Tradition in Blieskastel Im alten Gasthaus entstehen jetzt Wohnungen

Blieskastel · Für das Traditionshaus „Schwalb“ in der Blieskasteler Altstadt, das seit 20 Jahren leer stand, wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.

 Das Ehepaar Christel und Heiner Schwalb vor ihrem ehemaligen beruflichen Zuhause, in das derzeit beim Umbau kräftig investiert wird.

Das Ehepaar Christel und Heiner Schwalb vor ihrem ehemaligen beruflichen Zuhause, in das derzeit beim Umbau kräftig investiert wird.

Foto: Hans Hurth

In diesen Juli-Tagen ist es exakt 20 Jahre her, dass das traditionsreiche Gasthaus Schwalb in der Blieskasteler Altstadt „Sommerpause“ machte, eine Pause, die für das Restaurant bis heute andauert und zugleich auch dessen Ende bedeutete – dies nach 154 Jahren als Gasthaus. Das Personal wurde vor 20 Jahren entlassen, der Pachtvertrag nach Streitigkeiten in der Besitzerfamilie gekündigt und Küchenchef Michael Prügel gab die Leitung des Gasthauses ab.

Zuvor führte Heiner Schwalb von 1968 bis Ende 1993 sehr erfolgreich mit seiner Frau Christel das Unternehmen, übergab es am 1. Januar 1994 an seinen Neffen Michael Prügel. Nahezu zwei Jahrzehnte tat sich nach der Schließung nichts, das Gasthaus samt Inventar stand bis letzten Sommer innen wie außen da wie früher. Es war halt geschlossen. Doch die letzten Monate war zu sehen: Es tut sich was. „Zuerst hatten wir überlegt, ein Bistro oder wieder ein Restaurant darin zu eröffnen, doch die gesetzlichen Vorgaben und der Denkmalschutz ließen die Idee schnell in der Schublade verschwinden, zudem ist Blieskastel gastronomisch ja gut aufgestellt“, sagte Heiner Schwalb im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Eigentümer/Erben-Familie aus Kaiserslautern erklärte beim Gang durch das Haus ihr Vorgehen. „Wir entschlossen uns zum Umbau und schufen Wohnungen, eine ist fertig und auch schon vermietet. Weitere sechs Wohnungen, zwischen 50 und 95 Quadratmetern groß, werden folgen, Anfragen sind schon da.“

Es sei ein großer Umbau, für den kräftig investiert werden müsse, derzeit werde neben dem Innenausbau die Außenfassade neu gestaltet.

Ein Blick zurück in die Geschichte des ehemaligen Aushängeschildes der Stadt in der Gerbergasse gegenüber der Wein- und Pilsstube Mühleneck. 154 Jahre bestand „de Schwalb“ als Restaurant, zuletzt wurde es in der fünften Generation geführt. Die Gaststube mit der dunklen Holzvertäfelung, die ihr Alter nicht leugnete, das wertvolle Zinngeschirr auf den Simsen, die alte Uhr, die vielen Bilder und der grüne Kachelofen mit der anheimelnden Gemütlichkeit , dazu Gediegenes mit Pfiff – der Schwalb war etwas Besonders in der Barockstadt.

Julius Adolf Schwalb, geboren 1821 in Lauterecken, landete am Ende seiner „Walz“ im Bliestal und erwarb 1845 das Stammhaus Schwalb. Das jüngste seiner Kinder, Julius, Jahrgang 1878, übernahm das Gasthaus in der zweiten Generation und führte es im Sinne des Vaters weiter.

In der dritten Generation stand sein Sohn, der bekannte Koch und Literat Theo Schwalb in der Küche, Theo starb 1978.Nicht nur als Koch, sondern auch als Stegreif-Dichter machte er sich einen Namen, schrieb am Tisch nach einem kurzen Gespräch seine viel beachteten Reime, daneben veröffentlichte er Lyrikbände und Kochbücher. Wer ihn im Gasthaus erlebte, hat dies bestimmt noch in Erinnerung: Theo Schwalb schrieb sich in jeder freien Minute mit Heiterem zu allen Anlässen in die Herzen seiner Gäste. Seine kleinen gedruckten Büchlein waren stets geschmückt mit Zeichnungen seines Freundes, dem bekannten Maler Hans Dahlem. So das erste Werk „Schwalbenchronik“ – eine Familiengeschichte. Oder das Menü- Buch „Fein gekocht – gut gereimt“.

Im Gasthaus in der Gerbergasse wurde im April 1982 die Theodor- Schwalb-Stube öffentlich vorgestellt. „Sie war Treffpunkt politischer Prominenz vom Ministerpräsidenten bis zu Bürgermeistern aus dem Saarland und der Pfalz“, weiß im Gespräch mit uns noch Heiner Schwalb. Er startete nämlich 1968 in die vierte Generation und legte in dem Gasthaus auf das eh hohe Niveau noch eine Schippe drauf, unterstützt von seiner Ehefrau Christel (75). Heiner Schwalb, der nach dem Besuch des Gymnasiums den Beruf des Kochs in Bischmisheim beim Restaurant Diener erlernte, war später Chefkoch in Liverdun (Frankreich), der erfolgreiche Abschluss fand in der Hotelfachschule Heidelberg statt. Heiner Schwalb führte von 1968 bis Ende 1993 das Gasthaus, übergab es nach den 25 erfolgreichsten Jahren überhaupt am 1. Januar 1994 an seinen Neffen Michael Prügel, den fünften im Bunde der Schwalb-Familie. „Bei mir und meiner Ehefrau Christel hatte der Schwalb nicht nur den kleinsten Stammtisch der Welt, das Gasthaus war stets ausgebucht bei Familienfeiern wie Hochzeiten, Geburtstagen oder Kommunion-Feiern, beliebt und bekannt war das Gasthaus über Landesgrenzen hinweg bei Künstlern sowie Kommunal- und Landespolitikern als Treffpunkt am Mittag oder nach dem Tagesgeschehen vornehmlich bei Wildspezialitäten“, erinnert sich Heiner Schwalb, heute 76.

Das Wild wurde direkt vom Jäger in den Schlachtraum des Gasthauses zum Zerlegen und Verarbeiten gebracht. In der Familie Schwalb/Heisel In Blieskastel war über Jahre in den Ferien stets das Mädchen Annegret zu Verwandten-Besuch und schaute gerne im Schwalb mal rein. Und in diesen Tagen steht die damals kleine Annegret, nun Kramp-Karrenbauer, im Mittelpunkt der Öffentlichkeit als neue Bundes-Verteidigungsministerin. „Bei Familienfeiern, wie kürzlich bei meinem 75. Geburtstag in der Pilgerrast, sind wir heute noch alle zusammen und feiern. Gäbe es das Gasthaus Schwalb noch, hätten wir uns dort getroffen“, erzählt uns abschließend Christel Schwalb.

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