"Ich will Brückenbauerin sein"

Lautzkirchen. In Brasilien wurde sie geboren, die Mutter Brasilianerin, der Vater Pfälzer. Von Kindheit an haben sie Eindrücke geprägt von der großen Schere zwischen armen und reichen Bevölkerungsschichten

Lautzkirchen. In Brasilien wurde sie geboren, die Mutter Brasilianerin, der Vater Pfälzer. Von Kindheit an haben sie Eindrücke geprägt von der großen Schere zwischen armen und reichen Bevölkerungsschichten. In Deutschland, in Weihenstephan, folgt die Ausbildung zur Ernährungsexpertin, doch der Weg führt zurück nach Lateinamerika, im Auftrag der katholischen Kirche, dann im Auftrag des Hilfswerk Misereor, sie erlebt die letzten der 36 Jahre des Bürgerkrieges in Guatemala mit, dann wandert sie endgültig aus Deutschland aus, engagiert sich in ihrer neuen Heimat weiter als Entwicklungshelferin für die benachteiligten, aber kulturell sehr vielfältigen Bevölkerungsgruppen. Die Rede ist von Carolina de Magalhães-Mayer.Die 47-Jährige berichtete kürzlich im Pfarrheim in Lautzkirchen von ihrem Engagement in Guatemala (wir berichteten). In der Gesundheitspastoral ist sie tätig, betreut zahlreiche Projekte zur Förderung von Kindern und Jugendlichen und zeigt Wege auf, die die Menschen in Lateinamerika aus der Abhängigkeit herausführen können. Bei der Veranstaltung der Pfarreiengemeinschaft Blieskastel-Lautzkirchen sprach Thomas Risch von der Pfarreiengemeinschaft mit Carolina de Magalhães-Mayer über ihre Arbeit und ihre Intention.

Was reizt Sie daran, in den wenigen Wochen, die Sie bei Ihren Eltern in Deutschland verbringen, durch die Diözese Speyer zu reisen und Vorträge zu halten, wie in der Pfarreiengemeinschaft Blieskastel-Lautzkirchen?

Magalhães-Mayer: Es freut mich immer, wenn ich Gelegenheit erhalte, als Referentin für die Inlandsarbeit von Misereor oder Adveniat tätig sein zu können, über Eindrücke aus meiner langjährigen Tätigkeit in der Gesundheits- und Ernährungssicherung in Guatemala zu berichten und so entwicklungspolitische Bildung zu fördern. Dies ist meiner Meinung nach eine der besten Möglichkeiten, um konkrete Erfahrungen in die deutsche Gesellschaft hineinzutragen sowie den Dialog und die Solidarität zu stärken.

Sind die Christen denn nicht bereits durch ihre Glaubenserfahrungen sensibilisiert für die Nöte in Entwicklungs- und Schwellenländern?

Magalhães-Mayer: In den Gruppen und Pfarrgemeinden verbinden viele mit Misereor und Adveniat noch immer - so musste ich leider feststellen - oft nur die Fastenaktionen oder eine Spendenwerbung. Doch die Organisationen bewirken mehr. Über die Prinzipien der Projektpartnerschaft wissen die meisten nur wenig. Auch die inländische entwicklungspolitische Öffentlichkeits-, Lobby- und Bildungsarbeit ist kaum bekannt, obwohl sie auf politischer Ebene als auch in der Schulbildung viel bewirkt. Ich muss dazu sagen: Hier in Lautzkirchen erlebe ich, dass ich keine "Eintagsfliege" bin, dass viele Engagierte sich insbesondere durch die Prägung der Zeit mit Pfarrer Pirmin Spiegel und jetzt durch das Engagement von Pfarrer Eric Klein intensiv mit diesen Themen auseinandersetzen. Diese Inhalte zu vertiefen, mit Informationen aus einem weiteren Land und mit authentischen Erfahrungen auf eine noch breitere Basis zu stellen, das sind hier die Anliegen meines Besuchs.

Welche Themen treiben Sie an, bei Ihrer Arbeit in Guatemala, wie auch bei Ihren Vorträgen?

Magalhães-Mayer: Mein Wunsch ist es, Brückenbauerin zwischen Nord und Süd zu sein, zwischen Europa und Lateinamerika, Kontakte zu knüpfen und zu vermitteln. Es ist nur wenig Zeit dafür, aber die kann sehr intensiv und bereichernd sein. Im Einzelnen nehme ich mir Themen wie Menschenrechte, insbesondere das Recht auf Nahrung und das Recht auf Gesundheit auf die Agenda, die Ernährungssicherheit durch Selbsthilfe, das Werben gegen Gentechnologie in der Landwirtschaft, die Entwicklungszusammenarbeit sowie Prinzipien der Projektpartnerschaften. Zur Veranschaulichung kann ich mich gut auf die Situation Guatemalas beziehungsweise ganz Lateinamerikas beziehen, und Beispiele nennen Mir ist bewusst, dass entwicklungspolitische Bildung Zeit braucht. Trotzdem kann es gehaltvoll sein, sich einfach im Dialog auf eine "gemeinsame Reise nach Guatemala" einzulassen, damit ich Land, Leute und Lebensweisen näher bringen kann.

Was stand denn diesmal besonders im Fokus?

Magalhães-Mayer: Bei diesem Besuch konnte ich über die aktuelle Situation in Guatemala berichten, über die Wege zwischen materieller Armut und dem Wertereichtum indigener Völker, zwischen alten Maya-Religionen und neuen Sekten. Ich mache auf die Situation von schwangeren Frauen und Kleinkindern aufmerksam die dabei unterstützt werden, Unterernährung durch Gegenmaßnahmen in der Schwangerschaft beziehungsweise in den ersten beiden Lebensjahren zu vermeiden.

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