Blieskastel Unermüdlicher Verfechter des europäischen Gedankens

Homburgl/Gersheim · Der ehemalige Gersheimer Bürgermeister Siegfried Wack feiert seinen 75. Geburtstag. Lange Jahre hat er in kommunalpolitischen Ämtern gewirkt.

 Siegfried Wack an seinem Schreibtisch im Wohnhaus in Blieskastel. 

Siegfried Wack an seinem Schreibtisch im Wohnhaus in Blieskastel. 

Foto: Wolfgang Degott

„Es war eine unglaublich intensive und bereichernde Periode, die mit der deutschen Wiedervereinigung begonnen hat und bis zur europäischen Wiedervereinigung, dem Beitritt Polens zu Europäischen Union am 1. Mai 2004, gedauert hat“, beschreibt Siegfried Wack 15 Jahre seines ausgefüllten und arbeitsreichen Lebens, das von Beginn an davon geprägt war, Brücken zu bauen. Als jüngster Bürgermeister des Saarlandes trat der gebürtige Niedergailbacher 1974 seinen Dienst bei der Gemeinde Gersheim an, an diesem Donnerstag, 22. Februar, feiert er in Blieskastel seinen 75. Geburtstag.

Gemeinsam mit seiner Frau Doris fand er 1991 den Weg noch Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern, begann seine Aufbauarbeit als Landrat eines Kreises, in dem rund 50 000 Menschen wohnten, und eine „herausfordernde Zeit, in der er erleben durfte, wie ein Land entsteht“. Dabei baute er auf seinen Erfahrungen auf, die er in seiner Heimat machte. Auf seine Initiative wurde 1988 in Peppenkum, erstmals in einem saarländischen Kindergarten, den Kleinsten die Nachbarsprache Französisch vermittelt. Seine Pionierarbeit setzte er fort, indem er dafür sorgte, dass die „Sprache des Nachbarn“ von eigens eingestellten Lehrkräften auch in die Grundschulen der Bliestalgemeinde einzog. Die Gründung des Vereins „Zone bilingue“ oder der Französisch-Preis der Gemeinde waren weitere Stationen und Grundlage für seine anschließenden intensiven völkerverständigen Bemühungen bei den „Nordlichtern“. Kurzerhand spielte er das Ass seiner bereits an der deutsch-französischen Grenze erworbenen 18-jährigen kommunalpolitischen Erfahrung am Stettiner Haff, der Schnittstelle von Deutschland nach Polen, mit der ihm eigenen bedachten Art, aber mit großem Nachdruck und Überzeugungskraft aus. Geholfen haben ihm auch die Kontakte aus der Paneuropa-Union (PEU). Dass es überhaupt zum Wechsel von der Blies an die Ostsee gekommen war, da war viel Zufall im Spiel. Bei einer Tagung in Prag lernte er den damaligen Vorsitzenden des PEU Mecklenburg-Vorpommerns, Dr. Adam Sonnevend, kennen. Nachdem Wack sein Interesse, bei der Schaffung kommunaler Strukturen helfen zu wollen, flatterten Angebote, darunter auch das des Wirtschaftssenators in Rostock auf den Tisch des „Grenzgängers“. Er prüfte, nahm sich Zeit. „Als jemand, der seine Arbeit an der Grenze erledigt hat, war dies ein ganz reizvoller Aspekt, der den Umzug leichter machte“, so Wack.

In der Rückschau habe es sich als unheimlich erfüllend herausgestellt, zumal er zum Gründungsvater der grenzüberschreitenden Euro-Region Pomerania wurde, deren Präsident einer Kommunalgemeinschaft Akzente setzen konnte. 1994 gründete er die deutsch-polnische Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern, die er 15 Jahre lang führte, und mit der er es schaffte, in 14 Kindergärten polnische Muttersprachler einzustellen. 2012 hob er die Partnergesellschaft im Saarland aus der Taufe, initiierte die deutsch-polnischen Kulturtage an, die in ähnlicher Form zuvor über Jahre als „polnische Woche“ in seiner Wahlheimat für Aufsehen sorgte. 2004 wurde ihm, der seit März 2017 in Blieskastel, im Geburtshaus des Ehrenbürgers Joseph Kardinal Wendel, seine „Basisstation“ gefunden hat, der Goldene Greif, der höchste Orden Nachbarwojewodschaft Westpommern, und in Deutschland 2006 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Mit Genugtuung stellt der Vater dreier erwachsener Kinder fest, dass eine Reihe der von ihm als Bürgermeister initiierten Veranstaltungen, wie das Junioren-Radetappenrennen Trofeo, aber auch die Stiftung Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim heute noch bestehen. Darüber hinaus gehört er den Kuratorien der Europäischen Akademie in Külz/Kulice (Polen) und des Trägerwerks Soziale Dienste an.

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