Früheres Kalkwerk Blickweiler Drahtseilbahn ersetzte Pferdefuhrwerke

Homburg/Blickweiler · Erinnerungen an das frühere Kalkwerk in Blickweiler, das einst ein wichtiger Wirtschafsfaktor war.

 Das Kalkwerk Blickweiler stand auf dem heutigen Gelände der Firma Becher. Vor 120 Jahren wurde der Ringbrennofen in Betrieb genommen, von dort führte eine 2673 Meter lange Seilbahn hoch zum Abbaugebiet bei Wolfersheim.

Das Kalkwerk Blickweiler stand auf dem heutigen Gelände der Firma Becher. Vor 120 Jahren wurde der Ringbrennofen in Betrieb genommen, von dort führte eine 2673 Meter lange Seilbahn hoch zum Abbaugebiet bei Wolfersheim.

Foto: Hans Hurth

Die Erweiterung des Kalksteinabbaus bei Wolfersheim/Erfweiler–Ehlingen wird seit Jahren diskutiert (wir berichteten).

Beim Wiederaufbau nach den beiden Weltkriegen spielte der Umgang mit Weiß- und Grau-Kalk für Generationen im Bliestal eine wichtige Rolle. Ein Blick zurück zeigt, dass vor exakt 120 Jahren in Blickweiler ein Ringbrennofen mit einer Bahn-Verladestation in Betrieb ging. Eine Drahtseilbahn zwischen dem Kalkwerk Blickweiler und dem Kalbenberg bei Wolfersheim wurde 1905 eingeweiht. Die Verbindung zwischen Ringbrennofen und Kalksteinbruch betrug stolze 2673 Meter.

Es war ein mühsamer und beschwerlicher Weg der Urväter, als zwischen 1870 und 1880 die Kalksteinausbeutung in größerem Umfang mit dem Übertageabbau begann. Kalkwerk und Drahtseilbahn kamen hinzu. „In mühevoller Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel wurde das Gestein vom Abraum freigelegt, von Hand mit dem Meißel das Gestein angebohrt, gesprengt und auf eine mit Manneskraft tragbare Gewichtsmenge verkleinert“, hat Hugo Wannemacher von der Historischen Interessengemeinschaft Blickweiler in Archiven erkundet.

„Die Steine wurden in den ersten Steinbruch-Betriebsjahren mit Pferdefuhrwerken über die Wolfersheimer Hohl und Blickweiler nach Lautzkirchen transportiert, denn dort war der erste kleine Kalkbrennofen bereits 1870 in Betrieb.“

Der Ringbrennofen Blickweiler mit einer Bahn-Verladestation folgte im Jahre 1899. „Die Wagen mussten dorthin mühsam den Wecklinger Bach durch eine Furt überqueren, Anträge zur Verbesserung der Straßensituation lehnte das königliche Bezirksamt ab. Daher begannen die Verantwortlichen in den Jahren 1902 bis 1904 mit dem Bau einer Drahtseilbahn. Von 20 Seilbahntragmasten gestützt, wurde die Verbindung vom Kalkwerk Blickweiler zum Steinbruch bei Wolfersheim über eine Länge von 2673 Metern hergestellt. Mit 53 Seilbahnwagen, die im Abstand von 136 Metern die Strecke befuhren, konnte eine Transportleistung von 20 Tonnen pro Stunde erreicht werden“, hat Hugo Wannemacher ermittelt.

Anlässlich des Biosphärenfestes in Wolfersheim fertigte Heimatforscher Ludwig Weber eine viel beachtete Nachbildung der Drahtseilbahn.

Als Arbeitserleichterung wurden vor 85 Jahren im Kalksteinbruch pneumatische Bohrgeräte, Schaufelbagger und zwei Diesellokomotiven eingesetzt. Als dann die Abraumhöhe eine Mächtigkeit zwischen sechs und acht Metern erreichte, begann der Untertageabbau. Dazu wurden drei Hauptstollen angeschlagen und das Kalkgestein bergmännisch gefördert.

Die Geschichte des Kalkwerks Blickweiler ist eng mit der Kalksteinherstellung in Gersheim, Herbitzheim und Lautzkirchen verbunden. Ab 1920 übernahm das Neunkircher Eisenwerk das Kalkwerk Blickweiler. Pro Arbeitstag stand ein Zweischichtbetrieb an. Bis zum Herbst 1944 war das Kalkwerk voll produktionsfähig. Als nach Kriegsende feststand, dass das Kalkwerk Blickweiler mit seinem Schonstein nicht wieder in Betrieb gehen konnte, wurden Dachziegel und Steine abgetragen, letztlich stand nur noch der Schornstein. Dessen Sprengung erfolgte im Jahre 1950. Mit dem Wahrzeichen des Bliestals fiel auch ein Stück geschichtlicher Heimat in Trümmern.

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