Wegekreuz Ballweiler Tatkraft sichert das steinerne Zeugnis

Ballweiler · Richard Kuhn aus Ballweiler kümmert sich seit Jahrzehnten in Eigenregie um die Pflege der Wegekreuze rund um sein Heimatdorf.

  Neben dem Kindergarten steht in Ballweiler an der Haupt- Durchgangsstraße das restaurierte Wegekreuz.

 Neben dem Kindergarten steht in Ballweiler an der Haupt- Durchgangsstraße das restaurierte Wegekreuz.

Foto: Hurth

Im Monat November haben Kreuze eine besondere Bedeutung. Wer durch das Bliestal wandert, begegnet immer wieder Steinkreuzen, Bildstöcken und Heiligenhäuschen. Sie stehen an Feldwegen und in freier Flur, lehnen sich an Häuser und Kirchen an und sind häufig unter Bäumen und Gartenzäunen versteckt.

Menschen gehen oft achtlos daran vorbei, andere fragen sich gerade jetzt im November, weshalb gerade hier das Kreuz errichtet wurde, fragen nach dem Relief und der Aussage der Inschrift. Das Wegekreuz ist im Bliestal vorherrschend, vielfach wurde es errichtet, um das Dorf zu schützen.

In Ballweiler kümmert sich Richard Kuhn seit Jahrzehnten um die Pflege einiger Kreuze, vor allem um eines der ältesten, bereits im 17. Jahrhundert in Ballweiler-Wecklingen errichteten. „Das Kreuz stand zunächst an der alten Dorfschule neben dem Geburtshaus des bekannten Malers Becker Gundahl, dessen Vater Lehrer in Ballweiler war“, weiß Kuhn. Es steht heute in der Dorfmitte neben dem Kindergarten, 50 Meter vom Kuhn- Anwesen entfernt. „Auf meine Nachfragen hin waren die zuständigen Stellen nicht in der Lage, das Kreuz wieder in seinen alten und vor allem in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen“, blickt Richard Kuhn zurück. „Zusammen mit Andreas Bohr habe ich versucht, eine Lösung zu finden. Sechs verschiedene Ölfarben waren nämlich mit der Zeit aufgetragen und einige verfaulte Stellen galt es zu beseitigen. In Lothringen haben wir ähnliche Kreuze ausgemacht, Andreas Bohr hat dann fachgerecht die Ausbesserungsarbeiten vorgenommen und den Sockel komplett neu gestaltet“, lobt Richard Kuhn, der gemeinsam mit Dietmar Kuhn das restaurierte Kreuz dann mit spezieller Farbe, gestiftet von Nicolaus Mayer aus dem lothringischen Urbach, gestrichen hat und den Betonsockel herrichtete. In den vier Jahreszeiten pflegt die Familie von Richard Kuhn das Kreuz und die Blumenanlage drumherum.

„Geplagt von Hunger, Krieg, Not und Elend – Anlässe für das Setzen von Wegekreuzen gab es früher viele. Aber die Menschen dachten nicht nur in ihren Anliegen an Gott, sie errichteten Kreuze zur Ehre Gottes und bekundeten so öffentlich ihre tiefe Frömmigkeit“, beschreibt Saarpfalz-Kreisdenkmalpfleger Bernhard Becker die, wie in Ballweiler, zu Stein gewordenen Zeugen des Glaubens.

Über 356 davon hat Bernhard Becker in seinem Buch „Wegekreuze im Saarpfalzkreis“ bereits vor 25 Jahren kunst- und kulturhistorisch dokumentiert. „Nicht selten sind es geschichtsinteressierte Bürger wie Richard Kuhn und Andreas Bohr, auf deren Initiative in Kenntnis der historischen Bedeutung Kreuze für die lokale Geschichte restauriert werden.“ Aber auch neuere Kreuze am Wegesrand oder an der Straße sind keine Seltenheit. So steht an der Landstraße zwischen Lautzkirchen und Kirkel ein Kreuz, das an ein Mädchen erinnert, das 1975 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Auch am Biesinger Berg in Blieskastel gibt es ein solches Erinnerungskreuz.

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