Singen, was Spaß macht

Blieskastel. Jule Neigel ist erwachsen geworden. Mehrere Jahre war es ruhig um die deutsche Rock-Sängerin, jetzt geht sie wieder auf Tour. Als Julia Neigel, ihren früheren Künstlernamen hat sie abgelegt, und auch die Jule Neigel-Band ist Vergangenheit: "Das war eine ganz andere Frau", ruft sie ins Publikum in der Bliesgau-Festhalle in Blieskastel

 Mit ihrem rockigen Sound, ihrem magischen Blick und ihrer faszinierenden Stimme zog Julia Neigel am Samstag das Blieskasteler Publikum in ihren Bann. Foto: Becker&Bredel

Mit ihrem rockigen Sound, ihrem magischen Blick und ihrer faszinierenden Stimme zog Julia Neigel am Samstag das Blieskasteler Publikum in ihren Bann. Foto: Becker&Bredel

Blieskastel. Jule Neigel ist erwachsen geworden. Mehrere Jahre war es ruhig um die deutsche Rock-Sängerin, jetzt geht sie wieder auf Tour. Als Julia Neigel, ihren früheren Künstlernamen hat sie abgelegt, und auch die Jule Neigel-Band ist Vergangenheit: "Das war eine ganz andere Frau", ruft sie ins Publikum in der Bliesgau-Festhalle in Blieskastel.Acht Jahre dauerte die Schaffenspause, bis sie 2004 mit "Stimme mit Flügeln" ihren neuen Stil präsentierte, reduziert auf Klavier und Gesang.

Ihre neuen Lieder dominieren auch das Programm, mit dem sie am Samstag in Blieskastel auf der Bühne stand. Zum Auftakt "Ich bin da". Neigel mit Klavier solo - ein effektvoller Auftritt, dem sie eine Soul-Nummer folgen lässt. Die Latte für den Rest des Abends liegt.

"Akustik" heißt das Tour-Programm, die kleine Besetzung, Klavier, Gitarre und Schlagzeug spielt "unplugged", und Neigel nutzt die Abwesenheit der großen Rockband, um "einfach zu singen, was uns Spaß macht". Die Bandbreite ist groß. Von Rock über Soul zu Blues und Brit-Pop. Drei Stücke der noch unveröffentlichten CD streut sie ein, aber auch viele Cover-Versionen, darunter "Hijo de la Luna" von Mecano, "Black Hole Sun" von Soundgarden und "Ordinary World" von Duran Duran. Neigel singt nicht einfach nach, sie interpretiert neu und veredelt - bei ihr klingen die meisten Hits noch besser als im Original.

Neigel wechselt zwischen den Stilrichtungen hin und her. Eben noch ein langsamer Blues, dann wieder rockig. Vier Oktaven, so die Ankündigung, umfasse ihre Stimme. Der Umfang ist es weniger, als die Vielfalt, mit der sie sie einsetzt: Mal rauchig, mal fetzig, mal samtig - der Reichtum ihrer Stimme zieht die Zuhörer in ihren Bann.

Zwischen den Stücken plaudert sie mit dem Publikum, erzählt Geschichten von früheren Auftritten, als Julia - damals noch Jule - in der Saarbrücker Garage auf Händen durch den Saal gereicht wurde. 1994 war das, bei der Tournee zu ihrer Platte "Herzlich Willkommen". Einige Fans sind im Raum, die das miterlebt haben.

Ihr selbst sieht man kaum an, wie lange das schon her ist. Nur am Publikum merkt man, dass Neigel älter geworden ist: Mittvierziger und Mittfünfziger dominieren im - bestuhlten - Raum. Die Julia-Fans sind gesetzter, als Jules Fans es waren. Doch die Begeisterung ist noch da. Nach sechs Liedern steht das Publikum auf. Immer wieder, bis zum Schluss. "Es kommen auch wieder Konzerte ohne Stühle", verspricht Neigel.

Neigel plaudert, lacht, animiert zum Mitsingen, als stehe sie nicht vor rund 300 Besuchern in der Bliesgau-Festhalle, sondern vor 10 000 Besuchern in einer großen Arena. Und der Saal ist elektrisiert. Durch den rockigen Sound, ihren magischen Blick, ihre faszinierende Stimme und ihr breites Lächeln. Neigel singt, räkelt sich auf dem Barhocker oder tanzt selbstvergessen auf der Bühne, während ihre Band, der Pianist Simon Nicholls, der Gitarrist Joerg Dudys und der Schlagzeuger Dalma Lima, mit zahlreichen Solo-Einlagen zeigen, dass auch sie musikalisch in der ersten Reihe spielen.

Sie selber verliert nie den Kontakt zum Publikum. Ganz natürlich wirkt sie, wie eine gute Freundin, die zu Besuch gekommen ist und für uns Musik macht. Und man nimmt ihr auch ab, dass es ehrlich gemeint ist, wenn sie bei ihrem Lied "Stern" von der Bühne steigt, die vordersten Reihen persönlich begrüßt und alte Fans willkommen heißt.

Julia Neigel ist nicht geizig. Großzügig reiht sie Song an Song. Wenn andere Künstler bereits die Bühne verlassen, geht sie in die Pause. Nach gut zweieinhalb Stunden gibt es dann - noch einmal in neuem Outfit - noch zwei Zugaben, bei der Julia auch an die Zeit erinnert, als Jule erstmals auf der Bühne stand: Mit "Schatten an der Wand", ihrem ersten großen Hit, verabschiedet sie sich von Blieskastel, verspricht aber: "Ich komme wieder."

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