KEB Maler, Architekt und „Hofmann“

St. Ingbert · Am kommenden Mittwoch, 11. September, findet bei der KEB in St. Ingbert eine Mannlich-Soiree statt.

 Mit einem Faible für das andere Geschlecht: „Die büßende Maria Magdalena“, ein Werk von Johann Christian Mannlich.

Mit einem Faible für das andere Geschlecht: „Die büßende Maria Magdalena“, ein Werk von Johann Christian Mannlich.

Foto: Markus Heitz/Mannlich bilder museum galerie s

Was verbindet Paris mit Kirkel und Neuhäusel? Darauf gibt es nur eine richtige Antwort: Blieskastel. Johann Christian Mannlich hat neben seiner alten Heimat Zweibrücken und Homburg hier ein neues Zuhause bekommen. Im Schloss der Reichsgrafen von der Leyen räumte man ihm sogar eine eigene Wohnung ein. Die Lebenserinnerungen Johann Christians von Mannlich, des Malers, Architekten, Museumsdirektors und Hofmanns im Dienste des Hauses Pfalz-Zweibrücken, dessen Name in Homburg mit Schloss „Carlsberg“ verbunden wird, sind in die Geschichte eingegangen. Sogar ein Gymnasium und ein Bier werden heute nach ihnen benannt.

In der Autobiografie Mannlichs entfaltet sich ein Zeit- und Sittengemälde des Rokoko und der Revolution mit allen Attributen der galanten Welt des 18. Jahrhunderts. So erweitert sich die Heimatgeschichte zur Literatur - und schließlich zur Weltgeschichte. Die bescheidenen Anfänge Mannlichs führten diesen Günstling des Geschicks zunächst von Zweibrücken nach Mannheim, dem geistig-künstlerischen Zentrum des Deutschen Reiches, wo der 15-Jährige von Christian IV. „entdeckt“ und zum Maler ausgebildet wurde. Im Gefolge des Herzogs unternahm er mehrere Reisen nach Paris, wobei dessen Name ihm Tür und Tor zu allen Berühmtheiten des Ancien Régime öffnete. Er wurde mit der Welt des Adels ebenso vertraut wie mit den ersten Künstlern Frankreichs. Mannlich lernte Francois Boucher kennen, seinen Lehrer in der Malerei, die Enzyklopädisten, die philosophischen Vordenker der Französischen Revolution, und Willibald Gluck, den Reformator der Oper.

Was Mannlich auch anpackte, ob im Atelier oder im Pavillon der Madame Pompadour, stets hielt auch Amor ihn beschäftigt. Galante Abenteuer, jene „amour discret“, wie man sie künstlerisch überhöht von Fragonard und Watteau kennt, gehörten so sehr zu seinem Lebenselexier, dass sein Brotgeber, Herzog Christian, ihm nur dann Geld für seine Aktmalerei zusagte, wenn eine alte Dienerin den Sitzungen beiwohnte. Der literarische Teil der Soiree basiert auf Mannlichs Autobiografie, bekannt unter dem Titel „Rokoko und Revolution“, Mannlichs „Dichtung und Wahrheit“. Sie ist und bleibt bis in unsere Tage eine höchst wertvolle Quelle zur Kunst-, Kultur- und Sittengeschichte seiner Zeit, überaus reich an Anekdoten, gleichviel ob sie in Kirkel-Neuhäusel oder in Roms Sixtinischer Kapelle spielen. Die musikalischen Beiträge sind zum großen Teil dem Musikbuch der Zweibrücker Herzöge „Choix de musique“ entnommen. Es enthält so ziemlich alles, was das Rokoko an musikalischen Vergnügungen dem Adel bereithielt, von Solostücken fürs Cembalo bis hin zu Ausschnitten aus gern gehörten Opern und populärer Unterhaltungsmusik: Martinis „Plaisir d’ amour“ etwa, dem wohl berühmtesten „Schlager“ der Epoche, und Paisiellos Ohrwurm aus seinem „Barbier de Séville“. Ergänzt wird das musikalische Programm mit Liedern von Haydn, Mozart und einer Rarität, der Ariette „Einem Bach, der fließt“, aus Glucks Singspiel „Die Pilgrimme auf Mecca“.

Mitwirkende sind Franz und Karin Biet (Sprecher), Karin Biet (Gesang), historische Aufnahmen von der Platte. Termin: Mittwoch, 11. September, um 19 Uhr in St. Ingbert, Konferenzraum KEB, Karl-August-Woll-Straße 33. Kostenbeitrag: drei Euro.

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