Blieskastel Alte Bekannte bei den Unabhängigen

Blieskastel · Bei den Listen für den Stadtrat in Blieskastel gibt es eine kleine Überraschung: Erstmals wird eine Liste unabhängiger Kandidaten aufgestellt. Marius Hittinger und Olaf Vieweg sind bei der Wahl am 26. Mai mit von der Partie.

 Die Unabhängige Liste Blieskastel hofft auf einen Einzug in das Blieskasteler Rathaus.

Die Unabhängige Liste Blieskastel hofft auf einen Einzug in das Blieskasteler Rathaus.

Foto: Erich Schwarz

Am 25. Mai ist Superwahltag im Saarland und auch in Blieskastel. Neben der Europawahl werden in Blieskastel der oder die Bürgermeister(in) neu gewählt, zudem die kommunalen Parlamente, also Stadt- und Ortsräte. Und dass in diesem Jahr Bewegung bei den Wahlen steckt, war nicht zuletzt auch an der kurzzeitigen Doppelkandidatur innerhalb der SPD für den Bürgermeisterposten zu spüren. Denn auch bei den Listen für den Stadtrat gibt es jetzt eine kleine Überraschung. Erstmals gibt es eine Liste unabhängiger Kandidaten.

Die Kandidaten auf dieser Liste sind indes für viele Bürgerinnen und Bürger keine Unbekannten. Die Liste wird angeführt von Marius Hittinger. Der promovierte Naturwissenschaftler ist auch derzeit schon im Blieskasteler Rat vertreten, allerdings als parteiunabhängiges Einzelstadtratsmitglied. Hittinger gehörte der SPD-Stadtratsfraktion an, war sogar Stadtverbandsvorsitzender der Sozialdemokraten in Blieskastel. Das Tischtuch ist allerdings längst zerschnitten, Hittinger will aber nicht nachkarten. Ähnliches gilt für Olaf Vieweg, Werbetechniker mit Wohnsitz auf der Breiter Mühle. Auch er saß bereits für kurze Zeit im Blieskasteler Rat, damals für die AfD. Vieweg war eher dem gemäßigteren Flügel der Partei zuzurechnen. Dann allerdings gab es bei ihm auch ein Zerwürfnis, der „allmächtige“ AfD-Landesvorsitzende Josef Dörr hatte den Blieskasteler sozusagen auf Landesebene „ausgemustert“, nannte ihn als Geschäftsführer „überfordert“.

Vieweg kehrte der Partei den Rücken, sein Interesse an der kommunalen Entwicklung von Blieskastel blieb indes erhalten (genaue Listenaufstellung siehe Infokasten). „Die exakten politischen Ziele unserer unabhängigen Liste werden derzeit noch abgestimmt“, unterstrich Marius Hittinger. Aber eines sei klar: Es werde nicht den klassischen Fraktionszwang geben, „jeder kann zu jedem Thema frei seine Meinung äußern“, stellte Hittinger heraus. Man wolle unabhängige, an keinen Zwang gebundene Stadtratsarbeit leisten, immer nur an der Sache orientiert und keiner Partei oder Gruppierung verpflichtet. Unsere Zeitung hat die anderen Parteien nach Reaktionen zur neuen Liste gefragt. „Wir Grüne begrüßen es grundsätzlich, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger für unsere Gesellschaft und deren Gemeinwohl engagieren. Wir freuen uns daher auf einen konstruktiven Ideenaustausch mit allen Beteiligten“, erklärte die grüne Bürgermeisterkandidatin und Stadträtin Lisa Becker auf Anfrage.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Lukas Paltz, ergänzte jedoch skeptisch: „Kritisch sehen wir Grüne aber, dass auch ein ehemaliges Mitglied der AfD, das sich inhaltlich in der Öffentlichkeit bisher nicht von dieser Partei distanziert hat, auf dieser Liste kandidiert“. Hierzu meinte Marius Hittinger, dass der beste Beweis, dass sich Vieweg von der AfD distanziert habe, sein Engagement bei der unabhängigen Liste sei, mit der er ja dann gegen seine frühere Partei kandidiere.

Für die CDU kam der Schritt von Hittinger, eine eigene Liste zu gründen, „wenig überraschend“, wie CDU-Fraktionsvorsitzender Holger Schmitt auf Nachfrage mitteilte: „Für uns als CDU ist es ein Grundsatz, dass wir allen demokratischen Gruppen aufgeschlossen und mit Respekt begegnen. In diesem Sinne setzen wir auch hier auf faire Zusammenarbeit in der Sache für unsere Stadt“, unterstrich Schmitt. Für Guido Freidinger, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion, gilt der Grundsatz, dass „Konkurrenz das Geschäft belebt und die Demokratie von der Meinungsvielfalt lebt. Da aber die Spitzenleute dieser Liste sich auch schon mal bei anderen Parteien (erfolglos) versucht haben, müssten sie ihren potenziellen Wählern erklären, was sie jetzt anders beziehungsweise besser machen wollen“, gibt sich Freidinger abwartend. Er erklärte, Marius Hittinger sei seinerzeit ja nicht „an den Widerständen in seiner damaligen Fraktion gescheitert“, sondern er habe die Partei wegen der überregionalen Politik, mit der er unzufrieden gewesen sei, verlassen. Er habe aber nicht auf sein Mandat verzichtet, das er mit Unterstützung dieser Partei errungen habe, kritisierte der SPD-Fraktionschef.

 Marius Hittinger war mal SPD-Stadtverbandsvorsitzender in Blieskastel.  Foto: Fredi brabänder

Marius Hittinger war mal SPD-Stadtverbandsvorsitzender in Blieskastel. Foto: Fredi brabänder

Foto: Fredi Brabänder
 Olaf Vieweg war mal Stadtratsmitglied der AfD in Blieskastel.

Olaf Vieweg war mal Stadtratsmitglied der AfD in Blieskastel.

Foto: Fredi Brabänder
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