder auf der Kirkeler Burg und im Römermuseum sind komplett abgesagt worden, für Schulen gibt es dort natürlich auch kein Programm. Diese Möglichkeit besteht natürlich auch - also eine komplette Absage aller Veranstaltungen, die in diesem Sommer und Herbst von Saarpfalz-Touristik und dem Biosphärenzweckverband angeboten werden. Aber soweit ist man noch nicht, beide Einrichtungen würden gerne retten, was unter Corona-Auflagen zu retten ist. Ob im Herbst der Landmarkt aufmachen darf, steht auch noch nicht fest. Nachdem im Frühjahr schon der Keramik-Markt abgesagt wurde, könnte den Landmarkt das selbe Schicksal ereilen.

Und noch einmal ein Rückblick auf unseren Bericht im Januar: „Und wie sehen die Urlaubs-Prognosen für dieses Jahr aus? Bereits jetzt sind sich schon fast zwei Drittel aller Bundesbürger sicher, wenigsten fünf Tage zu verreisen. Dagegen weiß nur etwa jeder Siebte, dass er in den kommenden zwölf Monaten nicht verreisen wird. Die restlichen 21 Prozent sind sich gegenwärtig noch unsicher, ob sie verreisen wollen oder nicht.“

Wie die Urlaubsprognosen aussehen, wissen wir jetzt besser. Denjenigen, die noch unsicher waren, wurde die Entscheidung abgenommen, denn die bleiben ebenso zu Hause wie die sieben Prozent, die das ohnehin tun - tja, und die „zwei Drittel aller Bundesbürger“, die werden sich wohl im Hawaii-Hemd irgendwo auf die Wiese legen und sich vorstellen, es wäre Mallorca. Wenn die Saarpfälzer in der Parr wandern, können sie angesichts der sanften Hügel durchaus auch auf die Idee kommen, sie seien in der Toskana. Das Gute daran: das Universitätsklinikum in Homburg steht in Reichweite und hält für den Notfall Betten bereit.

 Waldwerken in der Biosphäre ist eine der wenigen Veranstaltungen, die stattfinden können. Unter der Anleitung von Lothar Wilhelm kann man in der freien Natur den Abstand wahren, denn es ist keine Gruppenarbeit.

Waldwerken in der Biosphäre ist eine der wenigen Veranstaltungen, die stattfinden können. Unter der Anleitung von Lothar Wilhelm kann man in der freien Natur den Abstand wahren, denn es ist keine Gruppenarbeit.

Foto: Eike Dubois

Bevor man ein Angebot bucht, sollte man zuerst immer nachfragen, ob es letztlich auch stattfindet – und zwar bei der Saarpfalz-Touristik, Paradeplatz 4, Blieskastel, Telefonnummer (0 68 41) 1 04 71 74; E-Mail: touristik@saarpfalz-kreis.de.

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