Die Tivoli-Türme sind Geschichte

Blieskastel. Die Tivoli-Türme der ehemaligen gleichnamigen Malzfabrik sind weg. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde ("Tivoli-weg-Fest") ließ Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener am Samstagvormittag noch einmal die Geschichte dieser Negativ-Wahrzeichen der Barockstadt Revue passieren. Und es hatten sich einige Gäste in den Räumen der Stadtwerke Bliestal eingefunden

Blieskastel. Die Tivoli-Türme der ehemaligen gleichnamigen Malzfabrik sind weg. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde ("Tivoli-weg-Fest") ließ Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener am Samstagvormittag noch einmal die Geschichte dieser Negativ-Wahrzeichen der Barockstadt Revue passieren. Und es hatten sich einige Gäste in den Räumen der Stadtwerke Bliestal eingefunden. Zum Teil Gäste, die unmittelbar mit dem Abriss der Türme zu tun hatten, aber auch ganz "normale" Bürger, die sich noch einmal über den Abriss der beiden Mälzerei-Türme informieren wollten. Blieskastels Pressesprecher Fredi Brabänder hatte eine Fotodokumentation zusammengestellt, die in eindrucksvollen Bildern noch einmal im Zeitraffer die Ereignisse rund um die beiden Türme zeigte. Und auch im Foyer der Stadtwerke waren Bilder vom Fortgang der Arbeiten zu sehen. "Nein, es kommt keine Wehmut auf", gab sich Werner Schmidt ganz unsentimental. Der jetzt im Ruhestand lebende frühere Betriebsleiter der Malzfabrik war seinerzeit von Augsburg nach Blieskastel gekommen und leitete die Malzfabrik bis Dezember 1990. Der frühere Chef des Betriebes hat zwar noch viele Erinnerungen, gleichwohl möchte auch er, "dass es mit Blieskastel vorwärts geht". Und zum Industriedenkmal habe die Malzfabrik wohl auch nicht getaugt. Schmidt erzählt von den damaligen Plänen, wonach auch noch das ehemalige Ix-Markt-Gelände als Betriebsfläche hätte dazukommen sollen: "Aber das wurde dann wohl nicht genehmigt", erinnert sich der frühere Betriebsleiter. Gern denkt er noch zurück an den Steg rund um den 47 Meter hohen Malzturm: "Da hatte man einen fantastischen Blick über die Dächer von Blieskastel", schwärmt der frühere Mälzereimeister. Aber jetzt sind die Türme abgerissen, "ein Gedanke, an den man sich erst gewöhnen muss", meinte denn auch Michael Mayer. Er hatte seinerzeit eine Bürgerinitiative gegründet, nachdem der Gestank, die Rattenplage und auch der Tod eines Schülers auf dem Gelände der ehemaligen Malzfabrik ein Handeln zwingend erforderlich machten. Gleichwohl, auch darauf wurde am Samstagmorgen hingewiesen, gab es auch andere Pläne. So wollte ein Besitzer nach der Schließung der Mälzerei auf dem Gelände eine Kureinrichtung schaffen. Die Gesundheitsreformgesetze aus den neunziger Jahren ließen diese Pläne scheitern. Auch hatte es zwischenzeitlich andere Vorstellungen zur Nutzung gegeben. Die Ideen reichten vom Biosphärenhaus bis hin zur Nutzung der Türme als Freizeiteinrichtung mit eigener Brauerei. Aber Bürgermeisterin Annelie Faber-Wegener ließ nicht locker: Im November 2006 wurde die Malzfabrik im Rahmen einer Zwangsversteigerung von der Stadt erworben, nun sind die Türme Geschichte. Ein Anlass zum Feiern also, es wurden Gedichte vorgetragen, und Ortsvorsteher Jürgen Trautmann bemühte sogar Altmeister Friedrich Schiller. Aber am Ende war es keine steife Feier, und der Ortsvorsteher hatte es sich nicht nehmen lassen, "Mini-Betonstücke des Turmes" mit Hilfe der Bäckerei Kuhn zu kleinen Köstlichkeiten versüßen zu lassen. "Weil es mit Blieskastel vorwärts geht, gibt's keine Wehmut." Werner Schmidt,Ex-Leiter der Malzfabrik

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