Lauschtour-“Making of“ Die Geschichten-Finder und -Erzähler

Blieskastel · Marco Neises und sein Lauschtour-Team waren in der Region unterwegs und befragten Experten vor Ort zu den Touren.

         Dagmar Schuler (r.) und Monika Link erzählen Reporter Marco Neises „Stadtgeschichten“ beim Blieskasteler Stadtrundgang.

Dagmar Schuler (r.) und Monika Link erzählen Reporter Marco Neises „Stadtgeschichten“ beim Blieskasteler Stadtrundgang.

Foto: Marco Neises / Lauschtour/Marco Neises

Marco Neises steckt zwar bei unserem Anruf gerade „gedanklich in einem Moor in Nordrhein-Westfalen“, dort ist er gerade eine Lauschtour am Produzieren. Aber trotzdem nimmt er sich Zeit – und hat die Saarpfalz-Lauschtouren gleich präsent. Auch deshalb, weil sie so facettenreich waren. „Es war sehr viel Abwechslung drin, zum Beispiel die Industriekultur in der Alten Schmelz in St. Ingbert, oder der Archäologiepark in Reinheim, da war auch für mich beziehungsweise das Team oft sehr überraschend, was unsere Experten vor Ort da zu erzählen hatten“. Neises, von Hause aus Rundfunkredakteur, stimmte das „Drehbuch“ mit Kirsten Schwarz von der Saarpfalz-Touristik ab, recherchierte, traf sich vor Ort mit Kirsten Schwarz und Julia Serov und lud zu den einzelnen Touren jeweils Geschichts- oder Naturkenner dazu. Zum Beispiel den Geologen Matthias Wachmann, die Archäologen Klaus Kell und Andreas Stinsky, die Blieskasteler Stadtführerinnnen Dagmar Schuler und Monika Link oder Wanderführer Peter Steffen und Dominik Hochlenert vom Kulturamt der Gemeinde Kirkel.

„Ich war mit dem Mikro unterwegs, habe gefragt, wir kamen ins Gespräch – ich glaube, irgendwann haben die meisten vergessen, dass da ein Aufnahmegerät mitlief“, sagt Neises. Denn oft waren seine Interviewpartner keineswegs Radioprofis, die es gewöhnt sind, „auf den Punkt“ und ohne „ähms“ und „ähs“ zu sprechen. „Aber das war auch gar nicht die Intention“, erklärt er, „es sollte ja authentisch sein, wie ein Gespräch, da macht auch ein kleiner Dialekteinschlag nichts“. Immer wieder habe ihn die Begeisterung fasziniert, mit der Menschen von „ihrem“ Projekt oder Thema sprachen - „wenn jemand etwas leidenschaftlich erzählt, dann hört man auch gerne zu“.

Zurück in der Agentur in Mainz, ging es dann ans Bearbeiten, ans Schneiden der O-Töne, es wurde getextet und der Sounddesigner sorgte für den „Zuckerguss“ – Geräuscheffekte, wie zum Beispiel das rege Treiben in der römischen Villa, die klappernden Störche in Reinheim oder die „Feenklänge“ im Kirkeler Wald. Die meisten Texte hat Neises selbst gesprochen, in St. Ingbert und auf der Homburger Festung sei seine Kollegin Kathrin Buchheit als Reporterin unterwegs gewesen, Julia Oberst in Mandelbachtal und Kleinblittersdorf.

„Wir waren sozusagen mit den Augen des neugierigen Besuchers unterwegs, und wollten den Blick auf Dinge lenken, die man sonst vielleicht nicht so wahrnimmt“. Unterhaltsam und informativ zugleich sollte die Tour sein, „dass sich Kinder nicht langweilen, und die Erwachsenen sich nicht unterfordert fühlen“. Die Geschichten, die das Lauschtour-Team fand, reichen von den Sagen im Kirkeler Wald, bis zu archäologischen Erkenntnissen über die Kelten- und Römerzeit in Reinheim – zum Beispiel bei den Ausgrabungen: da ist erstmal nur eine Mauer – erzählt Archäologe Andreas Stinsky dann aber, wie die Römer einkaufen gingen auf der „Shoppingmeile“, sieht man gleich Bilder vor sich. „Oft ist es ja so: man sieht nur das, was man weiß“, sagt Neises.

Seit dem Start am 10. Juli wurden die Saarpfalz-Lauschtouren 2165 Mal in der App geladen (Stand Mitte Dezember). Die Touren werden kontinuierlich genutzt, vor allem an Wochenenden, und pro Download lauschen erfahrungsgemäß mehrere Personen mit. Das erste Projekt für Neises war übrigens in seiner Heimat, der Eifel, ein Audioguide für die Teufelsschlucht. Inzwischen gibt es zahlreiche Lauschtouren in ganz Deutschland, vom Sisi-Schloss in Aichach bis zur „sprechenden Seilbahn“ der Schauinsland-Bahn in Freiburg.

Das Team wird ins Saarland zurückkehren: für die Produktion der Lauschtour zum Saar-Radweg von St. Arnual bis an die Mosel.

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