Rundgang Karin und Marion sorgen dafür, dass es läuft

Niederwürzbach · 3,65 Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich im Wasserwerk Würzbachtal gefördert. Die SZ hat sich bei einem Rundgang die neue Technik angeschaut.

 Im Innern stehen die neuen Pumpen (vorne) und zwei Edelstahlbehälter, die ungefähr je 80 Kubikmeter Wasser zwischenspeichern können.

Im Innern stehen die neuen Pumpen (vorne) und zwei Edelstahlbehälter, die ungefähr je 80 Kubikmeter Wasser zwischenspeichern können.

Foto: Evelyn Schneider

Inmitten von sattem Grün wirkt das von Wald umgebene Sandsteingebäude mit seinen Glassteinelementen wie ein kleiner Farbtupfer. Die „alte Dame“, wie Wassermeister Hans Josef Kopp das Wasserwerk Würzbachtal liebevoll nennt, wurde 1937/38 gebaut. Damals noch als eines von fünf Gruben-Wasserwerken. Seit 2002 wird es von der Talsperren- und Grundwasser-Aufbereitungs- und Vertriebsgesellschaft (TNA) betrieben. Vier Gesellschafter sind in diesem Zusammenschluss vertreten: die Wasser- und Energieversorgung Kreis St. Wendel (WVW), die Stadtwerke Saarbrücken, Energis sowie die Wasserversorgung Ostsaar (WVO) Ottweiler.

Bereits seit gut 80 Jahren liefert das Wasserwerk Würzbachtal Trinkwasser – und seit vergangenem Jahr tut es dies mit modernsten Pumpen und neuer Technik. Ende 2015 begannen die Modernisierungsarbeiten – und zwar im laufenden Betrieb. Kostenpunkt: 3,25 Millionen Euro. In einem zweiten Schritt soll noch die Aufbereitungstechnik erneuert werden.

Bereits neu ist die karminrote Eingangstür. Günter Schnur, technischer Leiter der WVW, schließt auf. Von einem schönen Tag draußen geht es hinein in die große Halle, das Herzstück des Wasserwerks. Hier ist es deutlich kühler und laut. Denn Karin ist fleißig am Arbeiten. Karin, so heißt Pumpe eins. Ihre Kollegin, Pumpe zwei, trägt den Namen Marion. „Ich bin ein Freund davon, Geräten einen Namen zu geben“, erklärt Schnur lächelnd. Pumpe eins und zwei klinge so unpersönlich und führe leicht zu Verwechslungen. Das kann jetzt nicht mehr passieren, denn Namensschilder zieren die blau lackierten 500 PS starken Pumpen. Paten für deren Taufe standen übrigens die beiden Sekretärinnen im Bereich der Technik. Zwei weitere, kleinere Pumpen sind auf der rechten Seite der Halle verbaut: die Spülwasserpumpe namens Lea und die Treibwasserpumpe Petra – benannt nach der Niederwürzbacher Ortsvorsteherin. Weiter hinten sind zwei glänzende Edelstahltanks. „Diese wurden in der Halle aufgebaut und verschweißt“, erläutert Schnur. Durch Bullenaugen-Fenster gewähren die Tanks einen Blick ins Innere. Leichte Spiegelungen lassen den Wasserstand erkennen. 80 Kubikmeter des flüssigen Elements können hier je Tank zwischengespeichert werden.

Wie viel Wasser in diesem Moment durch die Rohre fließt, kann per Computer überprüft werden. Zwei PCs stehen in einem kleinen Bürozimmer mit Glasfront, die den Blick in die Halle freigibt. Auf dem Schaubild auf dem Monitor sind beispielsweise acht Säulen eingezeichnet. Diese stehen für die acht Brunnen. In einer Tiefe zwischen 90 und 100 Metern wird hieraus Rohwasser gefördert. In diesem Moment kommen 449 Kubikmeter Wasser aus den Bohrungen. „Die Pumpe weiß, wie viel Wasser ankommt“, erläutert Schnur. Etwa diese Menge werde auch wieder abgepumpt. Die Diskrepanz fließt in die Speicherbehälter.

Ehe das Wasser aber dort hingelangt, steht noch die Aufbereitung an. Schritt eins passiert außerhalb des Sandsteingebäudes im Entsäuerungsturm. In diesem wird das Element, um das sich hier alles dreht, zum ersten Mal nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar. Mit einer Temperatur von weniger als neun Grad rauscht es als Wassersäule den Turm hinab. Am Fuß sind Füllkörper, über die das Wasser fließen muss. Diese sehen ein bisschen wie Lockenwickler aus. Sie werden eingesetzt, um Kohlensäure aus dem Wasser zu kriegen. „Die Wasserqualität ist prima, nur ein bisschen sauer“, sagt Schnur. Wenn es aus dem Brunnen kommt, hat es einen pH-Wert von 6,3. Dieser sollte aber zwischen 8 und 8,5 liegen. Nach dem Entsäuerungsturm wird bereits ein Wert von 6,7 gemessen. Auch diese Zahl ist auf dem Kontrollmonitor vermerkt.

