Ehepaar aus Blieskastel hält per Video Kontakt zu Kindern Kunde vom Forscherpreis kommt aus Australien

Blieskastel · Jeden Sonntag hat das Videogespräch mit den beiden Zwillingstöchtern seinen festen Platz beim Ehepaar Klingler aus Blieskastel. Jetzt berichtete Tochter Manuela, die als Zellbiologin Australien arbeitet, von einem Innovationspreis, den sie für ihre Krebsforschung erhalten hat.

 Sonntagsgespräch der Eltern per Videoschalte mit Manuela (links) in Australien und Marion mit Ehemann Bernd (unten) in Bayern.

Sonntagsgespräch der Eltern per Videoschalte mit Manuela (links) in Australien und Marion mit Ehemann Bernd (unten) in Bayern.

Foto: Hans Hurth

Marianne und Roland Klingler halten mit ihren Zwillingstöchtern Manuela und Marion (51) regelmäßig Kontakt. Das Besondere daran: Der Kontakt findet jeden Sonntag per Gemeinschafts-Videoschalte statt und das über viele Kilometer hinweg nach Bayern und gar nach Australien. Marion wohnt in Karlsfeld bei München und ihre Zwillingsschwester Manuela in Adelaide in Australien, rund 15 000 Kilometer von Blieskastel entfernt.

Dort erhielt Manuela vor einigen Wochen beruflich eine ehrenvolle Auszeichnung, die in der Videoschalte erfreut aufgenommen und besprochen wurde. Unser Mitarbeiter war an einem Sonntag dabei. „Ich besuchte zunächst die Realschule Gersheim, danach das Helmholtz-Gymnasium Zweibrücken, studierte nach dem Abitur in Saarbrücken Biologie und nach der Promotion am deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg wurde mir der Doktortitel verliehen“, erzählte uns Manuela. Ihr Freund und heutiger Ehemann Peter Hoffmann, als Chemiker ebenfalls in der Krebsforschung tätig, erhielt eine Stelle in Melbourne, Manuela ein renommiertes Stipendium an der Monash University in Melbourne.

Nach vier Jahren ging es zurück, in Leipzig eröffnete nämlich ein neues Institut für Krebsforschung. „Peter promovierte derweil in Saarbrücken und danach bekamen wir beide durch einen verantwortlichen Professor aus Adelaide das Angebot, in Australien beruflich weiterzuarbeiten. Das Interesse beiderseits war groß, man legte Wert auf unsere Mitarbeit und für die dortige Forschung standen zudem mehr finanzielle Mittel bereit als in Deutschland. Die Abwerbung hat sich, so darf man nach 14 Jahren feststellen, bezahlt gemacht“, freute sich Manuela Klingler-Hoffmann, mittlerweile eine erfahrene Zellbiologin und Biochemikerin.

Seit drei Jahren leitet sie ein Team, das an translationalen Forschungsprojekten bei gynäkologischen Krebserkrankungen arbeitet. Sie verfügt über umfangreiche Erfahrungen in einer Vielzahl von Techniken der Zellbiologie, Proteomik und Massenspektrometrie und der Präzisionsmedizin für Krebspatientinnen. „Inzwischen steht für viele Krebsarten eine Vielzahl von Therapien zur Verfügung. Die Entscheidung welche Patienten welche Therapie erhalten, beruht auf klinischen Daten und darauf wie ähnliche Fälle auf die Therapie reagiert haben“, stelle sie heraus. „Nach Therapiebeginn heißt es abwarten und falls die Krebstherapie nicht wirkt, wird die Therapie verändert.“

 Preisverleihung in Australien für die aus Blieskastel stammende Manuela Klingler-Hoffmann.

Preisverleihung in Australien für die aus Blieskastel stammende Manuela Klingler-Hoffmann.

Foto: Heidi Wolff

Was wäre, wenn man schon vor Therapiebeginn wüsste, welche Therapie die beste ist? „Das Ziel der Präzisionsmedizin ist es, therapeutische Maßnahmen individuell auf einen Patienten zuzuschneiden.“ Statt klinische Daten zu benutzen, um hervorzusagen, welche Therapie die richtige ist, bestünde die Möglichkeit, die zugelassenen Krebstherapien am Patientengewebe im Labor zu testen. Das Ergebnis der Labortests könne dazu beitragen, dass jeder Patient beim ersten Mal die beste Therapie bekommt. „Unser Beitrag zum Testen von Patientenmaterial ist eine Zellkulturplatte, die die verschiedenen Krebsmedikamente enthält. Dies macht den Test um einiges schneller und genauer. Für diese Erfindung haben wir ein provisorisches Patent angemeldet und ich wurde im Dezember 2020 mit dem südaustralischen Women in Innovations-Preis in der Wissenschaftskategorie (Science) ausgezeichnet“, berichtet sie stolz.

Zwillingsschwester Marion begann nach dem Abitur bei der Deutschen Bank eine Lehre, 1989/90 ging es in die neuen Bundesländer. „Aus dem geplanten halben Jahr wurde ein Jahrzehnt und ich wurde mit 29 Jahren Leiterin des Finanzcenters der Deutschen Bank Chemnitz. Auf einer Managertagung in Neumünster lernte ich meinen Ehemann Bernd kennen, seit nunmehr 14 Jahren leben wir in Karlsfeld bei München“, sagt uns Marion Römer, die kürzlich für einen Bericht unserer Zeitung die Blieskastel Straße im 25 Kilometer entfernten Thalkirchen zeigte. Marianne (71) und Roland (74) Klingler freuen sich als Eltern neben gemeinsamen Familienurlauben auf die sonntäglichen Videogespräche, an denen beide auch ihre Enkel, die sie ja nicht so oft sehen und daher vermissen, sprechen können. In Bayern sind dies Nils (15) und Felix (10), in Australien Lara (17) und Gianna (14).

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