Aufnahmestopp Sieben Corona-Infizierte in Bliestal Kliniken

Blieskastel · Patienten werden getestet, evakuiert, und es gilt ein Aufnahmestopp. Ein älteres Ehepaar trat die Flucht schon am Wochenende an.

 Die Mediclin Bliestal Kliniken werden vorübergehend keine neuen Patienten aufnehmen. Unser Bild zeigt den Eingang zur Abteilung der psychosomatischen Medizin.

Die Mediclin Bliestal Kliniken werden vorübergehend keine neuen Patienten aufnehmen. Unser Bild zeigt den Eingang zur Abteilung der psychosomatischen Medizin.

Foto: Hans Hurth

Alles Panikmache, oder was? Es war am Donnerstag vergangener Woche, als unsere Zeitung ein Alarmsignal ans Gesundheitsamt des Saarpfalz-Kreises, respektive an die Öffentlichkeit sendete. Da hatte sich bereits die Tochter eines Ehepaares gemeldet und behauptet, es ginge in Corona-Zeiten in den Mediclin Bliestal Kliniken in Blieskastel-Lautzkirchen drunter und drüber. Ihre Eltern, 81 und 86 Jahre alt, seien Patienten in besagter Einrichtung.

Andere News, und zwar in verschärfter Form, wurden uns dann ebenfalls zugeliefert. Denn zwei Mitarbeiter der Klinik wussten Atemberaubendes zu berichten (SZ vom 26. März). Über unhaltbare Zustände, die niemand abzustellen gedenke.

Gleichlautend hieß es, die Abstände von Person zu Person, vor allem im Speisesaal, würden überhaupt nicht eingehalten, was dann erst einige Zeit später geändert worden sei. Das Personal sei ungeschützt, die Klinik-Leitung agiere gerade so, als würde die Pandemie nicht existieren. Es habe bislang auch keine Mitarbeiterversammlung stattgefunden, bei der sich die Chefetage hätte positionieren und strikte Anweisungen geben können, hieß es aus der Einrichtung weiter. Klinik-Chef Thomas Schneider, mit den Vorwürfen konfrontiert, meinte noch vergangene Woche, die Einlassungen der beiden Mitarbeiter seien „ruf- und geschäftsschädigend“. Am Montag war er für unsere Zeitung nicht mehr zu sprechen, statt dessen verwies er hinsichtlich unserer Anfragen auf die Mediclin-Zentrale in Offenburg und deren Pressesprecherin. Was die kaum vorhandene Kommunikation der Klinik-Leitung mit dem Personal angeht, so erfuhr am Montagvormittag beispielsweise eine Mitarbeiterin nur über den SR und unsere Zeitung, was aktuell in ihrem Haus los ist.

In der Klinik brennt sozusagen einigen Leuten der Kittel. Vorangeschickt sei, dass bereits am Wochenende die beiden eingangs genannten Senioren die idyllisch gelegene Reha-Heimstätte fluchtartig verlassen haben. Sie fürchteten um Leib und Leben, weil sie die strikten Corona-Regeln, die außerhalb des Hauses gelten, in der Einrichtung nicht gewährleistet sahen. Mehr als eine Woche hätte das alte Ehepaar noch in Lautzkirchen verbringen sollen, doch das wollten die Beiden sich nicht mehr antun, wie ihre Tochter berichtet.

Aktuell erfuhr die SZ, dass mittlerweile fünf Patienten und eine Mitarbeiterin positiv auf das gefürchtete Virus getestet worden sind. Allerdings gibt es nach SR-Informationen noch einen zweiten infizierten Mitarbeiter.

Das Gesundheitsamt im Saarpfalz-Kreis hat mittlerweile einen Aufnahmestopp verfügt. Am Montag trat er in Kraft. Derzeit noch rund 300 Patienten, viele betagt und mit Vorerkrankungen, werden in den kommenden Tagen „sukzessive“ nach Hause entlassen. „Die Entlassung erfolgt im Rahmen eines geordneten Verfahrens nach einem dem Gesundheitsamt vorzulegenden Konzept“, heißt es dazu wörtlich. Die Mediclin-Sprecherin in Offenburg erklärte am Montag auf Anfrage, dass „alle Neuaufnahmen mit sofortiger Wirkung ausgesetzt“ seien, um eine Gefährdung für Patienten und Personal zu vermeiden. Die Verantwortlichen handelten in enger Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt, denn momentan befänden sich noch zwei positiv getestete Patienten in der Rehabilitationsklinik, „die isoliert behandelt werden. Die beiden Patienten zeigen nur leichte Symptome.“

Die durchgeführten Maßnahmen nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt laut Mediclin-Zentrale: Die Mitarbeiter würden Schutzmasken tragen und diejenigen, die direkt mit den infizierten Patienten arbeiten, hätten FFP2-Masken (partikelfiltrierend, Anm. d. Red.) zur Verfügung, alle anderen einen OP-Mundschutz. Jeder Patient werde „mindestens einen Tag vor seiner Abreise aus der Klinik getestet und nur bei negativem Testergebnis nach Hause entlassen“.

Die aktuell noch aktiven Reha-Maßnahmen würden in den nächsten Tagen nach und nach auslaufen. Wie vom Ministerium empfohlen, stehe die Rehabilitationsklinik danach zur weiteren Unterstützung der Bevölkerung im Rahmen einer Pandemie-Planung als sogenannte Reserveklinik zur Verfügung.

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