Kinder spielen zwischen Bäumen: Ein tolles Projekt in Blieskastel Die „Waldkinder“ fühlen sich pudelwohl

Blieskastel  · Ein ganz besonderer Kindergarten in Blieskastel macht von sich reden. Nach zwei Jahren zieht man eine überaus positive Bilanz.

 Schlittenfahren gehört auch zum Programm der Kinder mit ihren Erzieherinnen (von links) Ute Förste, Jutta Weyand und Laura David.

Schlittenfahren gehört auch zum Programm der Kinder mit ihren Erzieherinnen (von links) Ute Förste, Jutta Weyand und Laura David.

Foto: Wolfgang Degott

Nach knapp zwei Jahren ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz: „Der Biosphären-Waldkindergarten in Blieskastel hat sich etabliert und gut entwickelt“, so der zuständige Beigeordnete der Stadt, Guido Freidinger. Christine Herzog, Leiterin der städtischen Kindertagesstätte Ballweiler, zu der der Waldkindergarten gehört, freut sich ebenso über die gute Entwicklung. „Im kommenden Schuljahr werden wir erstmals komplett belegt sein, das Gruppenlimit von 20 Kindern zwischen drei und sechs Jahren erreichen“.

Nachdem Jutta Weyand 18 Jahre lang in der Kita in Webenheim gearbeitet hat, wechselte sie vor sieben Jahren nach Ballweiler, um dann als Standortleiterin im April 2019 ihre Zelte im städtischen Wald nahe den Bliestal-Kliniken aufzuschlagen. „Waldprojekte gehörten schon immer zu meinen bevorzugten Arbeitsgebieten. In guten Jahren konnte ich mit den Kindern alle vier Jahreszeiten erleben, mit ihnen einige Wochen im Wald verbringen“, so Weyand. Sie spricht von herausragenden Vorteilen, die die „Waldarbeit“ mit sich bringe und somit das beste sei, was man den Kindern zur Verfügung stellen könne. Auch würden innerhalb der Gruppe wesentlich weniger Konflikte, dafür mehr Gemeinsamkeiten auftreten.

So verhielten sich beispielsweise auffällige Kinder in der gänzlich anderen Umgebung unauffällig. Sogar in der mit ihren vielen Einschränkungen verwobenen Corona-Zeit biete die Wald-Pädagogik unter freiem Himmel viele Vorteile, werde das Ansteckungsrisiko minimiert und, im Gegensatz zu der Betreuung in Gebäuden, kann im Wald gemeinsam gesungen werden. Hinzu komme, dass zwei Erzieherinnen Gitarre spielen.

Es war die Idee des Bierbacher Forstdirektors und früheren städtischen Beigeordneten Georg Wilhelm – unterstützt vom einheimischen Förster Helmut Wolf –, die damit begannen, einen weiteren zu den deutschlandweit bestehenden über 1500 Waldkindergärten in der Biosphärenregion Bliestal zu platzieren. Das pädagogische Konzept, ausgearbeitet von Christine Herzog, Vera Hunsicker und Jutta Weyand, stellt die Natur in den Mittelpunkt. Auch ist es geprägt durch Selbstbestimmung, Bewegung, respektvollem Umgang mit der Natur und Gemeinschaftssinn. Doch sei das alles nicht in Stein gemeißelt, so dass auch die Interessen der Kinder berücksichtigt und das Konzept situationsbedingt angepasst werden könne. Nach Hospitation im weiteren saarländischen Waldkindergarten in Besseringen gingen sie dann mit den übrigen Erzieherinnen Ute Förste, Sandra Klingler und Doris Wesely sowie acht Kindern am 1. April 2019 an den Start.

Der Tag bis 13.30 Uhr ist strukturiert. Zu den Morgenritualen zählen nach der Begrüßung auf dem Hauptplatz, der Morgenkreis, das Feuermachen und gemeinsam zu frühstücken. Zudem steht ein Bauwagen zur Verfügung, in dem viele Materialien wie Mal-Utensilien, Naturmaterialien für den Kreativbereich, Bücher, Spiele und anderes deponiert sind. Ein Grillplatz und das Tipi-Zelt komplettieren die Ausstattung.

Danach hält der Wald viele Attraktionen bereit. So besteigen die Kinder Kletterbäume, balancieren über Baumstämme, relaxt werden kann in einer Hängematte und im Winter kann man Schlitten fahren. Eine große Rolle spielt aber auch die Walderkundung, die für Kinder Erlebnisse bereithält, über die man normalerweise nicht stolpert. Spinnen, Ohren- und Laufkäfer gehören dabei zu den Entdeckungen wie auch Rehspuren und Eichhörnchen, die zum Greifen nah sind. Und Ameisenhaufen werden beobachtet. Die Kinder sehen dem geschäftlichen Treiben der kleinen Insekten zu. So übt man mit Pflanzen und Tieren den achtsamen Umgang mit der Natur „live“ ein.

„Gerade das Fehlen von konfektioniertem Spielzeug weckt die Kreativität und regt die Fantasie an,“ so Weyand. Moos, Stöcke, Baumrinde oder Blätter bekommen ihren besonderen Reiz, da ihnen die Kinder im Spiel eine Bedeutung und Funktion zuordnen. Weyand: „Bei den Kindern sind Entwicklungsschritte täglich festzustellen, beispielsweise verbessert sich die Motorik sehr schnell“. Auch die Resonanz der Eltern sei sehr positiv, da sich die Drei- bis Sechsjährigen jeden Tag auf ihren Besuch des Waldkindergartens freuen und mit vielen Erlebnissen in die Familie zurückkehren. Sollte einmal eine längere Frostphase mit tiefen Minusgraden gemeldet, ein Unwetter vorhergesagt oder andere Naturgewalten zu erwarten sind, weichen die „Waldkinder“ in ihren Schutzraum im ehemaligen Kita-Gebäude Bierbach nahe der Kirche aus. Guido Freidinger spricht auch davon, dass gemeinsam mit dem Landesjugendamt geplant sei, einen weiteren Bauwagen im Waldkindergarten zu platzieren. Neben der Vergrößerung der Gruppe werde auch daran gedacht, die Betreuungszeit über 13.30 Uhr hinaus zu verlängern und auch Mittagsverpflegung anzubieten. Doch bis dahin wird noch etwas Zeit ins Land gehen.

Mehr Infos erhält man per Telefon (0157) 80 53 87 17 oder (06842) 5 15 14, sowie per E-Mail: kiga-ballweiler@blieskastel.de.

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