Rap aus dem Saarland Geboren als Ei vom Land

Blieskastel · Seit gut einem Jahr konzentriert sich der Blieskasteler Manuel Nicklaus alias Manu Meta voll auf seine Musik-Karriere. Nun ist das Album „Mut im Bauch“ auf dem Markt. Für das Musikvideo „Zugvogel Maskulin“ hat er seine Heimat, das 200-Seelen-Dorf Wecklingen, vor die Kamera gestellt.

 Der Rapper Manuel Nicklaus alias Manu Meta.

Der Rapper Manuel Nicklaus alias Manu Meta.

Foto: Layoutist

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages färben die Umgebung golden. Lässig fährt Manuel Nicklaus alias Manu Meta mit einem Motorrad über einen etwas holprigen Weg. Sein weit geschnittenes Tank-Top flattert, die dunklen Haare wehen im Wind. Schnitt. Ein Schwein steckt seinen Rüssel durch ein Stallfenster. Schnitt. Kinder spielen am Bach. Diese Szenen stammen aus dem neuen Musikvideo „Zugvogel Maskulin“ des 28-jährigen Rappers. Drehort: der Bliesgau. Das Dorf Wecklingen und Umgebung, um genau zu sein. Manuels Heimat.

Was das Video besonders macht: Das gesamte 200-Seelen-Dorf hat den Dreh unterstützt. Viele Einwohner stehen sogar vor der Kamera – Kinder, Messdiener, Mitglieder der Feuerwehr, der Schützenverein, ein Schreiner, ein Bauer. Und mehr. „Die alle unter einen Hut zu bekommen, war schwierig“, berichtet Manuel und lacht. Einige seien anfangs skeptisch gewesen. „Hip-Hop war für die Gangster-Musik. Aber irgendwann haben sie verstanden, dass meine Musik anders ist. Dass sie eine Botschaft hat“, sagt er.

Musik begleitet den Saarländer seit seinen Kindertagen: „Meine Familie ist sehr musikalisch. Mein Opa spielte sein Leben lang im Orchester. Mein Papa ist Musiklehrer und leitet drei Chöre.“ Manuel spielt Klavier und Gitarre. Seit einem Jahr widmet er sich ausschließlich seiner Musik-Karriere. Kürzlich hat er sein Debut-Album „Mut im Bauch“ herausgebracht. Ohne Hilfe eines Labels. Ohne finanzielle Hilfe. „Das war extrem schwierig. Man ist quasi gleichzeitig Grafiker, Texter, Manager und Putzfrau“, sagt er. Er liebe es zu texten und auf der Bühne zu stehen, aber alles andere müssten künftig andere machen. Deswegen ist er zurzeit in Gesprächen mit verschiedenen Produktionsfirmen.

Auch im Saarland. Denn hier möchte er bleiben. Vorerst zumindest. „Ich war sieben Jahre lang weg. Jetzt genieße ich es unter Omas und Opas Dach zu wohnen. Nur 50 Meter weiter wohnen meine Eltern“, berichtet Manuel. An den Wochenenden sei er meistens unterwegs. Stehe auf verschiedenen Bühnen. Unter der Woche genieße er dann die Zurückgezogenheit. „Geboren als Ei vom Land“, rappt er deshalb in dem Song „Zugvogel Maskulin“.

Doch neben seiner ersten Heimat gibt es für Manuel noch eine zweite. Eine, die ihn nicht loslässt. In die er immer wieder zurückkehrt und die seine Musik genauso beeinflusst wie sein Heimatdorf: Südafrika. Nach dem Abitur besuchte er die Regenbogen-Nation zum ersten Mal. Ein Jahr lang arbeitete er in einem Freiwilligenprojekt an der Westküste Südafrikas, wo er unter anderem Kinder und Jugendliche der San, den Ureinwohnern Südafrikas, unterrichtete. Zurück in Deutschland beginnt er, in Mainz Politikwissenschaften und Philosophie zu studieren. Für ein Auslandssemester zieht es ihn erneut nach Südafrika. Einige Monate studiert er in Port Elizabeth. Und entscheidet sich danach gegen einen Rückflug. Gemeinsam mit einem Freund reist er per Bus, Zug und Auto zurück ins Saarland. In vier Monaten durchqueren sie 13 Länder. Sein letzter Besuch liegt nur einige Monate zurück. Für einen Musikvideo-Dreh fliegt er zum dritten Mal nach Südafrika. Trifft dort alte Freunde wieder.

Manuel sieht sich als Weltbürger. Als jemanden, der sich überall Zuhause fühlen kann. Was, wie er selbst sagt, auch daran liegt, dass er in Südafrika mit offenen Armen empfangen wurde. Und das will er zurückgeben. Er engagiert sich ehrenamtlich. Für eine Südafrikanerin, die er unterrichtet hat, als sie zehn Jahre alt war, sammelt er Geld, um ihr den Start ins Studium zu ermöglichen. Syrische Flüchtlinge, die in Blieskastel leben, haben Manuel und seine Freunde in ihre Gruppe aufgenommen, damit auch sie sich weit entfernt von ihrer Heimat Zuhause fühlen können.

All die Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren gemacht hat, hat der Rapper in seinem neuen Album verarbeitet. Die guten. Aber auch die schlechten: „Meine Musik ist eine Mischung aus dem Feiern der schönen Sachen und einer gewissen Melancholie wegen all der Sachen, die einen wütend machen, die man aber nur schwer ändern kann.“

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