Nach einer Beschwerde wurde hart durchgegriffen Reha-Patienten kurzerhand des Hauses verwiesen

Blieskastel · In Zeiten von Corona greift die Chefetage der Mediclin Kliniken Lautzkirchen durch und erklärt, warum.

Einen regelrechten Brandbrief haben Georg und Sabine Becker mit großem Verteiler geschrieben. Unter anderem ans saarländische Gesundheitsministerium und auch an Ministerpräsident Tobias Hans. Und an unsere Zeitung. In ihrem Brief haben die Beiden ein ihnen sehr wichtiges und dringliches Anliegen formuliert, das die Mediclin Bliestal Kliniken in Blieskastel-Lautzkirchen betrifft.

Das Ehepaar Becker, wohnhaft im Regionalverband, stellt seine Sorgen dar wie folgt: Ihre Eltern, so Sabine Becker, hätten am Wochenende ihrem Mann und ihr „voller Angst“ am Telefon geschildert, dass verschiedene Patienten besagter Reha-Klinik (,,Orthopädie“) diese am Freitagabend zur Übernachtung in der Familie oder anderswo verlassen hätten. „Mehrere Pflegekräfte mit denen wir telefonierten, haben uns dies aufgrund leerer Zimmer von letzter Nacht bestätigt. Und auch sie sind beunruhigt wegen der Ansteckungsgefahr“, heißt es in dem an die Öffentlichkeit gerichteten Schreiben weiter.

Und dann die Frage, die das Ehepaar umtreibt: „Wie ist das möglich in Zeiten von Corona? Es gibt keinerlei Kontrollen und die Rezeption ist am Wochenende nicht besetzt.“ Verantwortungsgefühl, Fürsorgepflicht und Ausgangsbeschränkung: „Fehlanzeige!!!!“ Sie selbst dürften die Eltern nicht besuchen, beim Essen und überhaupt würden strenge Regeln gelten. Aber nun gebe es „mehrere Personen, die sich wo auch immer übers Wochenende aufhalten“ und am Sonntagabend die geschützten Räume dieser Klinik wieder betreten und womöglich das Virus im Gepäck haben. Es müsse unbedingt per Kontrolle verhindert werden, dass diese Patienten am Sonntag im Laufe des Tages die Reha-Klinik noch einmal betreten. „Bitte handeln Sie umgehend bevor es zu spät ist“, schreiben Sabine und Georg Becker abschließend.

Unsere Zeitung hat am Montag mit Thomas Schneider geredet – Mediclin-Regionaldirektor für Saarland und Bayern. Er schickt voran, dass man als Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung, „anders als ein Krankenhaus, nicht einfach die Klinik schließen und Patienten erst recht nicht eingesperren kann“. Es gelten für sie dieselben Ausgangsbeschränkungen wie für jeden anderen Saarländer auch. Somit dürften sie sich selbstredend mit einem Angehörigen vor dem Haus treffen, oder in der Stadt etwas besorgen gehen. Anders verhalte es sich, wenn jemand ohne ausdrückliche medizinische Erlaubnis/Sonderurlaub (nach einem Sterbefall in der Familie) seine Reha-Maßnahme unterbricht. Etwa indem er am Wochenende nach Hause fährt, dort oder sonstwo übernachtet und dann später eintrudelt, um seine Anwendungen wieder aufzunehmen.

Dass die in Lautzkirchen befindlichen Eltern von Sabine Becker keine Märchen am Telefon von sich gegeben haben, kann indes der Mediclin-Regionaldirektor bestätigen. „Eine Handvoll“ Reha-Patienten habe sich nicht an die Ordnung gehalten. Was möglicherweise sehr unerfreuliche Konsequenzen nach sich zieht. Denn medizinische Rehabilitation ist alles andere als ein Späßchen abseits des gewohnten Lebens.

Die Kostenträger, unter anderem die Krankenkassen oder Rentenversicherungsträger, könnten ihren Versicherten diesbezüglich enorme Schwierigkeiten bereiten. Daher, so Thomas Schneider, wurden die Patienten, die sich nicht an die Ordnung hielten, „zur Rede gestellt, und sie mussten die Reha verlassen“.

Abseits der Corona-Krise sei unerlaubtes Entfernen vom Haus nicht statthaft. Im Übrigen habe man aktuell, und zwar am Montag, alle Patientinnen und Patienten noch einmal auf die Einhaltung der geltenden Regeln hingewiesen.

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