Fünf Jahre nach dem großen Zuzug Es erwuchs eine enge und tiefe Freundschaft

Blieskastel · Die Flüchtlingshilfe für Neuankömmlinge in Blieskastel engagiert sich seit fünf Jahren. Sie funktioniert noch immer.

 Die guten Seelen der Kleiderkammer in Mimbach sind (von links) der Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Manfred Gentes, Birgit Neuhardt, Nicole Schön und die Leiterin der Einrichtung Steffi Richter-Schneider.

Die guten Seelen der Kleiderkammer in Mimbach sind (von links) der Vorsitzende der Flüchtlingshilfe Manfred Gentes, Birgit Neuhardt, Nicole Schön und die Leiterin der Einrichtung Steffi Richter-Schneider.

Foto: Wolfgang Degott

Der Breitfurter Manfred Gentes führt seit knapp drei Jahren die rund 100 Mitglieder zählende Flüchtlingshilfe in der Stadt Blieskastel. Er kann sich sowohl auf die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung als auch auf ein gutes Vorstandsteam verlassen, mit dem alle Arbeiten erledigt werden können. Eine wichtige Stütze dabei ist seine Stellvertreterin, die Webenheimerin Steffi Richter-Schneider. Sie führt seit vier Jahren die gut sortierte und gut frequentierte Kleiderkammer. Untergebracht im der Stadt gehörenden ehemaligen Sportheim des TuS Mimbach sind seit fast zwei Jahren neben den Flüchtlingen auch alle anderen Menschen, die Hilfe brauchen, willkommen. „Es kann jeder kommen, egal, wo er herkommt. Die Kleiderkammer ist für jeden offen, und alles läuft unbürokratisch“, betont sie. Mittlerweile zählen nicht nur Menschen aus dem Stadtbereich sondern unter anderem auch aus der Gemeinde Gersheim, Saarbrücken oder auch Homburg zu ihren Kunden. Mit der Öffnung wollte man auch vom Klischee „nur für Flüchtlinge“ wegkommen.

Steffi Richter-Schneider, die seit zehn Jahren auch bei der Homburger Tafel ehrenamtlich mitarbeitet, zeigt beim Rundgang durch die Kleiderkammer, dass für jeden etwas dabei ist, ob Mann, Frau oder Kind. Auch Gerätschaften für die Küche, Kinderwagen, Bettwäsche, Handtücher und Schuhe gehören zu den Spenden von Mitmenschen, die in den einzelnen Räumen fein säuberlich aufgereiht sind. Für die gebürtige Hallenserin an der Saale, die vor 30 Jahren kurz vor der Wende die damalige DDR verlassen hatte, war es eine Herzensentscheidung, bei der Flüchtlingshilfe mitzumachen, als diese im Juli 2015 gegründet wurde. Heute kann sie sich insbesondere auf die Unterstützung der beiden Webenheimerinnen Nicole Schön und Birgit Neuhardt sowie Anne Presser aus Zweibrücken verlassen.

Aber auch einige Flüchtlingsfrauen und Vorstandsmitglieder helfen, wenn sie gebraucht werden. Die Kleiderkammer ist jeweils am zweiten Mittwoch des Monats von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Zwischen 50 und 60 Personen nutzen diese Öffnungszeiten normalerweise. Das Leitungsteam wünscht sich, dass an der Landstraße, der Abzweigung zur Kammer sowie am Haus selbst ein Hinweisschild angebracht wird. Neben der Kleiderkammer betreut die Flüchtlingshilfe noch eine Fahrradwerkstatt und ein Möbellager, beides in Breitfurt. Im privaten Bereich hat sich das ehrenamtliche Engagement auch bemerkbar gemacht. So lebt in einer weiteren Wohnung von Manfred Gentes seines Eigenheims in Breitfurt das syrische Ehepaar Al Daher mit ihren beiden Kindern, Retal (3) und der ein Jahre alte Muhammad Nur. Beide Familien sind eng zusammengewachsen, unternehmen vieles gemeinsam. Und wie ist es dazu gekommen? Er lernte das damals noch kinderlose Paar schon bei seiner Ankunft in Breitfurt kennen. „Beide saßen damals als letzte noch im Bus. Ihnen wurde eine kleine Wohnung zugeteilt“, erinnert sich Gentes, dessen Kontakt mit den beiden jungen Syrern beim Deutschunterricht, den er gemeinsam mit Lena Jefferies im Martin-Bucer-Haus gab, vertieft wurde.

Bei einem gemeinsamen Essen in Homburg sprang der Funke dann endgültig über. Gemeinsam mit seiner Frau Ute entschloss er sich, die daheim leer stehende Wohnung an das Flüchtlingspaar zu vermieten. Die Neubürger stammen aus Idlib, der nordöstlichen Provinz des vorderasiatischen Staates. Deren Eltern wohnen, ebenfalls geflüchtet vor Krieg und Terror, noch in einem nordsyrischen Lager beziehungsweise in der Türkei.

Nach der Geburt der Kinder lebt die 25-jährige Fatima weiter zu Hause, während ihr Mann, der 29-jährige Abdulkarim, seit anderthalb Jahren als Paket- und Briefzusteller in Blieskastel und in der Gemeinde Mandelbachtal arbeitet. Zwischen den beiden Familien entwickelte sich schnell eine enge, tiefe Freundschaft über die unterschiedlichen Kulturen hinweg.

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