Gigantische Zahlen, gigantische Fakten - in Blieskastel Der größte Wasserversorger im Land

Blickweiler/Wolfersheim · Die Wasserwerke Bliestal fördern pro Jahr 9,2 Millionen Kubikmeter des Lebensmittels Nummer eins.

Blick ins Innere des Wasserwerkes Blickweiler.

Foto: Wolfgang Degott

Heimlich vollzog sich im Bliesgau vor 60 Jahren eine Zeitenwende. Nachdem die Stadt Saarbrücken Ende der 1950er Jahre erhebliche Wasserversorgungsprobleme hatte, erinnerte man sich an ein Gutachten der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg aus den 1920er Jahren. Darin wurde ein großes Trinkwasserreservoir unterhalb der Erdoberfläche ohne Verbindung zum Oberflächenwasser erwähnt.

Es liegt im Bliesgau in einer zwischen 400 und 500 Meter tiefen Sandsteinmulde. Der schier unerschöpfliche Wasserspeicher wird durch unterirdische Abflüsse von Haardt, Hochwald und Nordvogesen gespeist. Diese Erkenntnis, die erste Tiefbohrungen 1957 untermauerten, und die Notwendigkeit, den Menschen in der Landeshauptstadt eine schnelle und sichere Wasserversorgung zu schaffen, führte am 24. Juli 1961 zur Gründung des Zweckverbandes Wasserversorgung Bliestal. Damals schlossen sich die Stadt Saarbrücken sowie die Landkreise Homburg, Saarbrücken und St. Ingbert zusammen. 1970 ging er in den heutigen Wasserwerken Bliestal auf.

Erste große Baumaßnahme war das Wasserwerk Wolfersheim mit seinen fünf Brunnen. Es war 1966 fertiggestellt und wurde vor fünf Jahren saniert. Stündlich werden dort bis zu 300 Kubikmeter Wasser gefördert und zum 1982 fertig gestellten zweiten Wasserwerk in Blickweiler gepumpt. Hier können pro Stunde weitere 1800 Kubikmeter über den 180 Meter oberhalb auf dem Hölschberg befindlichen Hochbehälter ins 70 Kilometer lange Verteilungsnetz eingespeist werden.

Heute kann das zu den Stadtwerken Saarbrücken gehörende Unternehmen 20 bis zu 500 Meter tiefe Brunnen zwischen Einöd und Wolfersheim nutzen. Mit deren Trinkwasser werden neben der Stadt Saarbrücken auch 29 Stadt- und Gemeindeteile des Saarpfalz-Kreises in den Städten Blieskastel und St. Ingbert sowie den Gemeinden Gersheim und Mandelbachtal versorgt. Mit weiteren acht Brunnen, die aus Kostengründen abgebaut wurden, aber jederzeit reaktiviert werden könnten, wäre die Brunnengalerie zu erweitern.

9,2 Millionen Kubikmeter Trinkwasser werden jährlich mit einem Aufwand zwischen 4,2 und 4,8 Millionen Euro gefördert und verteilt. Trotz des großen Trinkwasser-Reservoirs sei festgestellt worden, so Geschäftsführerin Corinna Schenkelberger während eines Ortstermins unserer Zeitung im Blickweiler Wasserwerk, dass Klimawandel und hohe Temperaturen den Wasserverbrauch in den letzten Jahren haben hochschnellen lassen. Sie erinnerte an den 26. August 2019, einen historischen Tag, an dem der Wasserverbrauch 90 Prozent der förderbaren Wassermenge erreicht habe. Um die Leistung zu steigern, seien mittlerweile sechs elektrisch betriebene Pumpen erneuert worden.

Neben der Menge sei natürlich auch die Wasserqualität im Fokus des Unternehmens, dem größten der 42 saarländischen Wasserversorger. Dabei sei das Bliestal „Gold wert“. „Wir können das natürliche Produkt Wasser, das wir in hervorragender Qualität fördern, so natürlich wie möglich an die Haushalte weiterleiten“, so Schenkelberger. Sie unterstrich, dass das Wasser ohne jeglichen chemikalischen Zusatz physikalisch aufbereitet werde. Zudem werde in wenigen Monaten bei der neuerlichen Vergabe der Stromversorgung der täglich rund 35 000 Kilowatt verbrauchenden technischen Anlagen und Pumpen darauf gedrungen, dass das 140 Kilometer umfassende Netz mit regionalem Ökostrom versorgt und damit ein natürlich geschlossener Kreislauf geschaffen werde. Auch sorgt die Betriebsführung, zu der auch der weitere Geschäftsführer Horst Schmeer gehört, dafür, dass ein sicheres Wasser-Verteilungsnetz vorgehalten wird.

Um die Beschaffenheit zu prüfen, hilft ein aus Kanada stammendes Mess-System. Mit ihm würden die verlegten Guss- und Eisenrohre sukzessive untersucht. Mit dem auf Schallwellen basierenden Verfahren wurde bisher die knapp neun Kilometer lange Hauptleitung, aufgeteilt in 150 bis 200 Meter lange Teilstücke, unter die Lupe genommen.

„Die Verteilung des Wassers steht am Ende einer Kette von Behandlungs- und Transportmaßnahmen“, unterstreichen die beiden Geschäftsführer. Sie stelle das Bindeglied zwischen Wassergewinnung und -verbrauch dar und habe die Aufgabe, das Lebensmittel Nummer eins den Verbrauchern so zu liefern, dass es möglichst jederzeit in ausreichender Menge, guter Qualität und genügendem Druck zur Verfügung steht.

Zur aktuellen politischen Diskussion um die beantragte Wasserförderung der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) im Kirkeler Taubental äußerten sich die beiden Wasserwerke-Geschäftsführer, dass gemeinsam mit der KEW Kommunale Energie- und Wasserversorgung AG, Neunkirchen, und der Stadtwerke St. Ingbert GmbH ein hydrogeologisches Gutachten in Auftrag gegeben sei, um aus unabhängiger Sicht die Situation und mögliche Veränderungen zu ermitteln. Dabei sollen auch die in den letzten Jahren veränderten klimatischen Verhältnisse mit in die Überlegungen einfließen.