Offenes Ohr für die Bürger

Blieskastel · Rund 120 Besucher kamen zum „Saarland Dialog“. Hauptthema der Gesprächsrunde, zu der die Ministerpräsidentin die Blieskasteler Bürger aufgerufen hatte, war die aktuelle Flüchtlingssituation.

 Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer war am Dienstagabend in die Bliesgaufesthalle nach Blieskastel gekommen, um mit den Bürgern zu diskutieren. Foto: Erich Schwarz

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer war am Dienstagabend in die Bliesgaufesthalle nach Blieskastel gekommen, um mit den Bürgern zu diskutieren. Foto: Erich Schwarz

Foto: Erich Schwarz

"Saarland Dialog" nennt man in der Staatskanzlei in Saarbrücken eine Diskussionsreihe mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ). "Treffen, informieren, mitreden" hieß die Vorgabe der Veranstalter, die Ministerpräsidentin werde über aktuelle politische Fragen informieren, sich den Fragen und Meinungen "eine Stunde lang auf offener Bühne stellen". Und das Interesse in der Bliesgaufesthalle bei der Auftaktveranstaltung der zweiten Staffel am Dienstagabend war groß, kaum einer der über 120 Stühle im Saal blieb frei. Man hatte eine für die Bliesgaufesthalle ungewohnte Bestuhlungsform gewählt: Die Besucher saßen auf Tribünen am Saalrand, die Ministerpräsidentin und Moderator Oliver Prinz von Radio Salü standen an einem Stehtisch in der Mitte des Raumes. Diese Form der Interaktion erwies sich als sehr kommunikativ, die Atmosphäre war von Anfang an sehr locker.

Diese Veranstaltungsform wurde aus Amerika übernommen, sie bietet eine ruhige Gesprächssituation, aber auch einige Risiken. Aber um es vorwegzunehmen: Es gab keinen Eklat, die Fragen wurden sehr sachlich vorgetragen, und auch die Ministerpräsidentin ließ es locker angehen und antwortete auf alle Fragen. Hauptthema des Abends war - wie hätte es in diesen Tagen anders sein können - die Flüchtlingsproblematik. Und hier hatte eine kluge Regie schon vorgeplant: Mit Christof Hoffmann, dem Direktor des Landesverwaltungsamtes, war sozusagen der Hauptverantwortliche für die Aufnahmestelle in Lebach im Saal. So stand ein ausgewiesener Experte Rede und Antwort. Er verwies darauf, dass die saarländische Aufnahmestelle bundesweit beispielhaft sei. "Kurze Wege und flache Hierarchien" - der Saarländer kennt das, und in Lebach hilft es, die Abläufe zu beschleunigen und die Verfahren so kurz wie möglich zu gestalten. "Natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, auch das gehört zur Wahrheit." Aber: Man arbeite mit vielen Stellen zusammen, habe etwa arabisch sprechende Ärzte oder auch Hebammen vor Ort, auch die Arbeitsagentur habe ein eigenes Büro direkt in Lebach eingerichtet. Aber Annegret Kramp-Karrenbauer machte unmissverständlich klar, dass bestimmte Regeln einzuhalten sind. "Wer von einer Frau kein Essen annehmen will, der geht dann leer aus", stellte sie unter dem Beifall der Zuhörer klar.

Gegen rechte Hetze

Und Beifall gab es auch, als sie sich ganz deutlich gegen die rechte Hetze aussprach: "Man weiß genau was man tut, wenn man hinter bestimmten Fahnen herläuft." Aber auch diese Fragerunde verlief weitgehend sachlich. Und was wurde noch gefragt? Das Spektrum war breit, vom Thema Polizeieinsätze bei Fußballspielen über die Webenheimer Windrad-Problematik, die Präsenz der Polizei in der Fläche bis hin zum desolaten Zustand der Verbindungsstraße zwischen Wolfersheim und Bliesdalheim reichte die Palette der gestellten Fragen. Wobei hier Fragesteller Horst Blumenauer aus Wolfersheim vorschlug, diese Route für den geplanten Fahrradausflug mit Horst Seehofer zu nehmen. Also, durchaus auch humorige Momente in einer ansonsten ernst und seriös geführten Diskussion.

Natürlich waren keine schnellen Lösungen zu erwarten, aber die saarländische Ministerpräsidentin nahm einiges mit. Und sie ist dafür bekannt, dass dies nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sondern dass sie sich durchaus auch um die angestoßenen Probleme kümmert. Nach dem "offiziellen Teil" gab es auch noch die Möglichkeit, der Regierungschefin Sorgen und Nöte persönlich vorzutragen.

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