Sitzung des Stadtrates Blieskastel erstmals in Niederwürzbach Viele Gäste werden in „Werzbach“ erwartet

Blieskastel/Niederwürzbach · Wichtige Stadtratssitzung in Niederwürzbach: Der Haushalt und das Thema „Windkraft in Blieskastel“ stehen auf der Tagesordnung.

 Ein bisschen Nostalgie kommt da auf: Erstmals nach 47 Jahren tagt der Stadtrat in Niederwürzbach. Vor der Würzbachhalle zeigen Bürgermeister Bernd Hertzler (l.) und Verwaltungsrat Jens Welsch die Wappenurkunde der damals noch selbstständigen Gemeinde Niederwürzbach.

Ein bisschen Nostalgie kommt da auf: Erstmals nach 47 Jahren tagt der Stadtrat in Niederwürzbach. Vor der Würzbachhalle zeigen Bürgermeister Bernd Hertzler (l.) und Verwaltungsrat Jens Welsch die Wappenurkunde der damals noch selbstständigen Gemeinde Niederwürzbach.

Foto: Erich Schwarz

Es ist wirklich eine kleine Sensation: Seit der Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahre 1974 tagt erstmals der Stadtrat in der Würzbachhalle in Niederwürzbach (Donnerstag, 25. März, 17.30 Uhr). In „normalen“ Zeiten ist man höchstens nur dann in die Bliesgaufesthalle ausgewichen, etwa zu konstituierenden Sitzungen, oder wenn außergewöhnliches Zuschauerinteresse zu erwarten war. Nun also zum ersten Mal in Niederwürzbach.

Der Grund: Es stehen wichtige Tagesordnungspunkte zur Diskussion an, etwa der Haushalt und damit verbundene Sachverhalte. Außerdem wird – wie seit Tagen zu hören ist – auch der Beratungspunkt „Runder Tisch Windkraft“ wieder für erhöhtes Zuschaueraufkommen sorgen. Und da muss man auch einen kurzen Ausflug in die Geschichte starten.

Als der Saarländische Landtag 1974 die Gebiets- und Verwaltungsreform beschloss, wurden die Gebiets- oder besser Kommunalzuschnitte zum Teil mit erheblichen Parteiinteressen diskutiert. Der frühere Bürgermeister von Niederwürzbach, Kurt Hartz (SPD), plädierte schnell für Blieskastel, schließlich erwarteten die Genossen dann dort eine satte Mehrheit.

In Niederwürzbach, wo die allermeisten Bürger in Rohrbach oder St. Ingbert beschäftigt waren, fand eine breite Mehrheit die Idee, nach Blieskastel angekoppelt zu werden, nicht besonders prickelnd. Aber Hartz war clever: Als er merkte, dass seine Idee, sich Blieskastel anzuschließen, nicht die erwartete Zustimmung fand, brachte er schnell eine neue Idee ins Spiel: Groß-Würzbach, also ein Zusammenschluss von Nieder- und Oberwürzbach. Wohl wissend, dass beide Einheiten nicht die damals geforderte Größe von mindestens 8000 Einwohner hätten zusammenbringen können.

Zudem hatte – was viele in beiden Orten bis heute nicht wissen – Nieder- und Oberwürzbach keinen Meter gemeinsame Grenze. Denn die Gemarkung Ommersheim schiebt sich dazwischen. Also hätte man beide Orte nicht zusammenfügen können.

Aber der Vorschlag kam an, die Leute fanden das gut. Nur war klar, dass diese Idee in Saarbrücken gleich vom landespolitischen Tisch gefegt werden würde. Und dann kam es so, wie Stratege Hartz es sich wünschte: Niederwürzbach wurde Blieskastel zugeschlagen, aber juristische Hindernisse erlaubten es nicht, dass Kurt Hartz Bürgermeister werden konnte – was sich insgeheim die SPD und dann auch viele Würzbacher erträumt hatten. Stattdessen war Hermann Gehring (CDU) der erste Bürgermeister des neu geschaffenen Gebildes.

Heute hat man sich längst mit der Realität abgefunden, wenngleich man in Niederwürzbach immer noch in den alten Erinnerungen schwelgt. Nun ist also erstmals seit der 1974er Vereinigung eine Stadtratssitzung in der Würzbachhalle, oder wie es Verwaltungsrat Jens Welsch ausdrückt: „Nach 47 Jahren tagt damit das in der Kommunalverfassung des Saarlandes vorgesehene gesetzlich Organ der politischen Gemeinde, der Gesamtstadt Blieskastel, wieder im Gemarkungsbereich eines satzungsmäßigen und damit nach Ortsrecht bestehenden jetzigen Gemeindebezirks, dem Stadtteil Niederwürzbach.“

Patrick Hüther, Stadtratsmitglied und Chef des Würzbacher CDU-Ortsverbandes freut sich, aber er bedauert es, dass es die Pandemie-Umstände sind, die dies ermöglichen: „In der letzten Sitzung in der Bliesgaufesthalle haben wir ja gesehen, dass trotz der Pandemie Zuschauer gekommen sind. Deshalb ist es mehr als sinnvoll, die Sitzung in eine größere Halle zu verlegen. Wäre diese wichtige Sitzung jetzt noch online, könnten die Werzbacher die Sitzung von zu Hause aus verfolgen“, unterstrich Hüther.

Petra Linz (SPD), Ortsvorsteherin von Niederwürzbach und auch Mitglied des Stadtrats, freut sich besonders, dass im Rahmen der Haushaltsberatungen auch „Würzbacher Themen“ wie etwa der Neubau der Kita, die Weiherbrücke und weitere Punkte auf der Tagesordnung stehen. Man freue sich auf die Stadtratssitzung in Niederwürzbach, die den Bürgerinnen und Bürgern „in der Würzbachhalle großen Raum einer Teilnahme unter den bestehenden Schutzmaßnahmen ermöglicht“, so die Würzbacherin.

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