Kammerkonzert in der Orangerie Mit großer Spielfreude und Elan

Blieskastel · Die Musiker des jüngsten Kammerkonzerts in der Orangerie verbanden Romantik mit Melancholie und Energie. Dafür gab es Bravo-Rufe.

 Anke Heyn (dahinter Fil Liotis am Klavier), Christina Bock und Daniel Bollinger (von links) traten beim Kammerkonzert in der Orangerie in Blieskastel auf.

Anke Heyn (dahinter Fil Liotis am Klavier), Christina Bock und Daniel Bollinger (von links) traten beim Kammerkonzert in der Orangerie in Blieskastel auf.

Foto: Jörg Martin

Die Kammerkonzerte, die der aus Gersheim stammende Klarinettist Daniel Bollinger alljährlich mit dem Verein „Begegnungen auf der Grenze“ in der Blieskasteler Orangerie veranstaltet, sind bereits zu einem festen Bestandteil des Kulturangebotes in der Barockstadt geworden. Am vergangenen Sonntag zeigte sich erneut, dass sich hier im Laufe der Zeit eine Fangemeinde entwickelt hat. Der besondere Reiz der Veranstaltung liegt aber nicht nur im Können und im Charme des Musikers. Vielmehr geht es auch um die befreundeten Künstler, die Bollinger einlädt und die das Programm bereichern. „Wir machen ein schönes Sonntagsvormittagsprogramm“, weckte Daniel Bollinger gleich eingangs Erwartungen, die er und seine drei Mitmusiker auch prompt erfüllten. Hinsichtlich der Auswahl fanden sich bekannte Werke klassischer Komponisten ebenso im Programm wie Raritäten, die zu Unrecht bislang nicht im Vordergrund standen. So auch die drei Sätze von „6 deutsche Lieder“ op. 103 (Louis Spohr) aus der die Mezzosopranistin Christina Bock drei Sätze, nämlich „Sei still mein Herz“, ein Wiegenlied und „Wacht auf“ vortrug. Direkt bei diesem ersten Werk zeigte sich abermals, dass Daniel Bollinger scheinbar ausnahmslos vollen Körpereinsatz beim Spielen gibt. Einfach starr dazustehen, wäre nichts für ihn. Das ist untypisch für einen Klarinettisten, hat aber was. Enormes Temperament und viel Spielfreude bewies aber auch der Fil Liotis. „Als kleine Abwechslung, aber nicht mit weniger Zusammenhang“, kündigte der Pianist mit griechischen Wurzeln das Adagio und Allegro für Violoncello und Klavier op. 70 von Robert Schumann an, das er mit Anke Heyn (Cello) präsentierte. Dabei waren beide Instrumente gleichberechtigt, was nicht selbstverständlich ist. So herrschte schnell Romantik im barocken Gemäuer.

Ähnlich war es auch mit einem der Sätze der Sonate für Klarinette und Klavier (Francis Poulenc). Hier kamen melancholische und energiegeladene Stimmungen hinzu. Vor allem, dass Liotis regelrecht in die Tasten „hämmerte“, schien beim Publikum anzukommen. Das populäre Gassenhauertrio von Beethoven, das Fil Liotis, Daniel Bollinger und Anke Heyn zum Abschluss gaben, zeigte bei den Dreien vor allem eines: Eine mehr als intensive Spielfreude, die man nicht immer vorfindet. Aus den hinteren Reihen der Orangerie war gar ein Bravo!-Ruf zu hören.

Als Zugabe hatte man sich die Arie „Voi che sapete“ aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro ausgesucht“. Eigentlich als Oper geschrieben, imponierte vor allem die Interpretation in der Konzert-Fassung. Das Besondere: Christina Bock, genau wie Anke Heyn aktuell an der Dresdner Semperoper engagiert, sang eine Männerstimme. Fachleute sagen „Hosen-Rolle“ wegen des für die damalige Zeit typischen Beinkleids dazu. Der besondere Reiz bei der großgewachsenen Sängerin war an diesem Morgen das dazu passende Beinkleid. Auch in Dresden singt Bock dieses Stück in der aktuellen Spielzeit. „Sowas sollte man hier öfters haben“, meinte Gerlinde Baumann aus Homburg am Ende.

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