Stolpersteine wider das Vergessen

Blieskastel. Wider das Vergessen: Am Pfingstsamstagmorgen hatten sich viele Bürger, Politiker aller Parteien und Initiator Dieter Geis an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse eingefunden. Dort wurde vollzogen, was bereits in 448 anderen Kommunen sichtbar ist: Der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig verlegte Pflastersteine, sogenannte Stolpersteine gegen das Vergessen

Blieskastel. Wider das Vergessen: Am Pfingstsamstagmorgen hatten sich viele Bürger, Politiker aller Parteien und Initiator Dieter Geis an der Ecke Zweibrücker Straße/Gerbergasse eingefunden. Dort wurde vollzogen, was bereits in 448 anderen Kommunen sichtbar ist: Der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig verlegte Pflastersteine, sogenannte Stolpersteine gegen das Vergessen. In Blieskastel wurde ein Projekt des Künstlers fortgesetzt, welches die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, politisch Verfolgter, Zeugen Jehovas und Euthanasieopfern während des Nazi-Regimes lebendig erhält. Dieter Geis hatte die Aktion initiiert, unterstützt von seinen Parteifreunden der Linken. Aber im Vorfeld hatte Geis im Gespräch mit unserer Zeitung betont, dass es sich nicht um eine Parteiangelegenheit handele, sondern dass diese Aktion für alle Bürger der Stadt eine große Bedeutung haben müsse. Und in einer kurzen Rede bedankte sich der Studienrat auch bei den vielen Bürgern von Blieskastel, die durch eine Spende oder Patenschaft das Kunstprojekt möglich gemacht hatten. Konkret heißt dies, dass der Künstler aus Köln Betonsteine verwendet, auf deren verankerter Messing-Oberfläche die Namen und die Begleitumstände ihres Todes oder Verschwindens mit Schlagbuchstaben eingehämmert sind. Die Steine werden in der Straße des letzten Wohnortes der Ermordeten oder Deportierten verlegt. Der Künstler war am Samstagvormittag selbst auf Einladung von Dieter Geis anwesend und verlegte eigenhändig die "Stolpersteine". Dieter Geis zeigte sich "unglaublich froh, dass, wir dieses Projekt so relativ schnell hatten verwirklichen können". Die Verlegung der Steine solle zum Nachdenken anregen, vielleicht sei es ja auch ein Anstoß für weitere Nachforschungen zu bislang ungeklärten Schicksalen. Auch Künstler Gunter Demnig würdigte das Engagement der Bürger für die Aktion. Sie ruhe immer auf zwei Säulen: Zum einen ergriffen die Bürger die Initiative und finanzierten die Steine, welche sie dann (zweite Säule) der Stadt anschließend schenkten. Die Aktion sei somit nicht "aufgedrängt" und käme von den Bürgern selbst. Er widersprach auch dem oft gemachten Vorwurf, nun würden die Bürger ja selbst auf den Toten "herumtrampeln". Demnig: "Mit Trampeln haben sich die Nazis nicht begnügt, da wurde gemordet." Bürgermeisterin Annelie Faber Wegener stellte in ihrer Begrüßungsansprache ebenfalls klar, dass die Stadt und sie selbst eine solche Aktion für sehr wichtig erachteten. "Es besteht die Gefahr in den Schulen, dass dieses Thema durch andere überlagert wird. Deshalb sind solche Aktionen sehr wichtig. Sie machen uns wieder deutlich, dass wir derzeit in Frieden und Freiheit selbst bestimmt leben können", unterstrich die Verwaltungschefin. Auch Fred Oberhauser und Konrad David, letzterer aus Blieskastel stammender Jude, zeigten sich erfreut über diese Aktion wider das Vergessen. "Hier werden endlich auch die vielen Namenlosen, Vergessenen gewürdigt, die unter diesem Gräuelregime mit ihrem Leben sinnlos bezahlen mussten", so Fred Oberhauser. "Hier werden endlich auch die vielen Namenlosen, Vergessenen gewürdigt."Fred Oberhauser

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