Blieskastel Die Liebe zur Musik kennt keine Grenze

HOMburg/Bierbach/Bliesebersing · Peter Cervi aus Bierbach spielte mehr als zehn Jahre in einer französischen Band. Geblieben ist eine lange Freundschaft.

 Wie in alten Zeiten: Paul „Star“ Gruen (links) und Peter Cervi musizieren zusammen in Bierbach.

Wie in alten Zeiten: Paul „Star“ Gruen (links) und Peter Cervi musizieren zusammen in Bierbach.

Foto: Erich Schwarz

Peter Cervi ist vor allem im Saarpfalz-Kreis sehr bekannt. Das liegt zum einen daran, dass er viele Jahre Filialdirektor der Kreissparkasse in Blieskastel war und schließlich zum Vorstand der Bank aufstieg. Viele wissen auch zum anderen, dass Cervi ein hervorragender Klarinettist ist, auf heimischer Bühne sehr oft zu sehen und zu hören mit den Beer River Baskets. Was viele indes nicht wissen: Zehn Jahre spielte Cervi in einer bekannten französischen Band – dem Orchestre Paul Star.

Mit dem damaligen Bandleader und Cheforganisator der Musikergruppe, Paul Star, bürgerlich Paul Gruen, verbindet Cervi bis heute eine nun 50-jährige Musikerfreundschaft über die Grenzen hinweg. Cervi gerät noch heute ins Schwärmen, wenn er von den vielen Erlebnissen mit seinen französischen Musiker-Kollegen erzählt. Dabei hatte alles eher unspektakulär begonnen.

Als Cervi mit zwölf Jahren anfing, Klarinette zu spielen, hätte er wohl kaum daran gedacht, einmal in einem französischen „Orchestre“ als einziger Deutscher mitzuwirken. Aus dem Musikverein Gersheim heraus, bei dem Cervi mitspielte, wurde er gefragt, ob er sich ein Engagement bei der französischen Band vorstellen könne. Mit dem Fahrrad ging es dann zunächst nach Bliesbruck, von dort nahm ihn bei Auftritten der Schlagzeuger der Band mit seinem Auto mit. Und das Orchestre Paul Star wurde zu einer der meist gebuchten Bands im französischen Grenzraum zu Deutschland. Von Straßburg über Thionville bis St. Avold und darüber hinaus reichte der Radius der Formation, über 70 Auftritte wurden jährlich absolviert. „In Frankreich musste die Band ohne Unterbrechung spielen, da gab es – wenn überhaupt – höchstens mal eine ganz kurze Zigarettenpause“, erinnert sich Cervi. Und was auch noch wichtig war: „Wir tranken so gut wie keinen Alkohol bei den Auftritten, sonst hätte man das auch nicht geschafft.“

Cervi hat einiges verkraften müssen: Meist gingen die Auftritte bis tief in die Nacht, auch an Sonntagen. Dann die oft weite Strecke (bis zu 160 Kilometer) zurück nach Deutschland. Da mussten manchmal zwei Stunden Schlaf reichen. „Aber das machte mir nichts aus, für die Kunden und Mitarbeiter machte ich immer einen sehr ausgeruhten Eindruck“, lacht Peter Cervi.

Mit der Zeit schwappte der Ruhm des Orchesters auch bis nach Deutschland herüber. Wenn Paul Star auftrat, war etwa die Grenzlandhalle in Reinheim gnadenlos überfüllt. Donnerstags Probe, an den Wochenenden Auftritte – Cervi musste die damals noch existierende Grenze oft passieren. Und da der Grenzposten Reinheim ab 22 Uhr geschlossen war, erhielt Cervi sogar eine Sondergenehmigung zum Übertritt auch außerhalb der „Öffnungszeiten“ des Schlagbaums.

Er lächelt noch heute, wenn er an jene Geschichte denkt, als er für eine Familienfeier eine Kiste Rotwein über die Grenze „schmuggelte“ – und dann natürlich prompt erwischt wurde. „Das können sich die jungen Leute heute im Zeichen der offenen Grenzen kaum mehr vorstellen“, sagt Cervi. Geblieben aus jener Zeit sind auf jeden Fall die Erinnerungen und auch die bis heute andauernde Freundschaft zu Paul Gruen. Ihm, so erzählte der heute 85-jährige Lothringer im Gespräch, sei es nicht auf die Nationalität angekommen, der Musiker musste einfach gut sein, das war sein Anspruch. Der ihm einen Freund jenseits der Grenze bescherte.

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