Ein erhellender Blick in die Historie im Bliesgau Als in Webenheim die Milch in Strömen floss

Blieskastel · Ein neues Hinweisschild erinnert an die Geschichte der Molkerei. 1950 ging der Tilsiter in Produktion.

 Das sind die Ideengeber der Gedenktafel zur alten Molkerei (von links): Robert Jennerwein, ehemaliger Ortsvorsteher, Wolfgang Nicolaus und Mathias Krey, der jetzige Ortsvorsteher.

Das sind die Ideengeber der Gedenktafel zur alten Molkerei (von links): Robert Jennerwein, ehemaliger Ortsvorsteher, Wolfgang Nicolaus und Mathias Krey, der jetzige Ortsvorsteher.

Foto: Erich Schwarz

Es war eine Idee des Webenheimers Wolfgang Nicolaus, auch der frühere Ortsvorsteher Robert Jennerwein und der aktuelle Ortsvorsteher Mathias Krey waren sofort begeistert. Inspiriert von einem historischen Hinweis an einem Aldi-Markt in Neunkirchen hatte Wolfgang Nicolaus die Idee, auch beim neu erbauten Aldi-Markt in Webenheim einen Hinweis zur Historie des Ortes anzubringen. Denn wo heute ein Autohaus, eben jener Aldi-Markt, ein Drogerie-Markt, ein Motorrad-Fachhandel und ein Sterne-Restaurant Platz gefunden haben, stand früher die bekannte Webenheimer Molkerei. Ganz Genaues weiß man über die Gründung der Molkerei nicht mehr, weil etliche Unterlagen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen waren.

Gegründet wurde die Genossenschaft 1929 von den Bürgermeistern Hussong (Webenheim) und Oberhauser (Blieskastel). Nach langen Verhandlungen wurde schließlich auf der Gemarkung Webenheim die „Molkereigenossenschaft der Saarpfalz e.G.m.b.H Webenheim“ gegründet. Das Einzugsgebiet der Molkerei umfasste nach der Gründung 35 Dörfer. In den Gründerjahren betrug die tägliche Anlieferung 13 000 Liter Milch, davon allein 5000 Liter aus dem Bauerndorf Webenheim. Nach dem Krieg war die Molkerei weitgehend zerstört, aber man entschied sich für einen Wiederaufbau. Ab 1947 floss wieder Milch in Webenheim, von zunächst 3500 Litern wurde der Umsatz bis 1955 auf 33 000 Litern erhöht. Im Jahre 1950 ging der „Webenheimer Tilsiter“ in Produktion, und allein im Jahre 1960 verlassen monatlich 5000 Kilogramm Webenheimer Tilsiter die Molkerei. In dieser Zeit werden etwa monatlich 20 Tonnen Butter ausgeliefert und täglich werden 1200 Liter Buttermilch abgefüllt.

Nach Rationalisierungen stellte die Molkerei den Betrieb ein, im August 1985 wurde das Hauptgebäude der Molkerei und der Altbau eingerissen, der 25 Meter hohe Schornstein musste zweifach gesprengt werden, „ehe er sich ergab“, wie Heimatforscher und Autor Horst Weingart im Webenheimer Dorfbuch schreibt. Von den ursprünglichen Gebäuden steht heute noch das Transformatorenhäuschen am ehemaligen Sportplatz. Auch das Gebäude, in dem heute der Motorrad-Fachhandel betrieben wird, gehörte ursprünglich zum Molkerei-Areal. Zwischenzeitlich waren in den verbliebenen Gebäuden noch diverse Firmen untergebracht, eine Bierhandlung, eine Schuhvertretung, eine Bilderrahmenwerkstatt und sogar ein Hostessenclub.

Inzwischen ist das Gelände zu einem modernen Einkaufszentrum geworden. Aber die Vergangenheit soll nicht vergessen werden, deshalb hat man am Eingang zum Aldi-Parkplatz, direkt neben Auto Thönes, die Gedenktafel angebracht. Auf ihr sind alle historischen Gebäude zu sehen, zudem gibt es Erläuterungen zu den einzelnen Immobilien. Die historischen Nachforschungen hat Horst Weingart zusammengetragen, die Reproduktion der Aufnahme des historischen Firmengeländes stammt von Roman Schmitt.

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