Rap im Gau Mal gesellschaftskritisch, mal provokativ

Bebelsheim · Etwa 600 Zuschauer feiern mit den Rappern Wendja, Manu Meta und Eko Fresh auf dem Grenzlandhof in Bebelsheim.

 Der Wecklinger Manu Meta macht Stimmung beim „Rap im Gau“ auf dem Grenzlandhof.

Der Wecklinger Manu Meta macht Stimmung beim „Rap im Gau“ auf dem Grenzlandhof.

Foto: Jörg Martin

Samstagabend in der Reithalle des Grenzlandhofs. Im vorderen Teil ist eine Bühne aufgebaut. Auf der findet gerade das Abendprogramm der Deutschen Jugend-Islandpferdemeisterschaften statt. Das Hip-Hop-Festival „Rap im Gau“ ist der Höhepunkt am Tag zwei. Gerade zieht der österreichische Rapper Wendja vor allem die weiblichen Jugendlichen der rund 600 Anwesenden des Abends in seinen Bann. „Ihr habt die Formel zum Glück“, ruft Lukas Pöchl, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, dem Publikum zu.

Die Glücklichen tauen schnell auf, gehen zügig mit. Auch, wenn im hinteren Teil einige Eltern sitzen und mit der Art von Musik nicht so richtig was anfangen können. Da passt auch Wendjas-Titel von vor zwei Jahren, „Stadt, Land Fluss – wenn man einfach nur wegwill“, bombig dazu. Auf der Wiese oberhalb, wo das Reiterlager aus ganz Deutschland in Form von Wohnmobilen seinen Platz gefunden hat, sitzen weitere Zuschauer. Meist sind es Mädchen, die sich mit Campingstühlen einen seitlichen Gratis-Logenplatz beschert haben.

Der Österreicher kniet sich tierisch rein und steuert ein attraktives Programm bei. So auch seine erste, am 8. Juni erscheinende, Single „Leb dein Leben“. Mal soll weniger auf die anderen hören und seinen eigenen Weg gehen. Zwei Mädchen nicken sich gutgelaunt zu, als er „Regentanz“ anstimmt. Der Song handelt von der Trennung im Kopf, während das Herz anderer Meinung ist. Die gleichen beiden, nebst einer großen Blonden, lachen, als der Zweite der ORF-Castingshow „Helden von morgen“ das Publikum auffordert, mehr Mut zur Hässlichkeit zu haben. „Leute, ihr seid nicht so schön, wie ihr glaubt“, ruft Wendja von der Bühne. Alle lachen und wissen, wie er es meint.

Weitaus voller wurde der Zuschauerraum, als Lokalmatador Manu Meta die Bühne betritt. Er ist im Saarland kein Unbekannter. Manuel Nicklaus, wie er eigentlich heißt, kommt aus dem Ballweiler Ortsteil Wecklingen. Nicklaus legt offensichtlich großen Wert auf eine attraktive Bühnen-Show, bastelt in der Pause vorher lange an den Accessoires rum und wird von DJ Etienne Nunold und Drummer Tim Louis begleitet. „Rap-im-Gau-yeah“ und „Po-ny-hof“ fordert er staccatohaft sein Publikum zum Mitsingen auf. Das kommt dem Ruf der hyperaktiven Rampensau sofort nach.

Manu Meta ist der aktuelle Rap-Newcomer. Einer, der gerne mit den Worten spielt und sich dabei auf die Schippe nimmt. Wie bei „Zugvogel Maskulin“. Der Song ist geprägt von Heimat und vom Kuhdorf, sagt der Rapper. Quasi seine Hommage an die Landeier. Dann greift er schnell zum Megafon und ruft zu Acapella auf. Das Meiste ist von der Debüt-Platte „Mut im Bauch“, was Programm zu sein scheint. Mittelfinger zeigen verbindet, versichert der agile Wecklinger. Vieles bei ihm ist gesellschaftskritisch. Anderes befasst sich mit Zwischenmenschlichen wie bei „Frau fürs Leben“. Und der eigens für das Festival geschriebene Titel „Ponyhof“ fehlte natürlich auch nicht.

Mitsingen war angesagt, als der bekannteste Deutsch-Rapper, nämlich Eko Fresh auftrat. Der Deutsche mit türkisch-kurdischen Wurzeln, schaffte es in kürzester Zeit die Menge mitfeiern und -toben zu lassen. „König von Deutschland“ nennt sich der Rapper, der eigentlich Ekram Bora heißt. Und das ist seine Rolle, die er verinnerlicht. In der Szene wird er als produktivster Rapper und als jüngstes Rap-Urgestein. Bis nachts um 1.30 Uhr ging die Party auf dem Ponyhof. Dies auch dank eines zweiten Auftritts von Wendja.

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