„Die Kultur steht auf dem letzten Platz“

Niederwürzbach · Nicht nur ein Jahreskonzert stand beim Musikverein Niederwürzbach an. Auch das 60-jährige Vereinsbestehen wurde gefeiert. Eine Gelegenheit, um verdiente Mitglieder zu ehren, aber auch für kritische Worte.

 Ehrungen beim Msuikverein Niederwürzbach. Foto: Jörg Martin

Ehrungen beim Msuikverein Niederwürzbach. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Der Musikverein Niederwürzbach hat in der Pfarrkirche St. Hubertus im Rahmen seines Jahreskonzertes (wir berichteten) auch sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei ehrte Detlev Rekittke, Kreisvorsitzender Saarpfalz des Bundes Saarländischer Musikvereine (BSM), Mitglieder mit der bronzenen, silbernen und goldenen Ehrennadel nebst Urkunde für Ihre Zugehörigkeit zum Verein und zum BSM. Rekittke setzte sich erneut kritisch mit der aktuellen Situation der Musikvereine auseinander. "In Blieskastel haben wir die schlimmste Situation des Saarlandes", meinte der BSM-Kreischef. Es mangele den Vereinen an Rückhalt in der Politik.

Dies zeige sich auch bei Veranstaltungen. "Es lässt sich niemand blicken", gab Detlev Rekittke zu bedenken. Kulturförderung sei nur in größeren Städten üblich. Zudem kommen staatliche Unterstützungen nicht überall an. "Wir wollen nichts geschenkt haben", betonte Detlev Rekittke. Gleichzeitig könne eine Stadt wie Blieskastel von Musikvereinen nur profitieren. Der Chef einer Gemeinderatsfraktion habe ihm diese Einschätzung bestätigt. "Bei unserem Gemeinderat steht das Thema Kultur auf dem letzten Platz", zitierte Rekittke den nicht namentlich genannten Politiker. Ein weiteres Problem sieht der BSM-Funktionär in den Gebühren.

Die der Stadt Blieskastel seien die höchsten im ganzen Landkreis. Deshalb sei man etwa den Kirchen für Auftritte in den Gotteshäusern ohne Raummiete dankbar. "Was ist man in der Stadt wert?", fragte Detlev Rekittke weiter. Hilde Krebs, die Vorsitzende, Rückblick auf die Vereinsgeschichte. Sie erinnerte an 1881, als erstmalig eine Musikkapelle im Ort erwähnt wurde. Damals weihte die königlich-bayrische Bergmannskapelle St. Ingbert die katholische Pfarrkirche ein. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es zwei Musikvereinsgründungen.

Dabei konkurrierten die Familien Wesely und Klotz um Musiker. 1934 vereinigten sich die beiden Orchester, wurden aber bereits ein Jahr später von den Nazis aufgelöst. Die Bläser mussten zu nationalsozialistischen Veranstaltungen spielen. Nach dem zweiten Weltkrieg stellte die Feuerwehr einen Fanfarenzug zusammen. Daraus gründete sich am 19. August 1956 mit 24 Musikfreunden im Gasthaus Allgayer der heutige Musikverein Niederwürzbach . Dirigent war Heinz Müller, der später von Rudi Wesely abgelöst wurde.

Bekannt war der Verein neben dem weltlichen und kirchlichen Programm sowie der Teilnahme an Wertungsspielen für die Waldfeste. Diese fanden von 1972 bis 1980 an der Hütte des MGV 1860 im Allmend statt. 20 Jahre lang, ab 1974, leitete der heutige Ehrenvorsitzende Manfred Schwabe den Verein. Seit 1977 nutzt der Zusammenschluss die Proberäume im ehemaligen Bürgermeisteramt.

Zum Thema:

Auf einen Blick Ehrungen: Eva Rekittke und Nico Werth (beide zehn Jahre); Bund Saarländischer Musikvereine : Alexander Degel, Andreas Becker, Anne Schröder, Julia Meyer, Manuel Becker, Nicole Allgayer, Nicole Luck, Sandra und Sonja Rekittke (alle 15 Jahre), Niko Burgard (25 Jahre) und Hans-Jürgen Geiger (40 Jahre). jma

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