Geduld bei Taubenproblem gefragt

Blieskastel. Der beruflich mit ökologischen Themen vertraute Oberforstrat Georg Wilhelm (Foto: SZ), der auch Erster Beigeordneter in Blieskastel ist, stellt einen zunehmenden Leidensdruck der Menschen in Blieskastel bezüglich der Taubenplage fest

Blieskastel. Der beruflich mit ökologischen Themen vertraute Oberforstrat Georg Wilhelm (Foto: SZ), der auch Erster Beigeordneter in Blieskastel ist, stellt einen zunehmenden Leidensdruck der Menschen in Blieskastel bezüglich der Taubenplage fest. "Die Zunahme der Taubenbestände in den Städten ist eine weltweite Erscheinung, wobei New York eine der größten Bestände der Welt aufweist", so Wilhelm. Er hat sich sechs Monate intensiv mit der Problematik in Blieskastel befasst. "Stadttauben sind keine Wildtiere, sondern durch den Menschen geprägte und gezähmte Tiere, also verwilderte Haustiere." Stadttauben seinen Abkömmlinge der Felsentauben, die sich unserem Steinhaus-Lebensraum angepasst hätten und hier bleiben, wenn genügend Futter da sei. Ganzjähriges Brüten und starke Vermehrung seien an der Tagesordnung, die Lebensdauer der verwilderten Haustauben betrage fünf bis neun Jahre. "Tauber und Taube kümmern sich gemeinsam um bis zu sieben Bruten im Jahr, aus denen dann insgesamt bis zu zwölf Jungvögel pro Jahr hervorgehen." Hinzu komme, so hat Wilhelm recherchiert, dass in Deutschland mehrere Millionen Tauben gezüchtet und gehalten werden, dabei aber ständig Reisetauben auf der Strecke blieben, verwildern und zu Stadttauben würden. "Was wurde nicht alles versucht, um verwilderte Tauben loszuwerden?", fragt der Experte. "Vergiften, abschießen, von Beizvögeln erjagen lassen - es gibt Städte, die dafür über Jahre viel Geld ausgaben. Doch, ohne auf die ethischen und rechtlichen Probleme einzugehen: Diese Methoden hatten noch nie Erfolg, auch Aushungern durch Fütterungsverbote nicht." Gibt es für Georg Wilhelm überhaupt eine Lösung des Blieskasteler Problems? "Ich denke schon, denn immer mehr Städte gehen den Weg der Entwilderung der Stadttauben. Dies bedeutet, sich die Neigung der Tauben, in Schwärmen zu leben, sich in Schlägen aufzuhalten und dort zu brüten, zu Nutze zu machen", so Wilhelm. Man müsste die Tauben an bestimmte Orte binden, Orte, an denen auch über 80 Prozent der Kotabgabe erfolge, wo man die Eier gegen Gips- oder Plastikattrappen austausche, so den Bestand zahlenmäßig kontrollieren könne und durch gezielte Fütterung mit vollwertiger Nahrung fast die gesamte Population und auch Zuzügler binden könnte. Die Entwilderung jedenfalls sei keine Ruck-Zuck-Lösung, sondern ein anspruchsvoller Dauerprozess, der mit langem Atem geplant und durchgehalten werden müsse. "Er beginnt mit der sorgfältigen Auswahl des Standorts eines Taubenschlages." Die Entwilderung der Stadttauben betrachtet Georg Wilhelm als Daueraufgabe ähnlich der Pflege einer Grünfläche. Doch der Weg sei nur so gut, wie er mit Sorgfalt, Ausdauer, engagierten Menschen und Ernsthaftigkeit beschritten werde. "Der Weg passt zu Blieskastel, in die Biosphäre Bliesgau und zu unserer Auffassung von Kultur und Ethik", sagt Wilhelm abschließend. Wie Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener zum Taubenproblem erklärt, wolle sie sich persönlich darum kümmern, die Voraussetzungen zur Schaffung eines Taubenschlages in Blieskastel zu schaffen.

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