Leserbrief zur Windkraft in Blieskastel Das Signal ist verheerend

Windkraft in Blieskastel

 Windkraft in Blieskastel: das derzeit beherrschende Thema der Leserbriefspalten.

Windkraft in Blieskastel: das derzeit beherrschende Thema der Leserbriefspalten.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Viele Bürger, die in der Biosphärenregion Bliesgau leben und wie wir auch naturnahe Gärten anlegen, beschäftigen sich intensiv mit dem Problem des Klimawandels. Wir spüren die Auswirkungen hautnah. Uns ist bewusst, dass es einen Wandel in der Klimapolitik geben muss. Und dennoch darf es erlaubt sein, die Pläne des Stadtrats und der VSE zu hinterfragen und sich gegen die Auswirkungen auf unsere Region zu wehren.

Die Art und Weise, wie hier vorgegangen wird, ist für mich politisch fragwürdig. Mein Demokratieverständnis ist hier ein gänzlich anderes. Die betroffenen Orte müssen von Beginn an informiert und „mitgenommen“ werden, und zwar bevor in nicht öffentlichen Sitzungen Vorverträge mit der VSE abgeschlossen werden. Das Verfahren des Stadtrats ist daher alles andere als transparent und demokratisch! Im Hinblick auf einen sachbezogenen Diskurs ist es kontraproduktiv, das Signal an die betroffene Bevölkerung verheerend.

Wer so vorgeht, stößt alle vor den Kopf und erreicht so nur Widerstand statt Übereinkunft. Und das ist, mit Verlaub, bei einem solch wichtigen Thema katastrophal. Einen Wandel in der Klimapolitik, der von vielen mitgetragen wird, erzielt man auf diese Weise nicht.

Selbst die Ortsräte erfuhren von der Dimension der Pläne nur durch den SZ-Bericht vom 3. Dezember 2020, das ist skandalös. Gerade von den Grünen bin ich maßlos enttäuscht. Und auch die SPD hat offensichtlich erst nach ihrer Sommertour durch die Orte in den Koalitionsvertrag geschaut, ansonsten wäre das der Ort gewesen, an dem eine sachbezogene Information hingehört hätte. Diese Chance wurde vertan.

Dass die VSE die Planungen finanziert und vorantreibt, ist aus Sicht des Unternehmens natürlich nachvollziehbar, aus Sicht der Betroffenen stellt sich aber die Frage, ob es überhaupt ein Zurück, eine Alternative oder Diskussion geben kann. Ein Unternehmen finanziert keine Pläne, die es nicht umsetzen kann. Da letztlich der Stadtrat entscheidet, wähnt man sich offensichtlich auf sicherem Terrain. Alle Beteuerungen seitens der Politik, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Entscheidung gefallen sei, kann sie sich sparen: Ihre Glaubwürdigkeit und das Vertrauen ist verspielt!

Sieht man sich die Planungen genauer an, wird klar, dass allein durch die Dimension der benötigten Fundamente, der Zuwege usw. der Wald zwischen Altheim und Brenschelbach verschwinden wird. Die genannte Waldfläche ist das Rückzugsgebiet vieler Tierarten, unser Erholungsgebiet, einige Wanderwege führen hindurch. Der gerade erst beginnende nachhaltige Tourismus, auch in Bezug auf den Jakobsweg, wird mit Sicherheit durch die Baumaßnahmen und die Veränderung der Landschaft in Mitleidenschaft gezogen werden.

Kritik entsteht auch durch die Konzentrationsfläche in den genannten Gebieten. Schaue ich vom Balkon Richtung Hornbach, wird zukünftig mein Blick durch die Windkraftanlagen geprägt sein, wende ich mich um 90 Grad in Richtung Zweibrücken, wird auch da die Windkraftanlage, die in den weiteren Flächen ausgewiesen wird (15 weitere Windräder!), unser Ortsbild prägen. Genauso wird es der Bevölkerung in Böckweiler gehen. Zudem ist geplant, in Brenschelbach bis hin zur Altheimer Gemarkung Photovolatikanlagen zu errichten. Die Kabeltrasse soll von Brenschelbach ausgehend bis nach Herbitzheim geführt werden. Ist dies zumutbar oder werden wir endgültig zu einer abgehängten Region innerhalb der Stadt Blieskastel?

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