Die Natur immer genau im Blick

Altheim. Der rüstige, immerhin schon stolze 87 Lenze zählende Rudolf Faber erinnert sich im Gespräch mit unserer Zeitung an die Anfänge seiner Tätigkeit

 Rudolf Faber aus Altheim beim täglichen Eintrag seiner Beobachtungen für den Deutschen Wetterdienst. Seine Tätigkeit erfasst die periodischen Entwicklungs- und Wachstums-Erscheinungen der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf. Foto: Hans Hurth

Rudolf Faber aus Altheim beim täglichen Eintrag seiner Beobachtungen für den Deutschen Wetterdienst. Seine Tätigkeit erfasst die periodischen Entwicklungs- und Wachstums-Erscheinungen der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf. Foto: Hans Hurth

Altheim. Der rüstige, immerhin schon stolze 87 Lenze zählende Rudolf Faber erinnert sich im Gespräch mit unserer Zeitung an die Anfänge seiner Tätigkeit. "Edmund Firmery von der Gemeinde Altheim hat mich damals gefragt, ob ich mein Interesse an Feld und Flur nicht der Allgemeinheit als Phänologe zur Verfügung stellen könnte", so der gelernte Huf- und Wagenschmid sowie Waldfacharbeiter, der das aus dem Griechischen entlehnte Wort Phänologie erklärt. "Meine Tätigkeit erfasst die periodischen Entwicklungs- und Wachstums-Erscheinungen der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf. " Bei Pflanzen sind dies etwa Daten zur Blattentfaltung, Blüte oder Frucht-Reife und bei Bienen der Reinigungs- oder Sammelpflug, bei der Rauchschwalbe das erste Kommen und das Wegfliegen. Über die reine Beobachtung hinaus ergründet Faber die Zusammenhänge zwischen der biologischen Rhythmik und den Umwelteinflüssen, insbesondere den Witterungs- und Klimaverhältnissen mit ihren oftmals ungewohnten Abweichungen. In diesem Frühjahr etwa beim Kuckuck, zu dem ein Sprichwort gelte: "Am 7. April kann und am 15. April muss man seinen Ruf erstmals hören. Diesmal war der Vogel bereits am 31. März zu vernehmen, am 2. Mai summte der erste Maikäfer." Fein säuberlich hat Rudolf Faber täglich alle Beobachtungen notiert und der Zentralanstalt für Tierbeobachtungen mitgeteilt. Bei den Pflanzen versorgt Rudolf Faber den Wetterdienst in Offenbach, der die Altheimer Daten in eine Datenbank einspeichert und im deutschen meteorologischen Jahrbuch veröffentlicht."Die Daten bei den Pflanzen umfassen Forst- und Ziergehölze sowie landwirtschaftliche Kulturpflanzen, weiter Obst- und Reben"", erklärt Faber seine umfangreiche Arbeit, die ihn täglich herausfordere. Beispiel Kirschbaum: Vom Beginn der Blüte bis zur herbstlichen Blattverfärbung und einem etwaigen Befall werden Notizen gefertigt, Beispiel Hafer: Bestellung, Beginn von Auflaufen, Rispenschieben, über die Gelb-Reife bis hin zur Ernte gilt es zu notieren. "Hauptnutzer unserer Beobachtungen sind die Land- und Forstwirte, die für eine Abschätzung der voraussichtlichen Erntetermine und Ernteerträge phäno-klimatologische Berechnungen benötigen, etwa zur Bekämpfung der Kartoffelkraut- und Knollenfäule, ausgehend vom Aufgangstermin der Kartoffel", weiß der Experte. Medien und Reiseunternehmen, Mediziner, Imker und waldbiologische Forschungen profitieren ebenfalls von den Ergebnissen des Beobachters. Ohne Rudolf Faber und seine ehrenamtlichen Kollegen könnte das als vorbildlich geltende deutsche Wetter- und Klima-Mess-System in der vorhandenen Güte und Struktur nicht bestehen. Rudolf Faber, der sich mit Fachliteratur ständig weiterbildet, ist froh, dass ihn seine Ehefrau Hannelore (sie verstarb 2005) all die vielen Jahre in seinem Hobby unterstützte. Vergebens wird ein Nachfolger gesucht. "Vor Jahren interessierte sich meine Tochter Annelie, die eine gute Gabe und Liebe zu Natur und Beobachtung hat, für mein Hobby. Doch nach der Wahl zur Bürgermeisterin von Blieskastel bleibt dafür keine Zeit mehr", bedauert der Altheimer mit dem besonderen Tagebuch, der sich daneben über 50 Jahre im DRK, weiter beim SV, den Anglern und beim Heimatverein stark einbringt. Viele Auszeichnungen sind sichtbare Zeichen für den engagierten und vielseitigen Naturfreund, der mit Bescheidenheit wertvolle Dienste leistet. "Hauptnutzer unserer Beobachtungen sind die Land- und Forstwirte."Rudolf Faber

Auf einen BlickAus der Ehe von Rudolf Faber (87) mit Hannelore (gestorben 2005) gingen die Kinder Paul und Annelie hervor. Die von Rudolf Faber übermittelten Messdaten und aufbereiteten Ergebnisse sind Grundlagen für eine Vielzahl von Entscheidungen und Untersuchungen. In Deutschland gibt es knapp 2000 solcher ehrenamtlicher Beobachter. Fabers Arbeit wird am heutigen Dienstag, 6. Juli, um elf Uhr im Blieskasteler Rathaus im Zimmer der Bürgermeisterin mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt. hh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort