Hat die 200 Jahre alte Linde noch eine Chance?

Blieskastel · Bei Kanal-Erneuerungsarbeiten in Blieskastel wurde die Wurzel einer 200 Jahre alten Linde beschädigt. Das Abwasserwerk hat sich zu einer Standsicherheitsprüfung entschlossen. Die Linde ist als Randbaum größeren Belastungen ausgesetzt.

 In Blieskastel wurde eine Linde überprüft. Das Zugseil wurde zwischen dem Baum und dem Bagger gespannt, Sensoren registrierten die Reaktionen der Holzfasern. Foto: Fredi Brabänder

In Blieskastel wurde eine Linde überprüft. Das Zugseil wurde zwischen dem Baum und dem Bagger gespannt, Sensoren registrierten die Reaktionen der Holzfasern. Foto: Fredi Brabänder

Foto: Fredi Brabänder

Zurzeit läuft die Baumaßnahme des Blieskasteler Abwasserwerks zur Erneuerung der Kanalisation in der oberen Schlossbergstraße und der Alten Chaussee. Diese Arbeiten sind notwendig geworden, weil die vorhandene Kanalisation aufgrund ihrer geringen Dimensionierung nicht mehr in der Lage ist, die bei Extremwitterung aufkommenden Wassermassen zu fassen. In den darüber liegenden Wohngebieten ist es schon zu Rückstaus und Überflutungen von Wohngebäuden und Kellern gekommen. Die Kanalarbeiten wurden im Sommer aufgenommen und werden voraussichtlich ein ganzes Jahr dauern. Nun wurde im Zuge der Arbeiten eine Baumwurzel an einer Linde im oberen Bereich der Allee in der oberen Schlossbergstraße durch einen Bagger beschädigt. Der große, etwa 200 Jahre alte Lindenbaum ist der erste Baum in der Allee und somit der so genannte Randbaum. Gerade Randbäume müssen größere Windlasten aushalten als die weiteren Bäume in der Reihe.

Zwar war die Linde im Mai 2006 beim einem Sturm schon einmal beschädigt worden - dabei sind einige Äste im unteren und oberen Bereich abgebrochen -, doch blieb sie bislang standsicher. Dies könnte nun infolge der Wurzelschädigung nicht mehr der Fall sein. Deshalb haben sich Georg Becker und Stefan Niederländer vom Blieskasteler Abwasserwerk zu einer genauen Überprüfung der Standsicherheit entschieden. Diese Prüfung wurde am vergangenen Donnerstag durch ein Sachverständigenbüro aus Baden-Württemberg durchgeführt. Dabei wurde der Baum mit einem Greifzug unter Spannung gesetzt. Am Stamm angebrachte Sensoren registrierten die Reaktion der äußeren Holzfasern auf die Belastung, wobei die Faserdehnung auf der Zugseite und die Faserstauchung auf der Druckseite ermittelt wurden. Weitere am Stammfuß angesetzte Neigungssensoren registrieren die Bewegungen des Wurzeltellers unter Belastung. Der erste der beiden Zugversuche erfolgte in Richtung Wohngebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der zweite in der Hauptwindrichtung.

Auf Grundlage der gewonnenen Daten und unter Einbeziehung von Baumart und standortbezogenen Faktoren wird dann errechnet, mit welcher Reaktion der Linde bei Windstärke zwölf zu rechnen ist. Das Untersuchungsverfahren ist geeignet, um die Bruch- und Standsicherheit eines Baumes hinreichend zu beurteilen, wie die Sachverständige Tanja Sachs bei der Prüfung betonte. Sie wird nun die Daten, die von den Sensoren registriert wurden, im Büro auswerten.

Das Ergebnis der Überprüfung wird, wie Georg Becker versprach, in etwa zwei Wochen bekannt gegeben.

arboristic.de

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