Bauunternehmung Schwarz in Altheim Eiserner Meisterbrief für Günther Schwarz

Altheim · Der von der Handwerkskammer des Saarlandes geehrte Jubilar aus Altheim leitet im Alter von 90 Jahren seine Firma noch immer selbst.

 Der Meister-Jubilar Günther Schwarz erhält vom Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes, Bernd Reis, den Eisernen Meisterbrief.

Der Meister-Jubilar Günther Schwarz erhält vom Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes, Bernd Reis, den Eisernen Meisterbrief.

Foto: Wolfgang Degott

Seit 65 Jahren führt der 90-jährige Altheimer Günther Schwarz seine Bauunternehmung. Bernd Reis, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer des Saarlandes, überreichte ihm den Eisernen Meisterbrief. Es sei schon außergewöhnlich, dass dieses Jubiläum gefeiert werden könne. Es sei aber auch wohl einmalig, dass in diesem Lebensalter noch ein Handwerksbetrieb geführt wird, so Reis. So mache es ihn stolz zu sehen, wie Handwerker noch in diesem Alter „ihren Mann“ stehen und sicherlich ein Vorbild für viele Selbstständige seien.

Tage zuvor hatte Joachim Reinert, Vorstandsmitglied des Arbeitgeberverbandes der Bauwirtschaft des Saarlandes (AGV), Schwarz für dessen 65-jährige Mitgliedschaft im Verband ausgezeichnet. Noch heute ist Günther Schwarz täglich auf den Baustellen seiner Firma anzutreffen, wobei er mit seinem kleinen weißen Transporter immerhin noch bis zu 40 000 Kilometer jährlich zurücklegt, um Materialien oder Ausrüstungen für die Arbeitseinsätze zu transportieren und zu koordinieren. Derzeit wird im Gersheimer Industriegebiet für die 13 Mitarbeiter, von denen Gerhard Berwanger, Waldemar Gundt und Roger Zeitz schon 30 beziehungsweise 40 Jahre zur Belegschaft gehören, ein neuer Betriebssitz mit Halle und Abstellfläche erstellt. Das Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens liegt im Tief- und Energiebau für das Energieversorgungsunternehmen Pfalzwerke Ludwigshafen. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind seit Jahrzehnten die Arbeiten für die Gemeinde Gersheim und die Stadtwerke Bliestal, die seit vergangenem Jahr nach der Zusammenführung der Stadtwerke Bliestal und Stadtwerke St. Ingbert als Biosphärenstadtwerke Bliestal firmieren.

Zur Unternehmenshistorie: Der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte war die Sanierung, Restaurierung und der teilweise Wiederaufbau der Hornbacher Klosteranlage. Zwischen 1997 und 2000 wurden die Arbeiten mit einem Auftragsvolumen von rund 2,3 Millionen Euro ausgeführt. Erforderlich dabei war alles Können in den Bereichen Sanierung historisches Mauerwerk, historischer Mauerwerksbau, Stahl- und Stahlbetonbau. Die Unterfangungsarbeiten an den historischen Gebäuden zur Erstellung der neuen zweistöckigen Unterkellerung für die Gastronomietechnik stellten eine besonders hohe Anforderung dar, da die teilweise acht Meter tiefen Unterfangungen ohne schädliche Auswirkungen auf die historische Bausubstanz bleiben mussten und vom Landesdenkmalamt in Mainz überwacht wurden.

Nun ein Blick zurück: Als 16-Jähriger schnupperte Günther Schwarz erste Baustellenluft. Damals begann er seine Maurerlehre in der Saarbrücker Firma Rauwald, die auch große Teile der Walsheimer Brauerei erbaut hatte. 1952 legte er mit 41 weiteren Lehrlingen auf der Lehrbaustelle in Saarbrücken-Scheidt mit der Höchstpunktzahl die Gesellenprüfung ab. Erfolgreich absolvierte er die zweijährige technische Abendschule Saarbrücken, bevor er zur Meisterschule in Kaiserslautern wechselte. 1956 bestand er die Techniker-, Bauleiter- und Meisterprüfung. Den Meisterbrief erhielt er am 30. Juli. Voller Tatendrang und bepackt mit theoretischem und praktischem Wissen gründete er am 16. Oktober 1956 seine Firma, das Baugeschäft Günther Schwarz. Der erste Großauftrag lag nur einen Steinwurf vom Firmensitz entfernt. „Walter Rech erteilte mir den Auftrag zum Neubau seines Wohnhauses mit Metzgerei“, erinnert sich der Meister-Jubilar mit dem Hinweis, dass das Gebäude heute noch in der Mittelbacher Straße zu sehen ist. Der junge Unternehmer profitierte in der Gründungsphase von der Popularität seines Großvaters Adam Ast, der als Maurermeister weithin bekannt war und auch ihm zur wichtigen Stütze wurde. Aus der Belegschaft von fünf Maurern bei Firmengründung, ausgestattet mit einem kleinen Kaiser-Betonmischer und einem gebrauchten Peugeot-Kombi als fahrbarem Untersatz, wurde schnell ein expandierender Betrieb. Qualität und Zuverlässigkeit standen für das Familienunternehmen, in dem seine mittlerweile verstorbene Frau Elisabeth das Betriebsbüro führte. Sie war darüber hinaus die gute Seele des Betriebes und „Baumeisterin der Familie“, zu der zwei Töchter und drei Söhne gehören.

Bis zu 48 Maurer und Betonbauer wurden in der Bauhochphase der 80er und 90er Jahre beschäftigt, mit denen auch größere Aufträge termingerecht abgearbeitet werden konnten. Viele blieben dem Unternehmen treu, dokumentierten, dass das Betriebsklima stimmte, alle an einem Strang zogen. An einige Objekte aus dieser Zeit erinnert sich Schwarz sehr gern. Dazu gehört etwa das moderne Wohnhaus des Saarbrücker Industriefotografen Gerhard Heisler oder das Mehrfamilienhaus des Architekten und ehemaligen Landeskonservators Johann Peter Lüth in der Landeshauptstadt. Der einsetzende Strukturwandel im Hochbau in den 2000er Jahren erforderte für die Firma Schwarz ein Umdenken. Mit neuen Auftraggebern wurden neue Geschäftsfelder erschlossen und die Firma vom reinen Hochbaubetrieb zur Dienstleistungsfirma umgebaut.

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