Der Bürgermeister von Gersheim im Gespräch mit unserer Zeitung Freie Fahrt für die moderne Technik

Gersheim · Seit einem Jahr in Gersheim im Amt: Bürgermeister Michael Clivot. Er benennt seine Ziele und blickt auch zurück.

 Der Sozialdemokrat Michael Clivot ist jetzt seit über einem Jahr der Bürgermeister von Gersheim.

Der Sozialdemokrat Michael Clivot ist jetzt seit über einem Jahr der Bürgermeister von Gersheim.

Foto: Silke Brenner

Es sei ein „überwältigendes Gefühl“ gewesen, als klar war, dass er zum Bürgermeister in Gersheim gewählt worden war. Seit etwas mehr als einem Jahr ist Michael Clivot nun im Chefsessel des Rathauses, übrigens der erste Sozialdemokrat in diesem Amt in der Bliestal-Gemeinde. Im Gespräch mit unserer Zeitung unterstreicht Clivot, dass er inzwischen auch gut in seine Rolle hineingefunden habe, „trotz Corona“. Ja, denn mit Sicherheit hätte auch er sich gern einen anderen Start in seinem neuen Amt gewünscht: „Ich hatte gerade mal zwei Monate im Normalbetrieb“, beschreibt er die Situation.

Es galt zunächst einmal, die Mitarbeiter näher kennenzulernen und sich in den Abteilungen zurechtzufinden. Aber da kam dann auch schon gleich die erste Herausforderung, die Schließung des Bliestal-Freizeitweges zwischen Gersheim und Reinheim. Jetzt musste er sich schon gleich stark reinhängen, „obwohl wir eigentlich nicht zuständig waren“, wie er erläutert. Man habe gleichwohl Druck aufgebaut, aber es hat dann doch eine Zeit gedauert, bis der Weg endlich wieder freigegeben werden konnte (wir berichteten).

Aber neben dem allgegenwärtigen Corona-Management habe man doch schon einiges auf den Weg bringen können. So sei es natürlich auch dieser ganz besonderen Situation zu „verdanken“, dass man in kurzer Zeit auch die Digitalisierung im Rathaus in Gersheim habe vorantreiben können. Und Digitalisierung ist natürlich auch gleich das Stichwort für jenes Wahlversprechen, dass so manch einer im Wahlkampf noch als „mutig“, wenn nicht gar als zu „vollmundig“ bezeichnet hatte:

In fünf Jahren solle es in jedem Ortsteil der Gemeinde eine stabile Internetverbindung geben, hatte der gelernte IT-Spezialist während seines Wahlkampfes versprochen. Tatsächlich wurden die Anstrengungen erheblich verstärkt, die Parr ist jetzt besser versorgt, Seyweiler wurde durch die Telekom mit Breitband versorgt. Die Firma Inexio will die drei Schulen der Gemeinde mit einer Gigabit-Leitung versorgen: „Da werden auch Privathaushalte profitieren“, unterstreicht der Bürgermeister.

Ein weiteres Projekt, das in der Öffentlichkeit auf große Resonanz stieß, war der Bürgerbus. Hier ist man tatsächlich an die Fördertöpfe gelangt, man hat Berater angeheuert und auch schon eine Auftaktveranstaltung durchgezogen. Aber die weitere Verwirklichung stockt – wegen Corona konnten weitere Arbeitstreffen nicht stattfinden. Aber insgesamt fällt die Bilanz für Clivot ganz ordentlich aus: „Ich kann nicht sagen, dass ich etwas nennen könnte, was nicht funktioniert hätte“, ist der Sozialdemokrat überzeugt.

Sicher, für jemanden, der aus der sogenannten freien Wirtschaft kommt, gehen manche Prozesse in einer Verwaltung vielleicht etwas zu langsam. Aber: „Ich habe inzwischen viel gelernt, und mit manchen Dingen muss man sich einfach auch abfinden“. Man habe trotz Pandemie einen ordentlichen Haushalt verabschieden können, einen „ehrlichen Haushalt“, wie Clivot das nennt. Man habe die eingeplante Schulden-Reserve nicht in Anspruch nehmen müssen, gleichwohl bleibe die finanzielle Lage der Kommunen insgesamt sehr angespannt: „Der Saarland-Pakt der Landesregierung zielte zwar in die richtige Richtung. Damit wurde ein Teil der Probleme der Vergangenheit gelöst. Aber damit sind die Probleme der Zukunft noch lange nicht gelöst“, ist Clivot überzeugt. Die Kommunen müssten insgesamt eine bessere Finanzausstattung bekommen, die sich am tatsächlichen Finanzbedarf orientiere.

Auch seien Besonderheiten zu beachten, wie Clivot an einem Beispiel ausführt. So gebe es in der Gemeinde Gersheim zusammen zehn Löschbezirke mit Freiwilligen Feuerwehren. Die Gemeinde Kirkel hingegen, mit einer höheren Einwohnerzahl, müsse indes nur drei Löschbezirke finanzieren. Auch sei es erstrebenswert, dass die Gemeinde ihre Projekte selbst finanzieren könne, ohne auf die sogenannten Bedarfszuweisungen zurückgreifen zu müssen. Die seien oft recht willkürlich verteilt, da spüre man mitunter ein „Gießkannenprinzip“.

Was würde Clivot denn verwirklichen wollen, wenn ein unverhoffter (fiktiver) Geldsegen über die Gemeinde kommen würde? „Ich würde zuallererst alle Kitas und Schulen auf Vordermann bringen, danach auch unsere Dorfgemeinschaftshäuser. Denn auch hier können wir immer nur schrittchenweise reparieren und sanieren“, stöhnt der Verwaltungschef. Aber trotz alledem: „Ich bin sehr, sehr gerne Bürgermeister von Gersheim“, bekräftigt der Chef im Rathaus.

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