Großes Aufatmen im Blieskasteler Stadtteil Windpark in Böckweiler ist untersagt

Böckweiler/Saarbrücken · Umweltministerium verweigert die Genehmigung. Bürgerinitiative ist „sehr erfreut und sehr erleichtert“.

 Das ist die Fläche in Böckweiler, auf der die Windräder hätten errichtet werden können. 

Das ist die Fläche in Böckweiler, auf der die Windräder hätten errichtet werden können. 

Foto: BeckerBredel

Großes Aufatmen in einem kleinen Blieskasteler Stadtteil, in dem viele Bürger über Jahre vehement gegen ein Projekt gekämpft haben, das ihrer Ansicht nach den Ort ein für allemal verschandelt hätte. Gestern ereilte sie die Mitteilung aus der Landeshauptstadt, dass der „Windpark Bliesgau Böckweiler“ nicht gebaut wird. Denn das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) hat den Genehmigungsantrag zur Errichtung von zwei Windenergieanlagen in dem ländlich geprägten Stadtteil abgelehnt. Dem Bau stünden Risiken für die Luftverkehrssicherheit sowie arten- und naturschutzrechtliche Belange entgegen. „Sicherer Flugverkehr und der Schutz von Rotmilan, Mäusebussard und Co. sind hier die entscheidenden Versagungsgründe. Die ausführlich begründete Entscheidung belegt auch in diesem Fall, dass wir nicht mal einfach schnell Genehmigungsanträge durchwinken, sondern jeden Fall mit großer Sorgfalt prüfen“, so Umweltminister Reinhold Jost. Das LUA ist seinem Ministerium unterstellt.

Gleich mehrere Gründe gaben laut Jost den Ausschlag für die Ablehnung des Bauantrags zum Windpark. Einmal die Nähe des Flugplatzes Zweibrücken: Beide geplanten Windräder, das habe die luftverkehrsrechtliche Prüfung ergeben, „behindern die Abflugwege der in Zweibrücken startenden Flugzeuge“. Risiken bestünden aus natur- und artenschutzfachlicher Sicht auch für den Rotmilan, den Mäusebussard und die Wildkatze. Außerdem wären im Anlagenbereich Magerwiesen und Halbtrockenrasen betroffen. Sie gelten als zu schützende Gebiete.

Marliese Rauch (66) von der Böckweiler Bürgerinitiative, die sich seit dem Jahr 2013 gegen die Errichtung der Windenergieanlagen in der Gemarkung Hetschenbach wehrt, zeigt sich auch im Namen all ihrer Mitstreiter und Unterstützer „sehr erleichtert und sehr erfreut“. Weil hier ein „wunderschönes Tal“ verschont bleibe von einem Projekt, das auch eine Gefahr für seltene Tiere darstelle. Auch Ortsvorsteher Helmut Ruf ist froh, dass das Umweltministerium die beiden Windräder mit einer Höhe von rund 160 Metern in seinem 340 Einwohner zählenden Dorf nicht genehmigt hat. Denn durch diese wäre ein kleines landschaftliches Idyll zerstört worden. Im Übrigen müsse man auch die Biosphären-Kernzone in Betracht ziehen, die sich hier anschließe.

Der Zweite Beigeordnete der Stadt Blieskastel, Guido Freidinger, erklärte am Donnerstag auf Anfrage unserer Zeitung, dass seinerzeit die Verwaltung zwecks Windenergienutzung Flächen haben ausweisen müssen. Vier waren es insgesamt, der Ratsbeschluss erging im Sommer vor sechs Jahren. (SZ vom 22. August 2013). Woraufhin die Böckweiler Bürgerinitiative die Landesregierung dazu aufforderte, „die verfehlten klimaschutzpolitischen Weichenstellungen der Jamaika-Koalition zu korrigieren“.

Der Naturschutzbund (NABU) im Saarland hat am Donnerstag die Entscheidung zum Windpark einhellig begrüßt. Selbstverständlich stehe auch der NABU konsequent zur Energiewende, dies „allerdings an nachgewiesenermaßen umweltverträglichen Standorten, wofür objektive Kriterien existieren“, so der Landesvorsitzende Ulrich Heintz.

 Der Rotmilan und einige andere Tiere sollen vor Windrädern geschützt werden. So auch in Teilen des Bliesgaus.

Der Rotmilan und einige andere Tiere sollen vor Windrädern geschützt werden. So auch in Teilen des Bliesgaus.

Foto: Rudolf Bigler

Die „Raiffeisen BürgerEnergiegenossenschaft Bliesgau e. G. mit Sitz in Blieskastel hätte den Windpark in Böckweiler gern realisiert und dazu auch den Antrag gestellt. Es werde jetzt beraten, so ein Vorstandsmitglied auf SZ-Anfrage, ob man gegen die Entscheidung des Umweltministeriums vorgeht, oder ob man sich damit abfindet.

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