Brennerei in Wolfersheim Dieser Schnaps ist hoch aromatisch

Wolfersheim · In der Schnapsbrennerei in Wolfersheim duftet es in diesen Tagen nach Hochprozentigem. Maische ist mehr als genug vorhanden.

 Gerhard Kessler überwacht gerade den Brennvorgang für einen leckeren Bliesgau-Quetsch. Maximal 145 Liter Maische kann die Wolfersheimer Brennerei in einem Vorgang zu Schnaps verarbeiten.

Gerhard Kessler überwacht gerade den Brennvorgang für einen leckeren Bliesgau-Quetsch. Maximal 145 Liter Maische kann die Wolfersheimer Brennerei in einem Vorgang zu Schnaps verarbeiten.

Foto: Peter Gaschott

Quetsch läuft nicht, wie es Gerhard Kessler erwartet hätte. Obwohl es viele Zwetschgen im Bliesgau gibt, die Ausbeute beim Schnaps ist allenfalls im Normbereich. Gerhard Kessler ist verantwortlich für die Brennerei des Obst- und Gartenbauvereins Wolfersheim. Er ist an vielen der Brenntage vor Ort und kümmert sich darum, dass aus der angelieferten Maische ein guter Schnaps wird. Und Maische wird in diesem Jahr besonders viel angeliefert.

„Öffentliche Brennerei“ steht auf einem Schild am Wolfersheimer „Brennheisje“. Tatsächlich war die Wolfersheimer Schnapsbrennerei ein gutes halbes Jahrhundert tatsächlich öffentlich, eine Zeitlang sogar die einzige kommunale Brennerei Deutschlands.

Die Ursprünge dieser einzigartigen Entwicklung liegen im Zweiten Weltkrieg. Damals war Kupfer kriegswichtiger, gefragter Rohstoff für die Waffenproduktion. Wichtiger jedenfalls als dörfliche Brennkessel. Deshalb wurde im Krieg die Wolfersheimer Schnapsbrennerei demontiert, alle wertvollen Teile verschwanden. Im Jahr 1948 – der Krieg war noch lange nicht vergessen, aber der Drang zu einem normalen Leben trieb die Menschen an – hingen die Bäume voll Obst und die Brennerei wurde schmerzhaft vermisst. Die damals selbständige Gemeinde sorgte für Abhilfe: Ein Brenngerät wurde beschafft, die kommunale Brennerei wurde offiziell genehmigt und nahm ihren Betrieb auf. Einfach war damals das Brenngerät, die Maische musste mehrmals gebrannt werden, damit brauchbarer Schnaps entstand.

Die Brennmeister in Wolfersheim arrangierten sich mit dem Brenngerät. Es ging im Jahr 1974 im Rahmen der kommunalen Gebiets- und Verwaltungsreform in das Eigentum der Stadt Blieskastel über. Der Schnaps war weiterhin gut, aber die Stadt war in ihrer Rolle als Schnapsbrenner nicht glücklich.

Im Jahr 2000 wollte die Stadt die Brennerei schließen. Das wiederum wollten die Wolfersheimer um keinen Preis. Sie gründeten einen Obst- und Gartenbauverein, der von der Stadt Blieskastel die Brennerei zu einem symbolischen Preis übernahm. Seitdem ist sie eine klassische Vereinsbrennerei. Der Obst- und Gartenbauverein organisiert das Brenngeschehen, er sorgt über Brennbeiträge für Kostendeckung und beschert den Stoffbesitzern – so nennt das Brennereirecht die Eigentümer von Obst – leckeren Schnaps. Gebrannt wird nicht nur die Maische von Vereinsmitgliedern, jedermann ist herzlich willkommen, wenn auch Nichtmitglieder eine etwas höhere Brenngebühr zahlen müssen.

Das alte Wolfersheimer Brenngerät blieb bis 2005 im Einsatz. Ihm folgte eine modernere Anlage, die den verdampften Alkohol mehrmals in die Brennblase zurückleitet, bis bestes Ethanol kondensiert.

Seit 1985 steht Gerhard Kessler in der Brennerei und überwacht den Brennvorgang. Der ist bis ins Detail mit dem Hauptzollamt abgestimmt. Denn die Herstellung von Alkohol ist in Deutschland ein steuerrechtlich hochkomplexer Vorgang. Wer sein Obst in Wolfersheim zu Schnaps brennen lassen will, muss es zu Hause einmaischen. Zerkleinern, vergären lassen, in Fässern lagern, bis die Maische ausgegoren ist.

Beim Obst- und Gartenbauverein wird der Obstbrand gemeldet. Dann gibt es einen Brenntermin, den auch der Zoll kennt. Einen Tag vor diesem Termin muss die Maische angeliefert werden. Die Zollmitarbeiter haben jederzeit das Recht, unangemeldet vorbeizukommen, um sich die Maische und den Brennvorgang anzusehen. Es wird nämlich nur die voraussichtliche Alkoholmenge versteuert, die aus der gemeldeten Maische zu erwarten ist. Wer nun bei der Menge der Maische mogelt, kann sich eine Menge Ärger mit dem Zoll einhandeln, denn der Vorwurf der Steuerhinterziehung kommt dann ganz schnell.

Das Gleiche kann passieren, wenn, wie Gerhard Kessler erzählt, manch ein Stoffbesitzer mit Zucker den Alkoholgehalt der Maische nach oben treibt. „Der Zoll hat Richtwerte, wieviel Alkohol die jeweiligen Obstsorten bringen. Läuft ein Brand gewaltig nach oben aus dem Ruder, kann der Zoll sehr schnell hellhörig werden“, warnt er.

Die Maische, die die überwiegende Mehrzahl der Obstbesitzer ins Brennheisje bringt, ist naturbelassen und hoch aromatisch. „Besonders in diesem Jahr. Das Obst liefert tolle, sehr intensive Schnäpse“, erzählt Kessler. Besonders die Mirabelle lief toll. Im August startete der Bennbetrieb mit Kirschen, dann standen Reneclauden, Mirabellen und Trauben auf dem Plan. Bis in den Februar wird noch gebrannt. Als letztes Obst kommen den Winter über die Äpfel und Birnen.

„Wir arbeiten hier ganz nachhaltig mit Holzfeuerung für die Brennblase. In normalen Zeiten, außerhalb der Corona-Beschränkungen, sind die Obstbesitzer dabei, wenn ihr Obst gebrannt wird. Sie müssen außerdem das Brennholz mitbringen, mit dem die Maische erhitzt wird“, erklärt uns Gerhard Kessler abschließend.

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