Straßenverkauf im Bliestal „Eismännche“ dreht seine letzten Runden

Blieskastel/Lautzkirchen · Der Kleinbus mit Kühltheke ist die Leidenschaft von Angelo Fiorilli. Doch die Touren des „Eismännche“ von St. Ingbert ins Bliestal lohnen sich immer weniger. Das Ende einer Tradition naht.

 Zweimal zwei Eisbällchen hat Angelo Fiorilli an diesem Nachmittag in Lautzkirchen verkauft. Das Eisgeschäft vom Auto aus läuft schleppend.

Zweimal zwei Eisbällchen hat Angelo Fiorilli an diesem Nachmittag in Lautzkirchen verkauft. Das Eisgeschäft vom Auto aus läuft schleppend.

Foto: Erich Schwarz

Es ist herrliches Frühsommerwetter, das Thermometer nähert sich der 20-Grad-Marke. Gegen 16 Uhr dann „rrrrring, rrrring“, und sofort haben es die Jungs in der Straße gehört. „Ah, de Angelo“, wissen die beiden Freunde sofort, wer sich da Gehör verschafft. Er ist einer der letzten seiner Zunft, jedenfalls hier in der Region.

Angelo Fiorilli aus St. Ingbert ist das letzte verbliebene „Eismännche“ in den Bliestal-Orten. Etwa 30 Sorten Eis hat er in seinen Truhen im Kleinbus an Bord dabei, bunt verziert mit großen, bunten Eisportionen sind die Seiten des Busses, ganz groß steht „Angelo Eis“ auf dem Bus. Eine Eisdiele hat der gebürtige Italiener aus St. Ingbert nie betrieben, immer schon ist er mit dem Kleinbus über die Dörfer gefahren.

Früher hat er das nebenberuflich gemacht, „geschafft hann ich bei Eberspächer“, erzählt der freundliche Eisverkäufer. Seit Jahren nun ist der 70-Jährige bereits in Pension, aber das Eisverkaufen wollte er nicht lassen. Aber dies wird wohl jetzt endgültig seine letzte Saison sein, wie er etwas wehmütig mitteilt. Eigentlich wollte er schon nach dem letzten Sommer aufhören, aber dann hat er doch noch eine Saison drangehängt.

Er ist der letzte fahrende Eisverkäufer in der Region Blieskastel, „aber im Raum Saarbrücken gibt es noch mehrere“, wie Angelo weiß. Dabei macht die ganze Sache nicht mehr so viel Spaß wie früher. Wo liegt denn das Problem? „Früher gab es viel mehr Kinder“, betont Angelo und meint scherzhaft, „die junge Frau dahinten sollte noch Kinder kriegen“. Das hat er nicht ganz ernst gemeint, aber tatsächlich kommen immer weniger Kinder an seinen fahrenden Eisexpress. „Heute gibt es in jedem Supermarkt Eis, und die Leute haben wohl auch nicht mehr so viel Geld“, vermutet der Wahl-St. Ingberter.

Sein Verkaufsbereich ist der Großraum Blieskastel, er fährt auf seiner Tour auch nach Webenheim, Mimbach oder Breitfurt. Angelo Fiorilli beginnt seine Verkaufsfahrt meist mittags gegen 13 Uhr, aber da sind viele Kinder noch nicht einmal aus der Schule zurück. Jetzt ist es gerade 16 Uhr, „und hier in Lautzkirchen habe ich jetzt für die beiden Jungs die ersten Eisbällchen für heute verkauft“, erzählt der Eismann. Ja früher, da war gerade am Wochenende das große Geschäft angesagt. An Sonn- und Feiertagen, da wurde viel Eis an von seiner rollenden Kühltheke aus verkauft. „Aber das ist vorbei, an Sonn- und Feiertagen läuft es ganz schlecht. Die Leute sind ja nicht mehr zuhause, alle sind sie ausgeflogen, unterwegs“, klagt der Eismann.

Es rentiere sich schon lange nicht mehr, erzählt Angelo. Wenn er nur auf den Eisverkauf angewiesen wäre und keine Rente hätte, würde sich das alles absolut nicht mehr rechnen: „Und dann kommen Reparaturen und so weiter. Das ist kein gutes Geschäft mehr“. Zweimal zwei Bällchen hat er den Jungs nun verkauft, Schokolade und Stracciatella, insgesamt vier Euro hat er jetzt eingenommen. Die ersten Einnahmen in Lautzkirchen für diesen Nachmittag. Schade, dass es bald auch in der Blieskasteler Region keine „Eismännchen“-Tradition mehr gibt.

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