Massen drängen sich auf dem Eis

Niederwürzbach. "Das hat es seit 65 Jahren so nicht gegeben", meinte Gerda Groh. Sie muss es wissen, schließlich hat sie damals im Alter von fünf Jahren mit Schlittschuhen auf dem Weiher erste Rutschversuche gemacht

Niederwürzbach. "Das hat es seit 65 Jahren so nicht gegeben", meinte Gerda Groh. Sie muss es wissen, schließlich hat sie damals im Alter von fünf Jahren mit Schlittschuhen auf dem Weiher erste Rutschversuche gemacht. Seit zehn Tagen ist der Würzbacher Weiher zugefroren, und der Andrang ist so groß, dass sich Niederwürzbacher Bürger kaum an einen solchen Massenansturm von Gästen erinnern können. "Mindestens 15 Zentimeter", schätzte da ein selbst ernannter Eisexperte die Dicke der Eisschicht auf dem Weiher. Und die guten Bedingungen blieben nicht verborgen: Am vergangenen Sonntag herrschte wirklich Hochbetrieb auf dem Eis und rund um den Weiher. Roman Schaller, Inhaber vom "Café am See", kann sich an solche Bedingungen nicht erinnern: "Im vorigen Jahr konnte man gerade einmal zwei Tage auf das Eis. Aber so gut wie in diesem Jahr, noch dazu bei solch einem genialen Wetter, das hat es schon ewig nicht mehr gegeben", meinte der Gastronom. Und er erinnert sich an die Erzählungen seines Opas, der früher für den Forst zuständig war. "Der hatte wohl 1929 veranlasst, dass die Pferdefuhrwerke mit den geschlagenen Baumstämmen über den Weiher fuhren", so die Erinnerungen an den bitterkalten Winter von vor 80 Jahren. Pferdefuhrwerke fuhren in diesem Jahr wohl kaum über die Eisfläche, aber der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So wurde etwa am Sonntag ein Bollerwagen mit darauf installiertem Grill und natürlich einer Kiste Bier gesehen. Viele Schlittschuhläufer und Eishockeyspieler, aber auch viele Spaziergänger waren zu sehen, die einfach nur auf der dicken Eisschicht einen Spaziergang wagten. Rund um den Weiher schon fast chaotische Parkverhältnisse, alle Straßen in der Nähe des Weihers waren zugeparkt. Ein schönes, unerwartetes Wintergeschäft auch für Manfred Becker und Roland Jene, den Betreibern des sommerlichen Biergartens Philippslust. Sie hatten ihren Stand für das Wintergeschäft unten am ehemaligen "Badeplatz" aufgeschlagen. Heiße Würste, Bier, Schnaps, Glühwein und heiße Schokolade waren die absoluten Winterrenner. Wer sich auch von außen aufwärmen wollte, konnte dies an einer großen Tonne mit Feuer tun. "Am kommenden Sonntag, 18. Januar, wollen wir hier ab elf Uhr ein Neujahrsrendezvous veranstalten. Eingeladen sind alle Bürger und Vereine, denen wir dann noch einmal das Konzept der Nutzung hier präsentieren wollen", erläuterte Manfred Becker die Pläne der Biergartenbetreiber. Bis dahin wird das Eis vielleicht schon geschmolzen sein. Aber für die Gastronomen um den Weiher war dieses lange Wintergastspiel ein gutes Geschäft. "Es war hier wie im Wintersport. Ich habe den Spruch geprägt: Wie im Urlaub, nur näher", sagt Manfred Becker lachend. Zufrieden war auch Roman Schaller vom Café am See: "Am Sonntag war der Andrang so groß, dass die Leute bei uns im Café den Kuchen im Stehen verzehrt haben." "Wie im Urlaub, nur näher." Manfred Becker, Biergartenbetreiber

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