Konzert in Blieskastel Mix aus frechem Mundwerk und Ironie

Blieskastel · Die A-cappella-Gruppe „HörBänd“ gastierte in der Bliesgau-Festhalle und begeisterte ihr Publikum.

 Die A-cappella-Gruppe „HörBänd trat am Samstagabend in der Blieskasteler Bliesgau-Festhalle auf.

Die A-cappella-Gruppe „HörBänd trat am Samstagabend in der Blieskasteler Bliesgau-Festhalle auf.

Foto: Jörg Martin

„Eigentlich wurde es am Schluss am schönsten“, meinte Juliane Scholz am Samstagabend beim Verlassen der Bliesgau-Festhalle. Sie hatte sich das Konzert der A-cappella-Band „HörBänd“ dort angehört. Und an der Aussage der Konzertbesucherin ist durchaus was dran. Zwar ging das Publikum von Beginn an mit, doch erst am Ende drehten die fünf Sänger so richtig auf. Ein Grund könnte sein, dass das Nachholkonzert eines der letzten der Gruppe war. Nach sechs Jahren will man beruflich getrennte Wege gehen, wie aus dem Umfeld von „HörBand“ zu hören ist.

Wenn man sich den Blieskasteler Auftritt ansah, kam da nichts von möglichen Animositäten rüber. „HörBand“ zelebriert gern, das ist offensichtlich. Da wird mal als Einstieg in den kurzweiligen Abend ein Intro einer US-Filmgesellschaft gesungen, als stünde ein ganzes Orchester auf der Bühne. Überhaupt wähnt man Musiker im Hintergrund, die natürlich nicht da sind. Und dann kommt da noch eine ganz besondere Art von Humor hinzu. Eine Mischung aus frechem Mundwerk und Eigenironie. „Wir sind durch den kompletten Monsun im Sumpf angekommen“, erklärte Silas Bredemeier die Reise in die Barockstadt. Das nimmt man ihm nicht übel und lacht mit. Und immer wieder zwischendrin Anmerkungen, bei denen man sich fragt, ob die Sprüche dazwischen oder die Lieder selbst einen höheren Stellenwert haben. Kostprobe: „Ich bin nicht dumm. Es interessiert mich einfach nicht“, bringt es Silas Bredemeier auf den Punkt.

Da kann es auch sein, dass Franz Schubert verjuxt wird. Der sei ja ein „genialer Maler des Barock“ gewesen und habe sich deshalb auch ein Ohr abgeschnitten. Ja, da schüttelt man sich. Deshalb wären das ja auch Schüttelreime. Ist doch klar. Wie bei „Der unreine Reim“, bei dem man zu Wortspielen mit „ert“ am Ende greift. Und dann zuckt man zusammen: „Gibt es keine Boybands mehr?“, fällt auf. Also die Jungs, die man an die Wand pinnte oder in deren Bettwäsche man sich früher kuschelte. Eine Mitsingmelodie, die zu Missverständnissen führen kann. So packt Ohlsen plötzlich eine Banane aus.

„Eigentlich sollte ich jetzt ein Solo singen – keine Lust“, kommentierte Lara Westendorf, die aber gleichzeitig keinen Bock hatte, schlecht drauf zu sein. Und das fand auch bei Ohlsen, Joshua Bredemeier, Martin Kleine und Friedemann Petter Zustimmung. Da überraschte auch ein Wiederhören mit „Wo ist die Kokosnuss“, natürlich anders interpretiert, nicht. „In Blieskastel haben die Menschen andere Probleme, wenn ich mich so umgucke“, schlussfolgerte derweil wieder Silas Bredemeier.

Sein Dozieren über den am Körper klebenden Duschvorhang ist dabei so urkomisch wie das Ansprechen eines Tabus in der Nasszelle: Blähungen - jeder habe sie, keiner spricht darüber. Selbst das altbekannte Kinderlied „Auf der Lauer“, als Schlussbeitrag präsentiert, wirkt von den Fünf vorgetragen völlig neu und frisch. Wenn der Applaus das Brot des Künstlers ist, dann wären die stehenden Ovationen in Blieskastel das kalte Büfett“, bedankte man sich artig. Von der Bollywood-Nummer, die man als eine von mehreren Zugaben brachte, hätte man sich allein wegen des Ringdedingelings von Lana Westendorf noch mehr gewünscht.

Ohne Mikrofon und auf dem Bühnenrand sitzend verabschiedeten sich „HörBänd“ schließlich von Blieskastel. „Wir sind eigens gestern aus München angereist und sind traurig, weil wir sie erst vor Monaten kennenlernen durften“, meinte ein Paar unter den Besuchern gegenüber unserer Zeitung.

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