Biosphärenreservat bleibt Die Knüller-Nachricht kommt aus Paris

Saarpfalz-Kreis/Blieskastel · Empfehlung für die Unesco zur erneuten Anerkennung des Biosphärenreservates Bliesgau in Hinblick auf die kommenden zehn Jahre.

 So schön ist es in Medelsheim in der Gemeinde Gersheim, inmitten des Biosphärenreservats Bliesgau.

So schön ist es in Medelsheim in der Gemeinde Gersheim, inmitten des Biosphärenreservats Bliesgau.

Foto: Markus Dawo/Photographer: Markus Dawo

Große Hoffnung für das Saarland, respektive den Saarpfalz-Kreis, und noch verhaltene Freude bei allen Verantwortlichen, die daran mitgearbeitet haben: Der Beratungsausschuss für Biosphärenreservate der Unesco – Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur – hat ein sehr positives Signal gesendet.

Er empfiehlt dem Internationalen Koordinierungsrat, dem höchsten Entscheidungsgremium, die Unesco-Anerkennung für das Biosphärenreservat Bliesgau – für die nächsten zehn Jahre. Nach Informationen unserer Zeitung wurde die positive Entwicklung dieser ganz speziellen Region in den höchsten Tönen gelobt. Auf Nachfrage beim Umweltministerium bestätigte Pressesprecherin Sabine Schorr die Recherchen hinsichtlich dieser Entwicklung, die die Bemühungen aller Akteure in der Biosphäre würdigt. Projekte und Programme zur nachhaltigen Entwicklung seien als „vorbildhaft“ dargestellt worden.

Die Entscheidung des Koordinieriungsrates in Paris wird erst im Laufe des Jahres erwartet (wir berichteten). Doch ein vorgeschaltetes Gremium, das Advisory Committee (Beratungsaussschuss), das die Prüfung der vom Saarpfalz-Kreis eingereichten Unterlagen zur Bewertung (Evaluierung) vornahm, hat dem Rat jetzt eine entsprechende Empfehlung zukommen lassen. Dass an dieser Empfehlung in abschließender Beratung nicht mehr gerüttelt wird, darf erwartet werden.

Saar-Umweltminister Reinhold Jost spart mit Blick auf die nachhaltige Entwicklung nicht mit überschwänglichen Worten: „Mit der erstmaligen Auszeichnung als Unesco-Biosphärenreservat im Jahr 2009 wurde der Bliesgau und seine angrenzenden Bereiche als Unesco-Modellregion von Weltrang geadelt. Eine Auszeichnung, die in Deutschland bislang nur 18 Mal verliehen wurde. Unter den weltweit 701 Regionen, die diesen Titel tragen dürfen, befinden sich klangvolle Namen wie die Everglades oder der Yellowstone-Nationalpark. Dass wir jetzt die berechtigte Hoffnung auf eine weitere Anerkennung haben dürfen, macht uns stolz und gibt Ansporn, das Projekt weiter voranzubringen.“

Der Biosphärenzweckverband Bliesgau mit seinen beiden Geschäftsführern Gerhard Mörsch und Holger Zeck ist stolz auf die Region, „die sich als Modellregion von Weltrang präsentieren möchte“. Und die „eine Schatztruhe für besondere Arten“ darstellt. Mit den besten Attributen versehen, kann man damit auch und vor allem touristisch werben. Im Biosphärenzweckverband Bliesgau bündeln ihre Kräfte die Gemeinden Gersheim, Kirkel, Kleinblittersdorf, Mandelbachtal, die Städte Blieskastel, Homburg und St. Ingbert sowie der Saarpfalz-Kreis und das Saarland.

Das Biosphärenreservat Bliesgau, so erfährt man im Internet, liegt in der südöstlichsten Ecke des Saarlandes, an der Grenze zu Frankreich und Rheinland-Pfalz. Die sanfthügelige Landschaft ist geprägt durch ausgedehnte Streuobstwiesen, wertvolle Buchenwälder, artenreiche Trockenrasen und eine eindrucksvolle Auenlandschaft, die von der Blies durchzogen wird. Der Norden des Bliesgaus ist städtisches Einzugsgebiet – mit einer Bevölkerungsdichte über dem Bundesdurchschnitt ist der Bliesgau im Vergleich zu den anderen deutschen Biosphärenreservaten ohnehin eher städtisch geprägt. Die Stadt-Land-Beziehung mit all ihren Facetten, Einflüssen und Veränderungen ist deshalb einer der Schwerpunkte in der wissenschaftlichen Forschung im Biosphärenreservat.

Eine Besonderheit der Region ist die Vielfalt der Landschaft: Verschiedene Lebensräume greifen auf engem Raum ineinander und sind ein Zuhause für viele seltene Tier- und Pflanzenarten. So beherbergt der Bliesgau etwa 80 Prozent des saarländischen Vorkommens des vom Aussterben bedrohten Steinkauzes. Bemerkenswert sind auch die großen und stabilen Populationen des Goldenen Scheckenfalters und die ausgedehnten Kalkhalbtrockenrasen, auf denen man nahezu die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Orchideenarten bewundern kann. In der wildromantischen Bliesaue findet der aufmerksame Besucher auch die Spuren der Biber, die seit 1999 hier wieder heimisch sind.

Als ein sehr altes Siedlungsgebiet hält der Bliesgau darüber hinaus viele Möglichkeiten zur Spurensuche der römischen und keltischen Besiedlung bereit. Genannt seien an dieser Stelle der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheim oder das Römermuseum in Schwarzenacker.

Der landschaftliche Liebreiz im ländlichen Süden der Region wird durch die Mittelstadt St. Ingbert mit ihren Orten der Industriekultur und dem kulturellen Angebot ergänzt.

Dass diese Region etwas ganz Besonderes ist, findet auch die Unesco. Sie hat erstmals im Mai 2009 den Bliesgau als Biosphärenreservat geadelt und somit die Bedeutung dieser einmaligen Region auf eine globale Ebene gehoben. Der Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und der damit verbundenen Artenvielfalt ist das erklärte Ziel des Biosphärenreservates.

Mit Projekten wie dem „Bliesgau-Regal“ und dem „Bliesgau-Apfelsaft“ möchte die Region deshalb mit den Pfunden wuchern, die sie hat. Die Bliesgau-Produkte sind bereits in zahlreichen Geschäften im Saarland zu finden und auch in der Gastronomie setzen viele Küchenchefs auf regionale Produkte.

 Die Blies, die auch sehr gerne sportlich genutzt wird, schlängelt sich plätschernd durch das Biosphärenreservat.

Die Blies, die auch sehr gerne sportlich genutzt wird, schlängelt sich plätschernd durch das Biosphärenreservat.

Foto: Eike Dubois
 Auch die Imkerei wird in der Biosphäre groß geschrieben. Rund um die Bliesgau-Bienen gibt es zahlreiche Veranstaltungen.

Auch die Imkerei wird in der Biosphäre groß geschrieben. Rund um die Bliesgau-Bienen gibt es zahlreiche Veranstaltungen.

Foto: Wolfgang Henn Saarpfalz-Touristik

Als Tipp am Rande wird vom Biosphärenzweckverband erwähnt, dass Besucher aus dem Saarland und weit darüber hinaus mit einem Faible fürs gute und sehr gute Essen hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.

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