„Man muss auch mal Tschüss sagen können“

Blieskastel · Am Wochenende wurde in Blieskastel das 40. und auch letzte Altstadtfest gefeiert. Die Besucher waren damit aber so gar nicht einverstanden.

"Wir lassen es noch einmal so richtig krachen", gab Blieskastels Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener sozusagen das Motto für das 40. und auch letzte Altstadtfest aus. Am Freitagabend wurde das letzte Fest seiner Art in Blieskastel eröffnet, und man wurde das Gefühl nicht los, als trotzten die Bürger dem Abgesang des Festes. Selten war am Eröffnungsabend schon so viel los, was aber auch dem Wetter geschuldet war. Nicht zu heiß, aber trocken und angenehm zeigte sich Petrus mal wieder wohlmeinend mit den Barockstädtern. Die Bürgermeisterin ließ der neuen Landtagsabgeordneten Jutta Schmitt-Lang den Vortritt beim Fassanstich. "Was muss ich denn da machen?", fragte sie noch Georg Schmidt von der Brauerei. Aber sie war eine sehr gelehrige Schülerin: Mit einem satten Schlag war das symbolisch erste Fass Bier des letzten Altstadtfestes angeschlagen.

Ortsvorsteher Jürgen Trautmann gab die sprachliche Orientierung vor: "Das heißt in Blieskastel nicht o'zapft is, sondern es laaft", so seine kleine Mundart-Belehrung für Neu-Festgänger. Es schwang ein bisschen Wehmut mit, aber die Bürgermeisterin und ihr Stab sind wohl zu der Erkenntnis gekommen, "dass solche Fest überholt sind und nicht mehr so richtig in die Zeit passen", wie die Verwaltungschefin in ihrer Ansprache feststellte. Es seien inzwischen andere Feste, sie nannte das Klosterfest, welche das Interesse der Gäste mehr ansprächen. "Die kriegen in Blieskastel alles kaputt", oder "die sollen doch wie der Trump gleich eine Mauer um Blieskastel ziehen", waren spöttische Kommentare von Festbesuchern. Aber Annelie Faber-Wegener gab so etwas wie Entwarnung: Man werde sich Gedanken machen und sei auch froh über Konzeptvorschläge aus der Bevölkerung. Harald Becker, seit Jahren für das Programm und die Abwicklung des Festes verantwortlich - und dafür mit dickem Lob der Verwaltungschefin überschüttet - war auch optimistisch: "Wir machen uns natürlich schon unserer Gedanken, haben auch schon die eine oder andere Idee. Aber wir sind auch offen für ganz neue Vorschläge. Auf jeden Fall sollen auch die Vereine mit ins Boot", so der Blieskasteler Kulturamtsleiter. Christian Weber von der Homburger Brauerei sah die ganze Sache auch sehr gelassen: "Man muss auch mal Tschüss sagen können. Alle Traditionen gehen einmal zu Ende. Und dann muss man sich weiter entwickeln", so der Homburger. Bis dahin durfte dann aber nach altem Altstadt-Fest-Brauch gefeiert werden. Zwar war der Platz am Schlangenbrunnen schon vom offiziellen Festbetrieb ausgeklammert, aber auch dort herrschte reger Betrieb. Ansonsten erstreckte sich die Festmeile vom Parade- bis zum Luitpoldplatz, hinzu kamen Elmar Beckers Scheune, die Grüne Jugend hinter dem früheren Amtsgericht und die Rockbühne neben der Bliesgaufesthalle. Das musikalische Angebot war wie bei den Altstadtfesten zuvor sehr bunt gemischt (und mitunter sehr laut), da war für jeden Geschmack etwas dabei. Die Palette der kulinarischen Köstlichkeiten reichte von der klassischen Rostwurst bis hin zu Pulled porc oder den elsässischen Flammkuchenspezialitäten. Ebenso groß auch die Bandbreite der Getränke, die vom typisch saarländischen Pils bis hin zu raffinierten Cocktails reichte. Immer stärker wurde offensichtlich in den lauschigen Hinterhöfen auch Cremant oder Wein nachgefragt. Was bleibt, sind die Erinnerungen an bessere Altstadtfest-Zeiten mit malerischen Innenhöfen (Dawo) oder auch dem legendären Roverkeller.

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