Einer Ruine wird neues Leben eingehaucht Es erwacht der Charme eines uralten Hauses

Blieskastel · Ein bis zu 400 Jahre altes Gemäuer wird gerade am Schlossberg in Blieskastel saniert. Ein spannendes Vorhaben.

 Bauherr Torsten Raaak im Innern des Hauses auf der Treppe, die während der Bauzeit noch genutzt und später abgerissen wird.

Bauherr Torsten Raaak im Innern des Hauses auf der Treppe, die während der Bauzeit noch genutzt und später abgerissen wird.

Foto: Erich Schwarz

Torsten Raak ist ein freundlicher, offener und positiv gestimmter Mensch. Und offensichtlich ein optimistischer. Das muss er wohl angesichts der Baustelle am Schlossberg auch sein. Denn zusammen mit seiner Frau Katja hat er das frühere Anwesen Ettel erworben. Das ehemalige Möbelgeschäft am Schlossberg hat die beiden Eigentümer bisher schon eine Menge Kraft, Nerven und wohl auch Geld gekostet. Sicht- und spürbar für alle Bürgerinnen und Bürger der Barockstadt ist derzeit immer noch die Sperrung der Schlossbergstraße für den Durchgangsverkehr, wo ein großer Kran der Baufirma Felix Hirsch für Dach- und Mauererarbeiten gebraucht wird.

Geplant war die Sperrung bis Weihnachten des vergangenen Jahres, derzeit ist sie bis Ende März genehmigt. „Das wird wahrscheinlich auch wieder eng werden“, kann der Bauherr hier noch keinen Optimismus verbreiten.

Aber der Reihe nach: Geschätzt – denn ganz genau lässt es sich nicht mehr rekonstruieren – 350 bis 400 Jahre alt ist das Anwesen am Schlossberg. Im Jahr 2018 haben sich Torsten Raak und seine Frau Katja in das Anwesen „verguckt“, man wollte sich einen Traum erfüllen. Frau Raak ist Einrichtungsberaterin, man will mit dem Haus am Schlossberg die berufliche Tätigkeit mit Wohnen im eigenen Haus verbinden, dazu noch ein Ladengeschäft mit Kleinmöbeln und Dekorationsartikel rund ums Einrichten betreiben.

Zusammen mit einem Architekten und einem Bauingenieur hatte man die Immobilie, die eigentlich aus zwei ineinander verschachtelten Häusern besteht, zunächst in Augenschein genommen. Und bei dieser, nennen wir es einmal Sichtprüfung, waren die später eingetretenen Probleme so nicht offensichtlich gewesen. Denn es kam knüppeldick, eine Überraschung oder besser Katastrophenmeldung jagte sozusagen die nächste. Das Gebälk – nicht mehr zu retten, die Balken des Fachwerks – marode, zum Teil in der bloßen Hand zerbröselt. Feuchte, einsturzgefährdete Mauern. Und so weiter und so fort. Hätte man nicht schon gleich am Anfang, als sich die Probleme immer mehr verdichteten, stoppen müssen?

„Ja, wir standen natürlich vor der Entscheidung. Aber selbst wenn wir dann den Stecker gezogen hätten, hätten wir auch schon eine Menge Geld umsonst in das Haus reingesteckt. Und das wäre dann umsonst gewesen“, gibt der Bauherr zu bedenken. Also hat man sich fürs Weitermachen entschieden, trotz aller Widrigkeiten. Dann entstand in der öffentlichen Wahrnehmung der Eindruck, es hätte sich „wochenlang nichts bewegt“ (wir berichteten). Was eben den Zorn einer Nachbarpartei hervorrief. „Dabei hat sich gerade damals viel bewegt, denn es galt Arbeiten abzustimmen, auch zeitlich, und die Maßnahmen zu koordinieren“, erinnert sich Torsten Raak beim Ortstermin mit unserer Zeitung.

Denn schon aus Gründen der Statik müssten die Arbeiten an den einzelnen Gewerken ineinandergreifen. Alles müsse genauestens abgestimmt werden. Man wolle den Charme des alten Hauses mit neuen Elementen verbinden. „Am Ende werden auch alle Bürgerinnen und Bürger von Blieskastel von der Baumaßnahme profitieren“, ist Torsten Raak überzeugt.

Demnächst wird der Dachstuhl des von vorne gesehenen rechten Hauses geliefert. Schon diese Maßnahme wird bis in den März dauern. Dann muss auch noch der zweite Dachstuhl aufgesetzt werden. Und das alte, marode Gebälk wird zwischenzeitlich aufgehübscht und dann auf das neue draufgesetzt, was dann einen tollen Effekt ergibt. Das zeigt, dass auch noch das Landesdenkmalamt ein gewichtiges Wort mitzureden hat. Aber Torsten Raak ist nicht etwa verbittert, die Zusammenarbeit sei zielführend und die Vorgaben nachvollziehbar. Bis auf eine Ausnahme sei auch das Verhältnis zu den Nachbarn sehr gut, man bringe ihm und seiner Frau in dieser schwierigen Situation sehr viel Verständnis entgegen.

 Die Bauarbeiten in der Schlossbergstraße schreiten voran. Dieses Drohnenbild entstadt Ende Januar.

Die Bauarbeiten in der Schlossbergstraße schreiten voran. Dieses Drohnenbild entstadt Ende Januar.

Foto: BeckerBredel

Und noch eine letzte Frage an unseren Gesprächspartner: Gibt es eine realistische Zielvorgabe? Da tritt er wieder in Erscheinung, der unglaubliche, sympathische Optimismus des Torsten Raak: „Wenn die Dacharbeiten abgeschlossen sind, wird es hoffentlich zügig weiter vorangehen. Wir haben vor, die Geschäftsräume noch vor Weihnachten dieses Jahres öffnen zu können“. Man wünscht es dem Bauherrn und der Bauherrin von ganzem Herzen.

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