Blieskastel Die Erinnerung wird wach gehalten
Blieskastel · Für diesen Sonntag ruft Blieskastels Linke wieder alle Bürger dazu auf, beim Reinigen der Stolpersteine dabei zu sein – zum Gedenken an Nazi-Opfer.

Alle Jahre wieder reinigen Mitglieder der Linken in Blieskastel die Stolpersteine. Hier sind es die Landtagsabgeordnete Barbara Spaniol sowie Antonio Reda und Dieter Geis (von links) am Eingang zur Blieskasteler Gerbergasse zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Für die musikalische Umrahmung der Aktion will auch an diesem Sonntag Gaby Klees (rechts) mit der Gitarre sorgen.
Foto: Fredi BrabänderVor 74 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit. An die Opfer des Nationalsozialismus wird in diesem Jahr wieder vielerorts mit Gedenkfeiern erinnert, und auch in Blieskastel wird der Ermordeten und Verschleppten gedacht. An diesem Sonntag, 27. Januar, wird der Ortsverband der Linken Blieskastel wieder zur Ehrung misshandelter und ermordeter Bürgerinnen und Bürger eine symbolische Reinigung und Pflege der im Jahr 2009 verlegten Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig vornehmen. Das Gedenken an die Opfer soll alljährlich wach gehalten und neu in Erinnerung gebracht werden. Ihr Leid dürfe nicht umsonst gewesen sein. Es müsse den Nachgeborenen eine ewige Mahnung sein, dass Menschen- und Bürgerrechte unteilbar sind, mahnt der Blieskasteler Linken-Politiker und ehemalige Fraktionschef im Stadtrat, Dieter Geis. Er ruft alle Jahre wieder die Bürger dazu auf, sich an der symbolischen Reinigung der Stolpersteine in Blieskastel zu beteiligen. Die Reinigung und Pflege der Stolpersteine in Blieskastel und Niederwürzbach findet an diesem Sonntag um 15 Uhr an der Ecke Gerbergasse/Zweibrücker Straße statt. Gaby Klees wird die Veranstaltung musikalisch umrahmen, teilt Geis mit.
Ende Mai 2009 hatte der aus Köln stammende Künstler Gunter Demnig diese Stolpersteine gegen das Vergessen gelegt. In Blieskastel war damit ein Projekt des Künstlers fortgesetzt worden, welches unter anderem die Vertreibung und Vernichtung der Juden, politisch Verfolgter, Zeugen Jehovas und Euthanasie-Opfern während des Nazi-Regimes lebendig erhält. Der Blieskasteler Dieter Geis hatte die Aktion initiiert, unterstützt von seinen Parteifreunden. Geis hatte damals jedoch betont, dass es sich nicht um eine Parteiangelegenheit handele, sondern dass diese Aktion für alle Bürger eine große Bedeutung haben müsse.
Mit der Geschichte der Juden in Blieskastel hat sich auch der Grüne Martin Dauber, der bis zur Kommunalwahl im Mai 2014 im Blieskasteler Stadtrat saß, schon von Jugend an beschäftigt. Anlässlich der Reichspogromnacht am 9. November 1938 führt er seine Gäste regelmäßig im November zu „Stationen jüdischen Lebens“ in der Barockstadt. Auf besonders großes Interesse war im vergangenen Jahr ein Gang auf den Spuren der Blieskasteler Juden zum Gedenken an den 80. Jahrestag der Reichspogromnacht gestoßen. Rund 70 Interessierte, darunter viele Jüngere sowie Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener, MdL Jutta Schmitt-Lang und Pfarrer Mathias App hatten Martin Dauber und Jörg A. Künzer zu einer nachdenklichen Stadtführung begleitet. Auch Landtagspräsident Stephan Toscani hatte einige Wochen später bei einem Rundgang mit Martin Dauber sowie Schülerinnen und Schüler die Stadt Blieskastel unter neuen, vor allem nachdenklichen Aspekten kennen gelernt. Auch die Bürgermeisterin und Landrat Theophil Gallo waren dabei, als Stephan Toscani im Rahmen seiner Reihe „Saarländische Erinnerungsorte“ Blieskastel besuchte, dabei einen Beitrag zur Erinnerungskultur leistete und Jugendlichen die Schrecken der NS-Zeit vermittelte.
Der Grüne Martin Dauber hatte in seiner Schulzeit ein Referat über die Judenverfolgung in Blieskastel ausgearbeitet. Er konnte sich damals nicht vorstellen, was diese im Geschichtsunterricht vermittelten grausamen Fakten für das beschauliche Blieskastel bedeuten könnten, so Dauber. Seine Nachforschungen führten ihn schließlich ins Landesarchiv nach Saarbrücken, und er befragte Zeitzeugen in Blieskastel zu den Geschehnissen in der Nazizeit. Auf Antrag der Grünen im Blieskasteler Ortsrat war im Sommer 2010 in der Straße „An der Stadtmauer“ in Blieskastel-Mitte ein Hinweisschild angebracht worden, das darüber informiert, dass diese Straße bis ins Jahr 1935 einmal den Namen Judengasse trug.