Günter Schnur deutet auf sechs hohe, runde Filterkessel auf der linken Seite der Halle. Das ist jener Teil der Ausstattung, der noch nicht modernisiert wurde. Die Kessel sind mit Filter-Material gespeist, das regelmäßig erneuert wird. Das Wasser fließt hindurch. Mit diesem Schritt endet die Aufbereitung. Der pH-Wert liegt bei etwa acht. „Das Wasser entspricht somit der Trinkwasserverordnung“, sagt Schnur.

Rein prophylaktisch ist vor dem Weg in die Pumpen noch eine UV-Anlage zwischengeschaltet. Diese ist ebenfalls neu. Wären Keime im Wasser, würden UV-Strahlen diese unschädlich machen.

Etwa 3,65 Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich in dem Wasserwerk der TNA gefördert, pro Tag also 10 000 Kubikmeter. Davon nimmt die WVW verpflichtend 2,15 Millionen ab, 0,9 Millionen Energis und 0,6 Millionen die WVO. Letztere versorgt unter anderem den Großteil des Landkreises Neunkirchen mit Trinkwasser. Dafür ist im Landkreis St. Wendel (mit Ausnahme der Gemeinde Nonnweiler und einzelner Ortsteile) die WVW zuständig.

Damit das Wasser dort ankommt, wird es vom Wasserwerk Würzbachtal aus zunächst in den Hochbehälter Bildstock gepumpt. Dort hat die TNA eine Kammer von der Energis angemietet, die zweite gehört ebenfalls Energis (gespeist vom Wasserwerk Spieser Mühle). Deren Wasserstände sind auf dem Kontrollbildschirm vermerkt. Von Bildstock aus geht es durch Leitungen der WVO weiter in den Stennweiler Hochbehälter und ins Wasserwerk Wurzelbach. Ab hier beginnt das Gebiet der WVW mit dem Zentralbehälter in Steinberg-Deckenhardt und den Hochbehältern Eckelhausen, Eiweiler, Hasborn und Scheuern. Bis zu dem letzten Hochbehälter im Bohnental legt das Wasser eine Strecke von 78 Kilometern zurück. Verbindungsleitungen gibt es auch zu den rheinland-pfälzischen Nachbarn hin, so dass in Notsituationen in beide Richtungen Wasser geliefert werden kann. Der Ort Niederwürzbach selbst wird übrigens direkt aus dem Wasserwerk mit Trinkwasser versorgt.

Neben den Pumpen wurde dort auch die Steuerungstechnik erneuert. Es geht in den Keller des Wasserwerks, wo die Schaltanlage untergebracht ist. Ähnlich wie in der Halle oben, steht links das alte Inventar. An den hellgrün lackierten Kästen erinnern Schalter daran, dass früher noch einige Abläufe mechanisch gesteuert wurden.

Rechts die moderne, neue Technik. Reichlich Knöpfe und Kontrollleuchten sind auf den grauen Kästen platziert. Gegenüber in Orange: die Stromzentrale. Mit einer Spannung von 20 000 Volt kommt der Strom in den Trafos an und wird dort umgewandelt in 400 Volt – jene Spannung, die gebraucht wird.

3,65 Millionen Kilowattstunden verbraucht das Wasserwerk im Jahr – halb so viel Strom wie Niederwürzbach mit 3528 Einwohnern. Um künftig Stromkosten zu sparen, wurde im Zuge der Modernisierung auch in neue Zuleitungen investiert. Das allein kostete 650 000 Euro. Passend dazu gibt es auch einen neuen Stromnetzbetreiber: die Stromwerke Bliestal.

Ein bis zwei Mal in der Woche sind Monteure vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen oder das Filtermaterial auszutauschen. Ansonsten steuert sich die Technik von selbst.

 Blick auf das 1937/38 erbaute Wasserwerk Würzbachtal, das seit 2002 von der Talsperren- und Grundwasser-Aufbereitungs- und Vertriebsgesellschaft (TNA) betrieben wird.

Blick auf das 1937/38 erbaute Wasserwerk Würzbachtal, das seit 2002 von der Talsperren- und Grundwasser-Aufbereitungs- und Vertriebsgesellschaft (TNA) betrieben wird.

Foto: Evelyn Schneider
 Günter Schnur beim Blick auf den Kontrollmonitor, der anzeigt, wo gerade welche Menge an Wasser bewegt wird.

Günter Schnur beim Blick auf den Kontrollmonitor, der anzeigt, wo gerade welche Menge an Wasser bewegt wird.

 Hier ist das flüssige Element zu sehen: Wasser strömt durch den Entsäuerungsturm.

Hier ist das flüssige Element zu sehen: Wasser strömt durch den Entsäuerungsturm.

 Der Entsäuerungsturm von Außen. Hier läuft das Wasser aus den Brunnen über die ersten Filter.

Der Entsäuerungsturm von Außen. Hier läuft das Wasser aus den Brunnen über die ersten Filter.

Foto: Evelyn Schneider

Günter Schnur öffnet zum Abschluss des Rundgangs die schwere Sicherheitstür. Die Pumpe rattert monoton vor sich hin, spürbar wärmer ist es draußen in der lauen Luft. Einen solchen Blick hinter die Kulissen des Wasserwerks möchte der technische Leiter der WVW jedem Interessierten ermöglichen. „Gerne stehe ich für Führungen bereit“, so Schnur.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort