Junge Blicke auf alte Mauern

Blieskastel · Ihr Projekt heißt „Städtebaulicher Denkmalschutz Blieskastel“: Seit Anfang des Monats sind Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern, ausgerüstet mit Schreib-Utensilien, in der Altstadt anzutreffen.

 Bei einem Stadtspaziergang durch Blieskastel war Stadtarchivar Kurt Legrum (Mitte) mit den Studenten der Technischen Uni Kaiserslautern auch auf dem Paradeplatz. Foto: Thomas Fischer/TU

Bei einem Stadtspaziergang durch Blieskastel war Stadtarchivar Kurt Legrum (Mitte) mit den Studenten der Technischen Uni Kaiserslautern auch auf dem Paradeplatz. Foto: Thomas Fischer/TU

Foto: Thomas Fischer/TU

Einige Gruppen von jungen Männern und Frauen sind in den vergangenen Tagen in der Blieskasteler Altstadt aufgetaucht, die so gar nicht ins alltägliche Bild der Barockstadt zu passen scheinen, zumal sie mit Schreib-Utensilien gesichtet wurden. Des Rätsels Lösung: Seit Anfang November bearbeiten 35 Master-Studierende der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern in diesem Wintersemester im Rahmen des Projekts "Städtebaulicher Denkmalschutz Blieskastel " acht verschiedene Themen zur Altstadt. Das Spektrum reicht dabei vom Stadteingang über den Schlossberg, die Terrassen des Klosterberges, den Luitpoldplatz, die Gassen bis hin zu Überlegungen zur Parkraumbewirtschaftung.

Wie Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener im Rahmen einer Pressekonferenz im Rathaus gemeinsam mit den Projektbetreuern Professor Holger Schmidt und Thomas Fischer von der TU erläuterte, unterstütze die Stadtverwaltung das Projekt im Rahmen eines Kooperationsvertrages. Die Stadt helfe hier etwa durch die Bereitstellung von Plangrundlagen, eines Arbeitsraumes sowie die Teilnahme an den Zwischendiskussionen der Studierenden. Neben Analysen seien auch Gespräche vor Ort mit 25 sogenannten "Stadtexperten" durchgeführt worden, um die Vorschläge und Anregungen der örtlichen Akteure frühzeitig in die Planungsüberlegungen der Studierenden einfließen zu lassen. Das Projekt werde vom Fachgebiet "Stadtumbau + Ortserneuerung" fachlich betreut. Wie Professor Schmidt und sein Mitarbeiter Thomas Fischer erläuterten, seien unter den "Stadtexperten" unter anderem Menschen aus der Verwaltung wie Stadtarchivar Kurt Legrum, Kirchenvertreter, Ortsvorsteher Jürgen Trautmann und Gewerbetreibende gewesen. "Wo ist es schön, wo ist es nicht so schön in Blieskastel ?", laute auf einen kurzen Nenner gebracht die Frage, die die Studenten zuerst einmal interessiere.

Deshalb würden Leute befragt, die in der Barockstadt leben oder arbeiten. So würden die TU-Studenten auch an einen eigenen Stand beim Christkindmarkt Anfang Dezember auf dem Paradeplatz zu finden sein und für die Bürger einen Fragekatalog bereithalten. Eine der acht Gruppen werde sich auch mit der Parkplatzsituation in Blieskastel auseinander setzen. Wie Professor Holger Schmidt erläuterte, sei es für eine Barockstadt der Größe Blieskastels völlig ungewöhnlich, dass "überall Autos kostenlos parken können". Nach ihren Vor-Ort-Studien wollen die Studenten nun in den kommenden Tagen ihre Beobachtungen und Aufzeichnungen analysieren. Das Ziel des Projekts "Blieskastel 2030", wie es salopp genannt wird, seien konkrete Handlungsempfehlungen für die Stadtverwaltung. Damit keine Luftschlösser gebaut werden, würden die Studenten auch den finanziellen Spielraum der Stadt realistisch einschätzen, wie Professor Holger Schmidt erläuterte. Das Projekt soll dann im kommenden März beendet sein.

Meinung:

Blick von außen auf Blieskastel

Von SZ-RedakteurJoachim Schickert

Dass Studenten sich in fremden Städten tummeln, forschen und zu guter Letzt kluge Ideen präsentieren, was man alles verbessern könnte, ist zwar nichts Neues. Doch es ist gar keine schlechte Idee, junge Leute mal von außen einen Blick auf Blieskastel werfen zu lassen. In Gesprächen mit Einheimischen nähern sich die jungen Leute der Stadt, können als fortgeschrittene Semester die bisherigen Lehrjahre an Erfahrung einbringen. Letztlich werden nur Handlungsempfehlungen gegeben. Ob diese wünschenswert und finanziell zu realisieren sind, liegt in Händen der Blieskasteler.

Zum Thema:

HintergrundDas Fachgebiet "Stadtumbau + Ortserneuerung" der TU Kaiserslautern widmet sich dem relativ neuen Phänomen der Stadtschrumpfung und der Erneuerung bestehender Stadtstrukturen. Der Stadtumbau ist als neues Fachthema selbst noch in der praktischen Erprobungs- und Lernphase. Daher wird eine projektorientierte Ausbildung angestrebt. Ein hoher Lerneffekt soll durch exemplarisches Arbeiten am Projekt im Dialog zwischen Lehrenden und Studenten entstehen (Quelle: www.uni-kl.de/stadtumbau/profil.html ). ert

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