Glaubwürdiges Handeln fehlt

Blieskastel · Der "Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und der damit verbundenen Artenvielfalt" ist erklärtes Ziel des Biosphärenreservats Bliesgau. Die LAG setzt auf die "Inwertsetzung der Kulturlandschaft" und der Biosphärenverein wirbt im Rahmen seiner Plakataktion unter anderem mit dem Spruch: "Wir bieten Lebensraum für besondere Arten".

In der Tat hat der Bliesgau gemäß Dachverband der Nationalen Naturlandschaften Lebensräume hervorgebracht, die zu den artenreichsten in ganz Europa zählen. Warum sollte man mit diesem Pfund dann nicht auch kräftig wuchern? Das Problem hierbei ist die Glaubwürdigkeit, denn beim Arten- und Landschaftsschutz wird in der Biosphäre offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Wie will man denn die durch jahrhundertelange bäuerliche Nutzung geprägte Kulturlandschaft, mit der man auf Werbeprospekten eifrig um Touristen buhlt, erhalten beziehungsweise "inwertsetzen", wenn man darin 200 Meter hohe Industrieanlagen zur Windenenergienutzung sowie einen überdimensionierten und industriell betriebenen Tagebau zulässt? Inwertsetzung der Bliesgaulandschaft kann doch nicht ernsthaft bedeuten, dass man deren Eigenheit und Schönheit industriell überformt und somit zerstört. Und wie will man dem in seinem Bestand gefährdeten Rotmilan weiterhin Lebensraum bieten, wenn man hier inmitten einer seiner beiden saarländischen Kernverbreitungsräume Windenergieanlagen errichtet, die zu den Haupttodesursachen dieser "Verantwortungsart" gehören? Einem Biosphärenreservat, das Modellregion für Nachhaltigkeit sein möchte, steht die Zerstörung wertvoller Natur sowie die Gefährdung von Arten nicht gut zu Gesicht. Fühlen sich die Menschen mit ihren Bedenken vor Ort auch weiterhin nicht ernst genommen, dann sind wir von der angestrebten "Biosphärenidentität" noch weit entfernt. Auch Plakataktionen werden daran nichts ändern können.

Kerstin Moschel-Haenle, Blieskastel

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