Gastronomie in der Corona-Krise Straßenverkauf bringt Geld in Restaurant-Kassen

Blieskastel · Eine Umfrage unter Gastronomen in Blieskastel zeigt: Treue Kunde sind aktuell der Lichtblick, Schließung-Gebot sorgt für Ärger.

 Die Biergärten (hier Pilgerrast im Kloster Blieskastel) bleiben zunächst leer. Dies ärgert die Gastronomen, weil auch sie Abstandsregeln kontrollieren könnten, wie sie meinen.

Die Biergärten (hier Pilgerrast im Kloster Blieskastel) bleiben zunächst leer. Dies ärgert die Gastronomen, weil auch sie Abstandsregeln kontrollieren könnten, wie sie meinen.

Foto: Erich Schwarz

Dank an die treue Kundschaft, aber enttäuscht oder sogar verärgert über die weiterhin bestehenden Beschränkungen: Die Blieskasteler Gastronomen gehen sozusagen auf dem Zahnfleisch und können die weiterhin bestehenden Regelungen in Bezug auf die Gastronomie nicht nachvollziehen. Bekanntlich ist im Saarland noch mindestens bis zum 3. Mai der Betrieb von Gaststätten untersagt. Die Abgabe von Speisen zum Mitnehmen beziehungsweise deren Auslieferung ist Gastronomiebetrieben allerdings weiterhin erlaubt.

Christa Wagner vom Café-Restaurant Wagner in Lautzkirchen ist zufrieden mit dem Zuspruch der Kundschaft: „Das läuft gut, die Kunden bleiben uns treu und wir verkaufen Essen und unseren Kuchen. Und wir sind auch sehr dankbar, dass uns die Kunden weiterhin die Treue halten“. Es sei ihnen wichtig, auch in der Zukunft nach Corona sozusagen für ihre Kunden da zu sein: „Und wir machen das, was wir auch tun dürfen, nämlich den Straßenverkauf.“ Allerdings hat man sich von der Konferenz der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin am Mittwoch mehr versprochen: „Wir sind verärgert, dass für uns in der Gastronomie nicht mehr gelockert wurde“, unterstreicht die Restaurant-Inhaberin. Schließlich sei es sowohl auf der Außenterrasse wie auch im Lokal möglich, die geforderten Mindestabstände einhalten zu können.

Ähnlich sehen es auch die anderen Gastronomen in unserer (nicht repräsentativen) Umfrage. „Ich finde überhaupt nicht, dass wir im Außenbereich oder im Lokal nicht den Abstand einhalten könnten“, ist auch Marcel Wack (Restaurant Zum Pferchtal, Lautzkirchen) mit den weiteren Einschränkungen nicht einverstanden. Beim Einkaufen sehe er durchaus auch Situationen, wo weniger Abstand gehalten wird: „Das mit dem Abstand könnten wir auch, wenn nicht sogar besser regeln“, ist der Gastronom überzeugt. Er sei sehr zufrieden, dass die Kunden den Abholdienst so gut annehmen: „Die Gäste wollen uns unterstützen, das tut auch gut. Aber die Frage ist natürlich, wie lange das anhält. Das wird auch nachlassen, wenn die Leute weniger Geld auf dem Gehaltskonto haben“, sieht der Chefkoch die Lage realistisch. Er ist der Überzeugung, dass man durchaus lockern könnte: „Die Leute wollen raus. Aber ich habe das Gefühl, die Gastronomie wird nicht berücksichtigt“, glaubt Wack.

Jörg Brocker, Sohn von Patric Brocker („Beim Patric“) hilft derzeit seinem Vater in dessen Lokal. Er teilt mit, dass sich das Geschäft in der Woche ganz gut anlasse, am Wochenende läuft es dann sehr gut: „An Ostern kamen wir sogar fast an unsere Grenzen“, lacht der Gastronomie-Junior. Aber auch er findet die weiterhin bestehenden Beschränkungen „eher schlecht, denn irgendwann wird das auch mit dem Bestellen weniger werden“, glaubt auch Brocker.

Einer der dienstältesten Blieskasteler Gastronomen, wie er selbst sagt, ist Elmar Becker (Alt Schmidd und Pilgerrast). Auch er ist froh, dass sein Lieferservice so gut angenommen wird: „Die Leute unterstützen und helfen uns, das freut die Gastronomie sehr“, ist Becker überzeugt. Er weiß auch, dass die Kunden bei den Bestellungen abwechseln, „um uns alle hier in Blieskastel zu unterstützen“. Er sei bemüht, das festangestellte Personal („oft mit Familie“) zu halten. Aber der Getränkeumsatz fehle, auch sei der Betrieb auf dem Kloster vollkommen zum Erliegen gekommen. Er habe bisher allen Verbindlichkeiten nachkommen können, „aber unterm Strich bleibt für mich nichts, denn das Geld aus dem Sofortprogramm ist inzwischen auch aufgebraucht“.

Er sehe ein, dass die Verlängerung der Einschränkungen „aus medizinischer Sicht“ vielleicht berechtigt war, aber es fehlt ihm die Perspektive: „Wir Gastronomen mussten als erste schließen und werden wohl als letzte erst wieder aufmachen können. Wir brauchen dringend ein weiteres Unterstützungsprogramm“, ist er überzeugt. Auch er findet, dass die Gastronomie, vor allem auch im Außenbereich, durchaus die Abstandsregeln einhalten könne: „Da kann ich die Regelung auch nicht nachvollziehen“, sagt Becker. Neben dem Sofortprogramm müsse auch die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt werden. Alle Gastronomen gemeinsam geben an, dass sie “ finanziell bisher „mit einem blauen Auge“ davongekommen seien. Aber weitere Wochen seien wohl kaum durchzustehen.

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